laut.de-Kritik

Boombap meets Bukowski.

Review von

Figub Brazlevic dürfte dieser Satz nicht gefallen: "Analog Slang" ist ein astreines Boombap-Album. Der Messias der real keependen Kopfnicker-Jüngerschaft, der es scheinbar nicht gern hört, wenn man das Kind beim Namen nennt, baut für Alphonzos Debütalbum wasserdichte Golden Era-Bretter, auf denen der Dresdner Rapper seine ersten Gehversuche wagt.

Geübt hat man ja schon mal gemeinsam - auf der vor ziemlich genau drei Jahren erschienenen EP "Naturgesetze". Und weil das offensichtlich ziemlich gut geklappt hat, haben sich Figub und Alphonzo erneut zusammengesetzt, um ein Album zu produzieren. Dieses ist vor allem eines: smooth.

Wohlig warm strömen die samtenen Jazz-Samples aus den Boxen, bevor der Berliner Beatmaker die Drums zum Brummen bringt. Mal etwas dunkler und träger, mal energetischer reiht Figub Beats aneinander, die sein charakteristisches Soundbild prägen: lässig und entspannt, nie aufdringlich, immer mit ein wenig schwärmender Nostalgie im Herzen.

Alphonzo fügt sich prima ein in dieses Easy listening. Er flowt entspannt, nicht zu laut und harmonisch mit den Beats. Für seine markante Erscheinung klingt die Stimme überraschend sachte, fast schon behutsam. Was seiner Delivery allerdings keineswegs in die Quere kommt.

Inhaltlich zeichnet Alphonzo ein ziemlich genaues Bild: Ein Einzelgänger, ein "neurotischer Musiker zwischen Wohlstand und Punk", der den Rest der Welt lieber beobachtet und dem Selbstdarstellungshype der Internet-Generation eher kritisch gegenüber steht und nebenbei Bukowski zitiert.

Luft nach oben gibt es trotzdem noch. So stiften die Bilder, die Alphonzo mit zeichnet, eher Verwirrung als Klarheit. So etwa in "Nackt", bei dem die "Schlangenlederoptik" erst zum "Pelz" und dann zum "Fell" mutiert, was die eigentliche Botschaft des Textes aber eher verwischt. Oder Metaphern, die nach hinten los gehen, beispielsweise in "Das Eigene Licht". Eine Zeile, die auf eine vorherige Til Schweiger-Line anspielen soll, irritiert dermaßen, dass der Rest des Songs eher untergeht: "Doch alles ist verklebt im Kopf, ist das Honig, der aus meiner Nase in mein Glas tropft?".

Die Smoothness des Albums birgt zugleich ein kleines Manko: Zwar ist "Analog Slang" durch und durch harmonisch, doch gleiten die Songs etwas zu leicht am Ohr vorbei. Fast wünscht man sich ein paar mehr Ecken und Kanten. Nichtsdestotrotz gelingt Alphonzo ein amtliches Debütalbum, das den Soundtrack zu einigen entspannten Nachmittagen sponsern dürfte. Für einen, der sonst eher so Punk fabriziert, ist das gar nicht übel.

Trackliste

  1. 1. Letzte Worte
  2. 2. Analog Slang
  3. 3. WSG
  4. 4. Schwarz Weiss
  5. 5. Nackt
  6. 6. Das Eigene Licht (Feat. Marie Antoinette)
  7. 7. Zwei Zimmer Küche Bar (Feat. Netik Deputee)
  8. 8. Ratio Suffuciens
  9. 9. AllYouCanDrink (Feat. Classic Der Dicke)
  10. 10. Rost Auf Metall (Marie Antoinette)
  11. 11. Vinaros
  12. 12. Gesang Der Sirenen
  13. 13. Lucia

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