laut.de-Kritik
50 Minuten Stöbern in obskuren Plattenläden.
Review von Hannes WesselkämperEin weiteres Mal lädt Ariel Pink, der Pop-Weirdo aus Beverly Hills, zu einem Rundgang auf dem Flohmarkt der Popmusik. Hundertschaften an Kassettensingles und ranzige Demo-CDs im Fußraum des Tourvans von Animal Collective haben sich letztendlich zu einem elaborierten Zitaterausch gewandelt. Nur den Flohmarkt-Staub hat er mit seinem zweiten, sehr clean produzierten Album abwischt.
"Mature Themes" ist ein musikalischer Stream of Consciousness, ein ungeordneter Output voller pophistorischer Liebesbeweise. Über 50 Minuten stöbert Pink mit uns in obskuren Plattenläden, führt durch Haushaltsauflösungen und legt mal wieder diese eine CD auf, die damals im Jugendzimmer verloren gegangen ist. Dabei tauchen natürlich mehr oder weniger offensichtliche Schätze vergangener Dekaden auf.
Nicht nur in den absurden Lyrics erscheint immer wieder Frank Zappa auf dem Schirm. Die große Wandelbarkeit und die Abwesenheit von beschreibungstechnischen Einengungen verweisen auf die Musikikone. Auch Bezüge auf 60s-Größen wie die Byrds oder den poppig-aggressiven New Wave der Stranglers finden sich im Retro-Potpourri von "Mature Themes".
"Step into my timewarp", heißt es in "Is This The Best Spot". Genau das ist "Mature Themes" – Ariels persönlicher Zeitstrudel. Pink tritt nicht als der große postmoderner Kompilierer auf, der Popmusik durch bewusste Zitate dekonstruieren will. Pinks Flohmarkt-Pop sammelt, bewahrt und belebt vergessene musikalische Herzensdinge neu.
Dass dabei eine wilde Mischung herauskommt, die zwischen verschiedenen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hüpft wie ein derangiertes Kind beim Sackhüpfen, macht einen Teil des Charms aus. Außerdem findet man nicht immer nur Schätze auf dem Flohmarkt. Auch bei Ariel Pinks neuestem Stand findet sich neben vielen brillanten Momenten mindestens eine Diddl-Tasse.
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