Porträt

laut.de-Biographie

Ariel Pink

Er gilt als einer der letzten großen Freaks der amerikanischen Indie-Szene. Seit seinem zehnten Lebensjahr macht Ariel Rosenberg unter dem Namen Ariel Pink Musik. Er hat in jungen Jahren in seinem Kinderzimmer in Los Angeles bereits über 500 Songs in miesester Qualität auf Musikkassetten aufgenommen und dabei früh mit so ziemlich jedem Genre seit den 60er Jahren experimentiert: Pop, Folk, Rock, Glam, Soul, Funk, Punk.

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Wegen eigenwilliger Aufnahmetechniken und seinen oftmals strukturlosen Songskizzen gilt Ariel Pink jahrelang als ungekrönter König des Lo-Fi. "Ich bin nie von meinem Pfad abgekommen. Ich war musikalisch schon immer zwischen Michael Jackson, Metallica und Throbbing Gristle verwurzelt und habe mich auch nicht von Trends und Genre-Pflichtübungen einschüchtern lassen", sagt Ariel Pink unbeirrt über die Anfänge seiner Karriere.

Dabei gilt seine Musik als schwierig, nicht zuletzt, weil bei ihm eine Maultrommel lange das Schlagzeug ersetzt. Doch zum Glück gibt es im Animal Collective weitere Freak-Folk-Wirrköpfe, die Ariel Pink mit seinem Achtspur-Krach auf ihr experimentell angelegtes Label "Paw Tracks" holen.

Über sein 2004er Album "The Doldrums" schreibt Pitchfork: "Das Album ist ein exzessives menschliches Spektakel. Man stelle sich vor, autistische Kids covern Songs von Brian Wilson oder Tom Waits." Und weiter: "Das Album ist so etwas wie die Echtzeitbeobachtung der Synapsen von Ariel Pink bei der Arbeit. Seine Nerven feuern entweder auf dem Niveau von Einstein Ideen ab - oder zielen daneben wie Harlekin-Babys."

Überhaupt, zwischen den Musikkritikern und Ariel Pink entbrennt keine Liebe auf den ersten Blick. Zu verschwenderisch gehe er auch auf den Folgealben "Worn Copy" und "House Arrest" mit seinem Talent als Songschreiber um. Mancherorts vergleicht man ihn bereits mit Devendra Banhart, noch so einem unvollendeten Weirdo.

Wild springen sämtliche Veröffentlichungen Ariel Pinks zwischen rauschendem Sunshine-Pop, spleenigem Psychedelic Rock, kitschigem New Wave und bloßem Stückwerk hin und her, immer wieder kramt der Musiker mit den zotteligen Haaren dafür alte Kassetten-Demos aus den Tiefen seiner Songkiste. 2009 allerdings gelingt Ariel Pink mit "Flashback", das nur auf Vinyl erscheint, seit langem wieder ein runder Hit.

"Flashback see the days are done / Flashback my love for you is gone / because of you everybody has withdrawn / my love for you is as addictive as a song." Das fetzt. Ein Jahr später legt Ariel Pink mit seiner Begleitband Haunted Graffiti nach: Das Album "Before Today" feiert man allerorts als großen Befreiungsschlag, da es im Tonstudio professionell aufgenommen direkt aufgeräumter und doch lässiger klingt als alle Veröffentlichungen Ariel Pinks zuvor.

Zur Belohnung geht es mit den Flaming Lips auf US-Tour. Die Jahre im Underground haben sich gelohnt. Seine Fans verehren ihn, egal ob er solo auftritt und über abgefeuerte Beats vom Tape singt oder mit Band in Holzschuhen eigenwillig wie das Rumpelstilzchen auf der Bühne herumpoltert. Der Mann ist und bleibt eben ein Freak, er kann nicht anders.

Ariel Pink - Dedicated To Bobby Jameson
Ariel Pink Dedicated To Bobby Jameson
Leichtfüßiger Pop, der von tragischen Schicksalen erzählt.
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Danach nimmt er mit Haunted Graffiti die Platte "Mature Themes" (2012) auf, die zum Kritikerliebling avanciert. Auch das ambitionierte Soloalbum "Pom Pom" von 2014 erhält größtenteils positive Kritiken. Dennoch wirkt das Album in der Summe zu überladen.

Zuvor bietet Interscope Records Ariel Pink an, mit Madonna zusammenzuarbeiten. Als Reaktion äußert sich der Kalifornier abfällig über ihre Scheiben. Das Angebot der Plattenfirma, Songs für "Rebel Heart" (2015) zu produzieren, lehnt er ebenfalls ab.

Vor dem Release seines elften Studioalbums "Dedicated To Bobby Jameson", das im Herbst 2017 in die Läden kommt, lässt sich der Querkopf nach fünfzehn Jahren Ehe scheiden, obwohl er lange Zeit nicht weiß, dass er überhaupt noch verheiratet ist.

Andererseits klingt die Scheibe aufgeräumter als sein Privatleben vermuten lässt. Von seiner altbewährten Mischung aus Lo-Fi, Psychedelik und New Wave weicht der Kalifornier auch auf dieser Platte nicht ab. Trotzdem lässt sich hier wieder einmal so gut wie alles finden, das die Pop-Musik der letzten fünfzig Jahre so aufregend und spannend gemacht hat.

Anfang Januar 2021 fügt Ariel Pink seiner Karriere schweren Schaden zu, als er der Demo zugunsten des Wahlverlierers Donald Trump am Kapitol teilnimmt. Obwohl er später beteuert, nicht an den gewalttätigen Ausschreitungen teilgenommen zu haben und sogar einräumt, dass der von ihm gewählte Trump die Wahl verloren habe, fliegt er kurz darauf bei seinem Label Mexican Summer raus.

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Ariel Pink - Pom Pom: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2014 Pom Pom

Kritik von Julia Kindel

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