laut.de-Kritik
Ein dürftiger Versuch, an die eigene Vergangenheit anzuknüpfen.
Review von David HutzelMan könnte denken, die Arkells haben den richtigen Produzenten genau zur richtigen Zeit getroffen. Tony Hoffer nämlich kennt sich mit Pop-Leckerbissen genau so gut aus wie damit, alternative Klassiker zu formen. Schließlich saß er bereits bei den Kooks oder M83 an den Reglern und ist zudem mit Beck befreundet. Dürfen wir von "High Noon" also einmal mehr große Verdienste Kanadas für die Pop-Welt erwarten?
Dem vor rohem Gitarren-Elan strotzenden Opener des dritten Arkells-Langspielers jedenfalls merkt man die Bemühungen seitens Band und Produzenten an: Die Kogge vom Lake Ontario macht sich bereit. Segel setzen und auf zu neuen Kontinenten. Nach Europa, zum Beispiel. Da blieb den Arkells eine ähnlich steile Karriere wie in ihrer Heimat bisher verwehrt.
Statt nun aber die erdigen Momente von "Jackson Square" oder das etwas experimentelle Pathos des Zweitlings weiter zu verdichten, folgen Arkells ganz anderen Pfaden, die ihren Sound potenziell breiteren Massen zugänglich machen sollen. So geht "High Noon" arg melodie- und refrainfixiert ans Werk, Instrumentierung wie Textpassagen halten sie dagegen stets simpel.
Die Tatsache allein, dass sich die Arkells hier gerne ans schnelle, melodische Gitarrenriff wagen, mag man ihnen schwerlich vorhalten. Hatten die Kanadier nicht mit genau diesem schnörkellosen und entschlossenen Verständnis von Musik zwei gute LPs eingespielt? Stimmt, nur ist "High Noon" im Gegensatz dazu eines dieser Alben, bei dem sich das Überstrapazieren des Indie-Pop-Gedanken in musikalischer Einfältigkeit manifestiert.
Auf den Punkt gebracht: Das Quintett um Sänger Max Kerman gerät merklich schnell an seine kreativen Grenzen. Wenn wabernde Disco-Synths im Vierteltakt vor sich hin blubbern ("Come To Light") und die Band zum x-ten Mal die rührende Klavier-Bridge bemüht, dann dürfte auch der letzte Fan bereits von Bord gegangen sein. Am Ende steht mit "High Noon" nicht mehr als der dürftige Versuch, an die eigene Vergangenheit zwischen Frightened Rabbit und Gaslight Anthem und die erfolgreichen Tanz-Experimente von Arcade Fire anzuknüpfen.
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