laut.de-Kritik
Weit mehr als nur ein One-Hit-Wonder.
Review von Kai ButterweckMit ihrem Vodafone-Hit "Way Back Home" wurden die beiden Australier Jack Glass und Chris Stracey alias Bag Raiders praktisch über Nacht zu Stars am Electro-House-Himmel. Nun präsentiert das Aussie-Duo sein selbstbetiteltes Debüt und versucht damit der Musikwelt zu beweisen, dass es sich bei ihrem Schaffen um weit mehr handelt, als um ein reines One-Hit-Wonder-Projekt.
Zehn Songs – inklusive der oben bereits erwähnten Hit-Single - stehen den Beiden treu zur Seite und geben sich redlich Mühe, kritische Stimmen mit einem ausgewogenen Mix aus Dance, Acid, House und Rave, bereits im Keim zu ersticken.
Die Suche nach einem ebenbürtigen Ohrwurm wie "Way Back Home" verläuft weitgehend im Sande, dennoch fördert das Album in seiner Gesamtheit vor allem eines zu Tage: Homogenität.
Und genau das ist es, womit viele Newcomer auf ihren Debüts zu kämpfen haben; nämlich einem erfolgreichen Dreiminüter ein in sich stimmiges Gesamtwerk folgen zulassen. Einen Hit zu schreiben ist schon schwer genug. Aber einem Album die nötige Einheitlichkeit und Harmonie zu verpassen, so dass jeder einzelne Track ein essentieller Bestandteil des Ganzen darstellt, ist wahre Kunst und ein Beleg dafür, dass eine Band Zukunft hat und ihr Opus mit Identifikation glänzt.
Die beiden Sound-Tüfteler aus Down-Under beweisen vor allem ein großes Gespür dafür, Sound-Vielfalt in Einklang zu bringen. So tanzt sich beispielsweise "So Demanding" jazzig und funkig in die Gliedmaßen, während "Not Over" dem lupenreinen House huldigt und mit eingängigem Refrain aufwartet.
Die punktuell eingesetzten Vocals von Gästen wie Dan Black ("Sunlight"), Rhys Taylor ("Shooting Stars"), Giselle Rosselli ("Gone Away"), Simon Jones ("Not Over") und Martin Solomon auf "Way Back Home", humanisieren nicht nur die einzelnen Songs, sondern verhelfen dem Gesamtpaket zu wohldosierter Melancholie innerhalb durchgehender Tanzbarkeit.
Während die Experimentierfreude und die Verspieltheit der beiden Protagonisten stets im Vordergrund stehen, bilden warme Keyboard-Themen den roten Faden auf dem Album. Von wegen One-Hit-Wonder. Die Bag Raiders beweisen mit ihrem Erstlingswerk, dass sie mehr sind, als nur ein kurz aufhellender Stern am Kommerz-Firmament.
3 Kommentare
Jepp, "Shooting Stars" und "Sunlight" klingen ebenfalls frisch und unverbraucht - gefällt.
Dito, das sehe ich genauso. Wobei man ausnahmsweise auch mal eine Single huldigen muss: Way back home ist einfach nur derbe geil!!
Album gefällt sehr!
Da bestätigt sich so manches Mal das Vorurteil vom altinternationalen Müsli, der jede Mainstreamscheibe für einen götzenhaft verehrten Stinker der realschulgebildeten unteren Mittelschicht und jede eigene Kondulenz für einen erfolgreichen Schwertstreich im Kreuzzug gegen die antiökologische Asozialität des spießigen Pop-Thron hält.
Man kann sich schon vorstellen, WELCHE Hörertypen die abgegeben, wenn sie wider jeden Wunsches mit ihrer natürlich REIN PRAKTISCHEN Ansicht die Familie zum Wanderurlaub ins Ötzital kutschieren müssen