laut.de-Kritik

Der Brass-King nebst Sohnemann heizt gut ein.

Review von

"The Promise": Das Versprechen. Im Film "Nomaden Der Lüfte" heißt es tränendrückend pathetisch:

"Die Geschichte des Vogelzugs ist die Geschichte eines Versprechens. Es ist das Versprechen der Wiederkehr."

Der unumstrittene King des Roma-Trötensports ist wieder mit einer Studio-Aufnahme am Start. Boban Markovic und sein Orkestar haben schlicht und einfach die dicksten Backen des Geschäfts. Damit fegen sie nicht nur regelmäßig im Mekka des Tutens und Blasens, Guca, die Konkurrenz von der Bildfläche. Auch auf Festivals, wie zuletzt beim ungarischen Mega-Event Sziget, hinterlassen sie selbst bei Leuten, die dem Genre normalerweise eher distanziert gegenüber stehen, erstaunte Gesichter.

Damit verquicken wir sogleich die Crux, die mit einer derartigen Einspielung einher geht: Nämlich die fehlende Magie des unmittelbar erfahrbaren Auftrittes. Zwischen Dorf-, Hochzeits- Geburtstagsfesten, bei denen die Orchester der Roma normalerweise gerne aufspielen, und dem Festhalten mittels Studiotechnik besteht nämlich sehr wohl ein himmelweiter Unterschied. Die schweißtreibende Dynamik, der spontane Gefühlsausbruch weicht dabei einer gewissen kontrollierten Effizienz.

Ein mit Mariachi-Gewürz verfeinerter Cocktail aus mittel- und südamerikanischem Trompetengeflirre und Balkan-Rhythmen klingt spannend. Welche Kraft und Charisma "Latino" auf der Bühne entfachen könnte, fällt unter die Kategorie Spekulation, dürfte aber um einiges mehr Pfeffer im Popo besitzen als die vorliegende Aufnahme. Das emotionale Call & Response zwischen Musikern und Publikum fehlt hier einfach.

Obwohl die fetzigen Nummern bei Trompeten-Kapellen meist besser rüber kommen als dezent groovende Sachen, widerlegt gleich "Ajde Ajde Fato" diese Hypothese. Jener Fato soll erst hopplahopp machen und dann wieder warten ("čekaj, čekaj"). So richtig entscheiden kann sich Sängerin Jelena Markovic nicht. Egal. Die melancholische Intonation der Guten unterstützt den hin und her wogenden, schwergängigen Schlurfer ganz vorzüglich.

Bobans Söhnchen Marko darf auf "The Promise" ebenfalls sein musikalisches Scherflein beitragen. Und siehe da, eine sanfte Modernisierung des Sounds hält Einzug, wenn er die Schlagwerker bei "Voz" zu Hip Hop-Beats verdonnert, während er - ganz des Vaters Sohn - mit seinem Trompetenspiel brilliert. Superb! Da kann die zweite Marko-Nummer "Hansko Svitanje" nicht ganz mithalten. Der King himself erteilt im Verlaufe der CD die eine oder andere Lehrstunde in Speed-Brass. Besonders erwähnenswert: die fulminante Polka "Beli Dvor" mit kaum zu fassenden Tonfolgen im Maschinengewehr-Rhythmus.

Fazit nach 14 Tracks und 55 Minuten: Ich will das live sehen, wertes Orkestar! Und deshalb muss es umgemünzt auf Boban Markovic und seine Kumpanen ungefähr so lauten:

Die Geschichte der Studio-Aufnahmen des Boban Markovic Orkestars ist die Geschichte eines Versprechens. Es ist das Versprechen des künftigen Live-Auftrittes.

Trackliste

  1. 1. Latino
  2. 2. Ajde, Ajde Fato
  3. 3. Sunce Sjajno
  4. 4. Papigko
  5. 5. Paun
  6. 6. Meksikanka
  7. 7. Nok Je
  8. 8. Vegas Cocek
  9. 9. Voz
  10. 10. Erolka
  11. 11. Beli Dvor
  12. 12. Odlazak U Noc
  13. 13. Hansko Svitanje
  14. 14. Obecanje

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