laut.de-Kritik
Der Marlboroman des Rock verspricht Freiheit nach Feierabend.
Review von Eberhard DoblerSelbst wer keine Bon Jovi-Platten im Schrank hat, wird die Mehrzahl der Songs von "This Left Feels Right" kennen. Denn die zwanzigjährige Bandgeschichte von Jon Bon Jovi und Kollegen dürfte mittlerweile jeden akustisch gestreift haben. Vom Mainstream-Rockkorsett befreit, präsentieren Bon Jovi nun ihre größten Hits auf akustischer Basis und mit überarbeiteten Arrangements - inklusive zwei neuer Tracks.
Schon der Opener gibt die musikalische Neuausrichtung vor. "Dead Or Alive" empfängt den Hörer mit Sample-Beat und punktueller Rock-Attacke und funktioniert mit seinen Staccato-Streichersamples nach dem Remix-Prinzip. "Livin' On A Prayer" wird zur perlenden Ballade - der perfekte Track für kuschelige Kaminfeuer-Abende. Jon wird hier stimmlich von Olivia D'Abo, der Frau des Album-Produzenten Pat Leonard begleitet.
"It's My Life" gerät mit Klavier-Begleitung und gänzlich ohne Drums zur augennässenden Hymne, ähnlich dem orchestralen "Bed Of Roses". "You Give Love A Bad Name" rekuriert dagegen mit Slideguitar auf Blues. Überhaupt dürfte die Affinität zu gängiger amerikanischer Volksmusik einer der Erfolgsgaranten Bon Jovis gewesen sein. "Last Man Standing" und "Thief Of Hearts" sind Songs nach dem typischen Bon Jovi-Strickmuster.
Das anno 1992 mit Bon Jovi-untypischen Schlagzeugrhythmen eingespielte "Keep The Faith" überzeugt als Ballade weniger. Dennoch stellt sich "This Left Feels Right" als willkommene Abwechslung für all jene dar, deren Bon Jovi-Platten vom vielen Auflegen schon völlig abgegriffen sind: alte Hits im neuen Gewand, überwiegend als Balladen und Akustik-Versionen in modernem Sound aufgearbeitet.
Im neuen Arrangement offenbaren Kompositionen des Quartetts aus New Jersey zudem ihre Lagerfeuer-Romantik. Ähnlich wie Aerosmith oder Guns N'Roses zu ihren besten Zeiten verkörpern Bon Jovi den Mainstream-Rock, der dem normalsterblichen Worker die Freiheit nach Feierabend verspricht. Bandleader John Bon Jovi ist sozusagen der Marlboroman des Balladenrocks.
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