laut.de-Kritik
Der Gott des Gemetzels bittet zu Tisch.
Review von Dani Fromm"Murder, death, kill - we hungry!" Allen, die nach den ersten beiden Episoden seines Epos' den Hals immer noch nicht voll haben, serviert Brotha Lynch Hung nun den Abschluss der "Coathanga Strangla"-Trilogie. Wie gewohnt: roh und blutig. Mahlzeit.
Dass man monatelang mit tropfendem Zahn auf ein Album giert, weil man verdammtnochmal einfach wissen will, wie die Geschichte ausgeht, kommt nicht alle Tage vor - und spricht zweifellos für den Plot. Der Würger mit dem Kleiderbügel befindet sich noch immer auf freiem Fuß und frönt ungehemmt seinen Leidenschaften: töten, kochen, essen.
Auch wenn zweiteres notfalls auch ausfallen darf: Der bewährten Themen-Dreifaltigkeit bleibt Brotha Lynch Hung selbstverständlich treu. Er inszeniert seinen Serienkiller erneut als höchst kreativen Kopf, der Machete, Schlachterbeil und Steakmesser gleichermaßen versiert führt, und dabei noch kultivierte Tischmanieren an den Tag legt: "Can I Have A Napkin?"
Klar doch, aufzuwischen gibt es bei "Mannibalector" schließlich genug. Blut, Knochensplitter, Gedärm - Brotha Lynchs Fleischtheke bietet freie Auswahl. Zimperliche Vegetarier und zarte Seelchen, die zu Alpträumen neigen, sollten sich diesem akustischen Splatterfilm in ihrem eigenen Interesse vielleicht besser nicht aussetzen.
Auch diejenigen, die sich am Hörspiel-artigen Aufbau der beiden Vorgängerplatten störten, werden wenig Freude haben: "Mannibalector" hält Konzept durch und verbindet die Tracks mit zahllosen Skits zu einer fortlaufenden Handlung. Ständig klingelt irgendwo ein Telefon, springt ein Anrufbeantworter an, im Hintergrund dudeln die Nachrichten ... doch alles im Dienste der Story.
"This is my last time", hebt Brotha Lynch Hung in "Krocadil" an, und rast dann los. Sein Highspeed-Rap springt einem unmittelbar ins Gesicht - wenngleich, beim inzwischen dritten Teil, nicht mehr wirklich ohne Vorwarnung. "I just hate the way things are. I fuckin' hate the music now", wütet Lynch gegen alles und jenes, kotzt sich insbesondere aber über Skinny-Jeans-Träger und R'n'B-Sänger aus. "I'm ready to murder everything." Darauf ein Krokodilschnitzel.
Die manischen und depressiven Phasen der Hauptfigur spiegeln sich in der Musik: Traurig tropfendes Klavier trifft auf völlig wahnsinnige Streicher. Die Atmosphäre, stilecht durchzogen von Schlacht- und Schlabbergeräuschen und unterlegt mit wuchtigem Bass, gestaltet sich durchgehend derart kipplig, dass man nirgends weiß, in welches Extrem die Stimmung im nächsten Moment abrutscht.
Wie ein Herzschlag pumpt der Beat in "MDK". Der eigene Puls setzt allerdings immer wieder einen Moment aus, wenn quietschende Bremsen, aufgellende Instrumente oder fiese Scratches dazwischen fahren. Das Gefühl kennt bestens, wer klassische Horrorschocker zu schätzen weiß: Was kommt, liegt auf der Hand - und wenn es dann kommt, erschrickt man trotzdem fast zu Tode.
"Eating You" führt die Gratwanderung zwischen irrsinniger Feierlichkeit und gefeiertem Irrsinn exemplarisch vor: Gar schräge Töne entfleuchen dem grundsätzlich edlen Klavier, hinter dem gespenstische Gesänge vorüber ziehen ... und stetig klappert Besteck dazu. Was lernen wir hier? Ein Tech N9ne-Tattoo schützt keineswegs vor Mannibalectors Gerätschaften.
Tech N9ne schaut natürlich trotzdem auf einen Happen herein. Er, Lynch und Hopsin, drei Götter des Gemetzels, lassen "Stabbed" zu einem dreiköpfigen Monstrum mutieren. Unter den übrigen Dinnergästen finden sich Yelawolf, Brenz und Wrekonize, Trizz, Irv Da Phenom oder G-Macc - die üblichen Verdächtigen. Sie alle assistieren einem Handwerker, der eigentlich keine Assistenz nötig hätte: "Look at me - I'm three people" - mindestens!
"It wasn't as bloody as it seems." Über diese Beteuerung kann, wer bis zum finalen Knall durchgehalten hat, nur lachen. Nö, es war noch ein bisschen glitschiger. "I'm done. Take that to the hood." Aye, Sir. Zu Tisch, es ist angerichtet.
17 Kommentare
Ist das wieder die uebliche Strange Music-Produktion? Ueber 79 Minuten (weniger ist mehr?) ist das naemlich doch oft ermuedend. Der Bruder war fuer mich naemlich mit Keak Da Sneak der beste Westkuestenrapper, bis dann Kendrick kam. Habe schon den 2. Teil der Trilogie nicht mehr gehoert.
kann es sein, dass hier leute besser bewertet werden, wenn sie neger sind? rassismus? ich meine ein Basstard, ein Vork eine HT oder Bloodsport-scheibe mit IDENTISCHER thematik würde hier HÖCHSTENS einen halben punkt kriegen... aber kaum legt ein "Bruder" so eine scheibe vor...
@Torque (« kann es sein, dass hier leute besser bewertet werden, wenn sie neger sind? rassismus? ich meine ein Basstard, ein Vork eine HT oder Bloodsport-scheibe mit IDENTISCHER thematik würde hier HÖCHSTENS einen halben punkt kriegen... aber kaum legt ein "Bruder" so eine scheibe vor... »):
da hab ich beim letzten basstard-album doch glatt vergessen, den farbfilter einzzuschalten. hätt' ich dem nur einen halben punkt geben dürfen? soll nicht wieder vorkommen.
Musst du eigentlich immer wieder beweisen wie dämlich du bist und wie wenig Ahnung du von irgendetwas hast? Anstatt stupide nachzuplappern was der gfds von sich gibt, solltest du einfach mal recherchieren. So eindimensional wie es dort dargestellt wird, ist es nämlich nicht, was du auch wüsstest, wenn du den Artikel mit Verstand und Reflektion gelesen hättest. Du bist de facto (so schreibt man das meistens) ein Depp.
http://web.archive.org/web/20070928101946/…
Generali
Naja, ich bin mit der Erklärung des DJV nicht so d´accord. Bleib ma auf dem Teppich Du selbsternannter Hampelmann.
Habe jetzt aufgeschlossen und finde Teil 1 nach wie vor am besten. Bei den beiden Nachfolgern fehlt mir die Introspektion wie bei 'Meat' oder 'I Tried To Commit Suicide', das hast du in deiner damaligen Rezi ja auch gelobt, Dani. Lynch kann am Mikrofon alles, im Gegensatz zu z.B. Tech N9ne aber auch stimmlich Emotion rueberbringen, Tech ist fuer mich inzwischen einfach nur noch ein Roboter und als Featuregast Negativpunkt. Lynch ist mit auch am besten, wenn er sich halbwegs auf seine Wurzeln beruft ('Anotha Killin'' damals), die meiner Meinung nach immergleich sterile Produktionssosse von Seven truebt den Eindruck doch, weil Lynch eben vor allem nicht der sterile Tech N9ne-Typ ist. 'Season Of Da Siccness' klang weit beklemmender. Ein Kollaboalbum mit Em waere traumhaft, Depri- oder Psychoschiene scheissegal.