laut.de-Kritik

Solider Hip Hop mit vielen Stars, aber ohne Höhepunkte.

Review von

Selbstverständlich bewegen sich die Erwartungen an ein neues Busta Rhymes-Album im oberen Bereich. Selbstverständlich stammen die Beats ausschließlich aus hoch angesehenen Schmieden. Selbstverständlich wird die Handschrift Dr. Dres zu spüren sein - schließlich haben wir es mit einer Aftermath-Veröffentlichung zu tun. Selbstverständlich treibt die Gästeliste nicht nur dem hartgesottenen Fan den Schweiß auf die Stirn. Selbstverständlich. Selbstverständlich ist die Enttäuschung vorprogrammiert.

Haaalt, Frau Fromm! So einfach dürfen wir den Leader der New School dann doch nicht abfrühstücken, liefert er doch, was man letztlich nicht genug würdigen kann: ein grundsolides Hip Hop-Album, dem zwar die großen Spitzenklasse-Momente fehlen, das aber dennoch durchgehend Macht, Feuer und Biss demonstriert und auf faszinierende Weise absolut aktuellen Produktionen den Zauber der alten Schule einhaucht.

Anders ausgedrückt: "You try to compete? You'd better be good!". Busta das Wasser reichen zu wollen - eine echte Herausforderung. Ob tief eingebettet in ein vielschichtiges Instrumental ("How We Do It Over Here") oder merkwürdig kontaktlos neben einer stampfenden, hart akzentuierten, minimalistischen Swizz Beatz-Produktion herlaufend: Bustas Rhymes, präsent, zwingend und zu jedem Zeitpunkt absolut souverän, stellen eine Klasse für sich.

Das Hit-Potenzial bleibt überschaubar, eingängige, R'n'B-verbrämte Clubtracks fehlen - und ich bin dankbar dafür. Okay, "I Love My Bitch" mit Kelis, produziert vom derzeit allgegenwärtigen Will.I.Am, gibt sich mit schwungvollem Groove recht eingängig. Oberflächliche Feierei sucht man bei Busta Rhymes allerdings vergebens. Die Stärke von "The Big Bang" liegt auf anderem Gebiet. Busta rappt sich nachdenklich und wohlüberlegt durch eher gebremste Szenarien. Schier unfassbare Horden namhafter Produzenten tragen - jeder auf seine Weise - zur musikalischen Ausgestaltung bei. Dr. Dre sorgt für breit angelegte Sounds, die kaum je die Grenze zur Überfrachtung verletzen.

Ihr wollt einen Anspieltipp? Merket auf: "Been Through The Storm" brilliert mit wohldosiertem Piano und Streichern, Bustas Zeilen und der Gesang Stevie Wonders greifen ineinander, als sei es nie anders vorgesehen gewesen. Eine Nummer mit Lieblingslied-Potenzial, der man den tief im Kitsch angesiedelten, über Gebühr theatralischen Ausklang trotzdem verzeiht. Sha Money XL und Dr. Dre begeisterten mich über mehrere Minuten mit einer derart gelungenen Komposition, dass sie mich dafür am Ende gerne in eine Hollywood-Schmonzette entführen dürfen.

Für den Blick zurück bleibt reichlich Raum. Die eigenen Wurzeln werden beleuchtet, sinnig Naughty By Nature zitiert. Der prüfende Blick gleitet zurück, back in the days, in aller Melancholie steckt doch immense Kraft.

Warum möchte ich eigentlich keine bessere Bewertung abgeben? Weil es verdammt noch mal selbstverständlich ist, dass Busta Rhymes, unterstützt von Q-Tip, Missy Elliott, Stevie Wonder, Rick James, Raekwon, Kelis und Nas und produziert von Dr. Dre, Swizz Beats, Timbaland, Sha Money XL, DJ Scratch, Green Lantern, dem seligen J. Dilla und Erick Sermon ein ordentliches Album auf die Beine stellt. Bei einem derartigen Staraufgebot hätten es ruhig noch ein paar Wow-Effekte mehr sein dürfen.

Trackliste

  1. 1. Get You Some
  2. 2. Touch It
  3. 3. How We Do It Over Here
  4. 4. New York S***
  5. 5. Been Through The Storm
  6. 6. In The Ghetto
  7. 7. Cocaina
  8. 8. You Can't Hold The Torch
  9. 9. Goldmine
  10. 10. I Love Me B****
  11. 11. Don't Get Carried Away
  12. 12. They're Out To Get Me
  13. 13. Get Down
  14. 14. I'll Do It All
  15. 15. Legend Of The Fall Offs

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Busta Rhymes – The Big Bang €6,61 €3,00 €9,61
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Busta Rhymes – From the Coming to the Big Bang Mixtape €15,99 €3,00 €18,98

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Busta Rhymes

Hip Hop ist den Kinderschuhen entwachsen, ebenso wie seine größten Stars. Kaum einer weiß das besser als Busta Rhymes, zu suchen unter den ganz alten …

91 Kommentare, davon 62 auf Unterseiten

  • Vor 17 Jahren

    das ist mal ein korrekter artikel!
    Das Album ist einfach nur Hammer-Produziert. Busta Rhymes zeigt mit einem Bang das er wirklich einer der biggesten im Geschäft ist. Und mit Dre im Rücken konnte das nur klappen. Meiner Meinung nach das beste Album 2006

  • Vor 17 Jahren

    Stimme dir zu. Finde auch das dieses Album einer der Highlights des Jahres 2006 war. Die vielen Features stören zwar teilweise, tun aber der Kompaktheit des Albums ab.

  • Vor 16 Jahren

    Also mir geht das Album garnicht so richtig ab, ich hab mich komischerweise beim anhören total gelangweilt...irgendwie fehlte mir bei allem der "Kick" oder das einzigartige...bis auf touch it und new york shit wars echt alles en bisschen eintönig...