laut.de-Kritik
Bringt das Ghetto in die Dancehall.
Review von Dani Fromm"Loaded", das darf Busy Signal getrost lautstark behaupten. Er belädt seinen Zweitschlag bis zum Bersten mit unterschiedlichsten Themen und Styles und beweist: Reportagen aus der Ghetto-Realität lassen sich, ebenso wie fluffige Love-Songs, überaus tauglich für die Dancehall aufbereiten.
Ob gebetsmühlenartige Wiederholungen in gedrosseltem Tempo, gesungene Passagen, an Rap angelehntes Toasting oder Silbenschnellfeuer bis hin zu sich gegenseitig schier über den Haufen rumpelnden Worten ("No Escape"): Am Mikrofon hat Busy Signal einiges drauf. Häufig verbrämt mit einem metallischen Effekt, der Vocoder-Fans in Verzückung versetzen dürfte, transportiert seine Stimme ein breites Spektrum an Stimmungen und Emotionen.
"Gangsta no answer no private call", lässt Busy den unbekannten Anrufer wissen, um sich unmittelbar danach mit einem gewisperten "Hey Girl" heimtückisch an das nächstbeste Mädel ranzuschmeißen. In krassem Gegensatz dazu führt er mit "Won't Let You Go" oder "Automatic" Reggae-lastige Schmacht-Nummern im Gepäck.
Die geladenen Gäste passen sich der Themenvielfalt an. Wer könnte kompetenter aus dem Blickwinkel eines "Real Jamaican" berichten als Mykal Rose? In "Face Life" stellen Busy Signal und Demarco vor Piano-durchwehtem Hintergrund ein flehendes Gebet neben hastende Silben.
Musikalisch fährt "Loaded" ebenfalls eine amtliche Bandbreite auf. Synthieclaps und stechende Klänge beherrschen "Unknown Number". "Hey Girl" oder "Cool Baby" setzen auf knackig reduzierte Dancehall-Beats, während "Real Jamaican" oder "Murderer" durchaus theatralische Kulissen bemühen.
Angemessen finster grummelt es in "People So Evil". "These Are The Days" bedient sich der fiesen Atmosphäre, die bereits John Carpenter für sein "Halloween"-Thema aus dumpfen Bässen und nervenzerfetzend hohem Klaviergeklimper konstruierte.
In "Wine Pon Di Edge" oder "My World" fehlt dann leider ein wenig der Nachdruck. Zu verschliffen, zu wenig druckvoll geraten die Bässe. All das ist jedoch vergessen, wenn Marcia Griffiths' kraftvoller Gesang noch einmal ordentlich frischen Wind ins Spiel bringt: "Automatic" setzt einem Album doch eher drastischer Gangart einen überraschend sanftmütigen Schlusspunkt.
1 Kommentar
Das Album ist mir viel zu poppig und rnb-lastig.
Die elektronische Stimmenveränderung nervt einfach nur.