laut.de-Biographie
Charlie Musselwhite
In den 1960er Jahren saugt er in Chicago die Musik der Größen des elektrischen Blues auf: Ob Muddy Waters, Buddy Guy oder Howlin' Wolf - auch wenn die Erfolgszeiten des Genres rasch zu Ende gehen, nutzt der Mann mit der Mundharmonika die Chance, den Stil seiner bekanntesten Vertreter zu erlernen.
Dabei ist Charlie Musselwhite kein Afroamerikaner. Seine Familie mütterlicherseits stamme von den Ureinwohnern Amerikas ab (Choktaw oder Cherokee), erzählt er mit Stolz, er geht jedoch als "white Bluesman" durch.
1944 in einer kleinen Ortschaft in Mississippi geboren, wächst Musselwhite in Memphis, Tennessee auf. Dennoch kein schlechter Ort, Mitte der 1950er Jahre, denn bei den dort ansässigen Sun Records beginnen Elvis Presley oder Johnny Cash ihre erfolgreichen Karrieren. Davon kann Musselwhite nur träumen, hält er sich als Bauarbeiter und als illegaler Whiskey-Brenner ("Moonshine") über Wasser.
Zu Beginn der 1960er Jahre zieht er nach Chicago, wo er in einem Plattenladen arbeitet und die dortigen Blues-Größen kennenlernt. Mit John Lee Hooker entsteht eine Freundschaft, die bis zu dessen Tod 2001 Bestand hat - und die im weiteren Verlauf seiner Karriere noch wichtig sein wird.
Doch zuerst stellt Musselwhite eine eigene Band zusammen und veröffentlicht 1966 mit "Stand Back! Here Comes Charley Musselwhite's Southside Band" ein erfolgreiches Debüt auf dem Label Vanguard. Es baut eine Brücke zwischen Blues und Rock'n'Roll und enthält seiner Interpretation von Duke Pearsons "Cristo Redemptor" sein bis heute bekanntestes Stück. Vor allem: Es ermöglicht ihm ein Leben als professioneller Musiker.
Chicago ist out, Kalifornien ist in, also zieht auch Musselwhite nach Süden und macht sich in San Francisco einen Namen als "gestandener" Bluesman. Seinen ersten Gig dort spielt er im legendären Fillmore als Opener für Cream. Es ist die Blütezeit des Hippietums. "Ich war zwar keiner von ihnen, aber ich mochte sie sehr. Und sie mochten meine Musik", erinnert er sich.
Der große kommerzielle Erfolg gelingt ihm nicht, doch trotz großer Probleme mit Alkohol und später Hepatitis C bringt Musselwhite seitdem regelmäßig Alben heraus und kann auf zahlreiche Zusammenarbeiten zurückblicken, unter anderen mit Cat Stevens, Tom Waits, INXS und Eddie Vedder. Zudem dient er Dan Ackroyd als Vorbild für seinen Charakter Elmore Blues im Kultfilm "Blues Brothers" (1980).
Zu einer folgenreichen Begegnung kommt es Ende des Jahrtausends, als John Lee Hooker Musselwhite und Ben Harper für die Aufnahme des Stücks "Burnin' Hell" im Studio zusammenbringt. In den folgenden Jahren laufen sie sich immer wieder über den Weg, doch dauert es bis 2013, um gemeinsam das Album "Get Up!" an den Start zu bringen. Dafür ist der Erfolg umso größer: Neben einem Auftritt im Weißen Haus steht das Duo weltweit auf der Bühne und gewinnt den Grammy für das beste Blues-Album.
"Jenes Album ist im Studio entstanden. Dann waren wir fast zwei Jahre lang gemeinsam auf Tour und es wurde immer besser: der musikalische Umgang, die Band, unsere persönliche Beziehung. Als wir dann wieder ins Studio gegangen sind, waren wir geladen und bereit, loszulegen. Die Songs sprangen heraus wie wilde Pferde, die losrennen wollten", so Musselwhite über das zweite gemeinsame Album "No Mercy In This Land", das 2018 erscheint, natürlich gefolgt von einer Tour.
Dem Blues ist Musselwhite sein Leben lang treu geblieben. Oder der Blues ihm: Er "ist dein Kumpel in guten Zeiten und dein Tröster in schlechten. Er gibt dir die Kraft, weiter zu machen. Er ist Musik aus dem Herzen und nicht aus dem Kopf", erklärt er auf seiner Webseite.
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