laut.de-Kritik
Zum Gähnen schön.
Review von Lena Bayer"And who do you think you are? / Runnin' 'round leaving scars / Collecting your jar of hearts / And tearing love apart". Christina Perris "Jar Of Hearts" ist einer dieser Songs, den jeder schon unzählige Male auf einer Karaokeparty im Pub oder der hauseigenen Party bei SingStar mitgegrölt hat. Die Tracks auf "A Lighter Shade Of Blue" laden weniger dazu ein, sie sind trotz gewisser musikalischer Vielfalt eher zum Gähnen schön.
"Surrender" könnte mit seinem "Mmh mmh" auch die imaginäre Traumreise bei einem Yogakurs einleiten. Der Song versetzt in einen trance-ähnlichen Zustand und kapituliert in Folge mit Perris schluchzenden Worten: "Million things I need to fix / I make everyone crazy" und ihrer selbstkritischen Frage "Is it something about me?". Zumindest musikalisch gibt es an dem Track nichts auszusetzen.
Anders entspannt klingt ausgerechnet auch "Hurt". Hier singt Christina Perri die traurig-schöne Zeile: "I always feel blue / And you're like a wave of Beatles songs and yesterdays", unterlegt mit einem leicht melancholischen Countrysound. Sehnsucht spielt auch in "Evergone" eine tragende Rolle. In dem intensivsten Track des Albums verarbeitet die Sängerin den Verlust ihrer Tochter Rosie. Das geht tiefer, als jede Liebesballade gehen kann und lässt den wohl irreparablen Schmerz nur vermuten. Doch Perri stellt voller Power auch klar: "No one is evergone".
Nach der Gänsehautdusche tun die kitschigen Lines: "I made you mad / You drove me crazy / So simple then / But so complicated" in "Back In Time" ganz gut. Die zurückhaltende Stimme von Featuregast Ben Rector harmoniert mit der von Perri und kreiert im Zusammenspiel eine folkige Liebesnummer.
"Home" handelt von dem eigenartigen Gefühl, auf einer Party zu sein und sich nicht zugehörig zu fühlen oder gar nicht bemerkt zu werden: "Now, I'm sittin' hera at this party / And everyone's talkin' too loud / Nobody here even sees me". Perri wünscht sich daher an den Ort zurück an dem sie aufwuchs: "Around Salls Street, just killin' time, fallin' in love", denn: "LA's fine when the sun does shine / But I wanna go back to the Eastern Time".
Die zweite Hälfte des Albums verläuft textlich wie musikalisch vor allem eintönig. Hier hören wir Perris Stimme mal mit Autotune ("People Like You"), düsteres Glockenspiel ("Fever") und emotionale Klavierballaden wie "Mothers". Den Song über die Ängste von Müttern können wohl auch nur diese fühlen. Dafür fühlt wohl jeder die Schlussworte von Christinas dreijähriger Tochter: "I love you Mom".
Und weil Mütter einfach die Besten sind, singt die Perri auch noch einen Track über das Blau ihrer Mutter ("Blue"), das scheinbar auch als Inspiration ihres Albumtitels diente. Musikalisch fällt noch das schnellere "Time Of Our Lives" auf, bei dem die Drums zuschlagen und einen Kontrast zu dem dezent arrangierten Saxophon im schläfrigen "Roses In The Rain" bieten. Ein dunkleres Blau wäre für "A Lighter Shade Of Blue" womöglich noch besser gewesen.
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