Porträt

laut.de-Biographie

Clinic

George Clooney war einer dieser Klinikärzte, bei dessen Anblick Frauenherzen schneller schlagen. Auch Prof. Dr. Brinkmann und sein charming Sohn Sascha Hehn versüßen einigen Damen den Samstagabend und sind immer hilfreich und einsatzbereit.

Clinic - Fantasy Island
Clinic Fantasy Island
Die Briten servieren einen tropischen Disco-Funk-Synth-Cocktail.
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Hier soll nun von einer ganz anderen medizinischen Behandlung die Rede sein. Clinic heißt die absolut wirksame Pille aus Liverpool. Dieser Rock-Cocktail aus verschiedenen Stilen der Popmusik garantiert gute Laune und körperliche Fitness durch viel Bewegung und tänzerischen Einsatz.

Ade Blackburn, Hartley, Brian Campbell und Carl Turney heißen die heilenden Hände aus der Stadt der Beatles. Ihre Medizin nennt sich "Internal Wrangler" und die gibt es seit Mai 2000 legal und ohne Rezept im gut sortierten Fachhandel zu kaufen. Damit legen die vier Musiker endlich ihr Debut auf den Ladentisch.

Die medizinische Heilanstalt wurde 1997 in der Stadt der Pilzköpfe gegründet. Schon der erste operative Eingriff "IPC Sub-Editors Dictate Our Youth" zeigt die wundersame Heilung der Popmusik. Dieser erste Cocktail erscheint beim bandeigenen Label "Alladin's Cave Of Golf" und soll nicht das letzte Rezept für die bedürftigen Patienten sein.

Im Frühling 1998 nehmen Clinic mit "Monkey On Your Back" den zweiten Eingriff vor und der Zustand des Patienten wird stabiler. Ihr Können zeigen die Herren auch live auf dem legendären Glastonbury-Festival und begeistern sowohl Publikum wie Presse. Der NME bezeichnet Clinic als die beste neue Band des englischen Mega-Festivals 1998. Auch bei John Peel stieß die Behandlung der Doktoren auf Erfolg. Er beschreibt sie als "one of the very best bands we have in this country"!

Die nächste Single "Cement Mixer" wird gar im berühmten New Musical Express als "Pille der Woche" gefeiert. Aber die vier Mediziner nehmen sich keine Zeit, um ihre Kittel und ihren Mundschutz mal abzunehmen. Sie bereisen fremde Städte, um nach neuen Heilungsmethoden zu forschen.

Nach den Besuchen u.a. in New Orleans und New York kehren sie zurück in ihre Heimatstadt und im Sommer 1999 sind sie mit ihrer neuen Dosis "The Second Line" erfolgreich und der Patient glücklich und vorerst geheilt.

Im dritten Jahrtausend gibt es das Forschungsergebnis im Kombipack zu kaufen. Der erste Adrenalinausstoß "The Return Of Evil Bill" geht durch sämtliche Gedärme und lässt herbstlichen Temperaturen vor der Tür. Auch in Deutschland dürfen wir uns auf eine exzessive Behandlung der vier Liverpooler freuen.

Gemeinsam mit Radiohead gehen sie auf Europa-Tour und sind mit den Britpoppern u.a. in Berlin zu bewundern. Mit ihrem zweiten Album Walking With Thee werden Clinic für den Grammy nominiert (Best Alternative Album).

Nach intensiver Konzertreise und einem begeisterten Publikum stecken sie ihre ganze Kraft ins nächste Medikament. "Winchester Cathedral" soll eigentlich schon 2003 in jedem Medizinschrank dieser Welt stehen, doch Ade Blackburn, Brain Campbell, Hartley und Carl Turney sind zunächst nicht zufrieden mit ihren zwölf neuen Wunderpillen.

Der perfekte, musikalische Zaubertrank aus Pop, Jazz, Dance, R'n'R und Klezmer-Melodien betäubt nach intensiver Überarbeitung der musikalischen Meisterformeln erst den Sommer 2004.

In regelmäßigen Abständen lassen Clinic ihren Medic-Pop in Plattenform erscheinen. 2006 muss die Show mit "Visitations" weiter gehen. Damit folgt bereits Longplayer Nummer vier, und der Patient ist immer noch nicht tot zu kriegen.

Aufgenommen im eigenen Studio und abgemischt von Gareth Jones (Depeche Mode, Interpol), der auch schon für die guten Töne bei "Internal Wrangler" gesorgt hat.

Mit "Funf" erscheint 2007 die fünfte Platte der Liverpudlians Ade, Hartley, Brian und Carl. Eine rare Compilation diverser B-Seiten, pünktlich zu ihrem zehnjährigen Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch, damit ist den Pop-Chirurgen erneut ein Eingriff in die wundersame Welt der Mix-Kreationen gelungen. Hier findet Fan einige Lieblingsstücke mehr, sowohl wilde als auch sanfte Aufputscher.

Noch lange nicht sind die Song-Chaoten mit ihren musikalischen Klangexplosionen am Ende. Der Clinic-Sound ist eine Wissenschaft für sich, und 2008 heißt es schlicht und einfach "Do It". Die Euphorie geht weiter mit einer wilden verwirrenden Tanzmixtur, die durch ruhigere Balladen flankiert wird.

Ein detailliertes Hirngespinst mit Popappeal. Die Party steigt, und der Sound bleibt magisch. Unverkennbar wild und betäubend schön bleibt es auch mit den Nachfolgealben. Es heißt, jede neue Clinic-Platte klingt wie das Album zuvor. Dabei gibt es auch auf "Bubblegum" und "Free Reign I und II" psychedelische Retro-Rock-Sausen, die den typischen Sound der Liverpooler zu etwas Besonderem machen. Nach vielen Jahren ist die Band dann auch mal von MySpace in die Facebook-Atmosphäre eingedrungen. Jetzt bekommt man sie auch in den sozialen Netzwerken zu Gesicht, jedoch nicht ohne klinische Maske. Die Verkleidung behalten sie auch auf ihren Konzerten an.

2017 überraschen sie Berlin mit einer nostalgischen Live-Show, und da ist sie wieder, diese magische Anziehungskraft von Orgel, Beat, Melodica und dem Gesang Blackburns. Große Freude bereitet dann auch "Wheeltappers And Shunters". Nach sechs Jahren Plattenpause ein Lichtblick in düsteren und ungewissen Zeiten. Liverpool steht 2019 nicht nur in der Champions League im Finale, auch die Musik vom Mersey setzt immer wieder ein positives Zeichen.

Der Biorhythmus hüpft und der Kreislauf swingt. Operation erfolgreich, Patient tobt!

Alben

Clinic - Fantasy Island: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2021 Fantasy Island

Kritik von Kerstin Kratochwill

Die Briten servieren einen tropischen Disco-Funk-Synth-Cocktail. (0 Kommentare)

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