laut.de-Kritik
Die Briten servieren einen tropischen Disco-Funk-Synth-Cocktail.
Review von Kerstin KratochwillWillkommen auf "Fantasy Island", wo Human League und Kid Creole And The Coconuts eine Strandparty aufziehen mit einem schleppenden, aber funky Disco-Sound, den man als Electro-Rockabilly bezeichnen könnte. Clinic aus dem Nordwesten Englands haben für ihr mittlerweile neuntes Album ihre Vintage-Keyboards samt digitalem Casio-Horn und Space-Drum sowie Acid-Bass-Maschine – eine Cocktail-Rhythmus-Einheit aus den 1970er Jahren – ins musikalische Gepäck verfrachtet und sich tropischen Gefilden zugewandt.
Den heimischen Regen können sie dabei überhaupt nicht gebrauchen, und passenderweise sind die absoluten Highlights auf dem Album dann auch die fiebrige Cover-Version des Ann-Peeples-Klassikers "I Can't Stand The Rain" und das beatlastige biestige "Refractions (In The Rain)". Das Grammy-nominierte Duo imaginiert sich hier eine eigene Urlaubsinsel, über der stets eine psychedelische Disko-Kugel kreist und schräge Synth-Sequenzen auf verwaschenen Italo-Sound treffen, durchmischt mit kosmischen Klängen sowie bluesigem Art-Rock.
Klingt eigenwillig? Ist es auch – Bei Clinic bucht man keinen Pauschaltourismus, sondern individuelle Reise in groovig kauzige Klanggebäude, in denen man als Willkommensdrink eine "Dose Fruchtcocktail" – wie die Band selbst sagt – gereicht bekommt. Diese Leckerei wurde geschmackvoll von Claudius Mittendorfer (Parquet Courts, Neon Indian) gemixt.
Einmal mehr ist Clinics Sound schwer einzuordnen, ein wenig erinnern die Songs an die Verrücktheiten der Flaming Lips oder die Bohemienhaftigkeit eines Jarvis Cocker. Diese wären auf jeden Fall perfekte Reisebegleiter bei diesem irrsinnigen und irisierenden Album, dessen Titel einer Seventies-Serie entlehnt ist, in der Urlauber auf einer paradiesischen Insel dank eines magischen Milliardärs lang gehegte Wunschträume ausleben können. Bei einem Reboot hätten wir mit diesem Album schon mal den perfekten Soundtrack.
1 Kommentar
Schönes Plättchen!