laut.de-Kritik
Wall of Dudelsack statt brachialer Gitarren.
Review von Ulf KubankeCorvus Corax bringen mit "Gimlie" ihr zwölftes Album auf den Markt. Viel Licht und ein Schatten hatten sie stets zu bieten. Auf der aktuellen Scheibe gibt es weder Ausflüge in die Klassik, noch das totale Geballere der frühen Tage. Zwischen Kunst, Konzept und einem gelungenen Cover haben Corvus Corax im Alter ihre Mitte gefunden. Ein souveräner Sieg auf ganzer Linie.
Mit geschichtlichen und mythologischen Hintergründen geizten die Kolkraben noch nie. Diesmal nehmen sie sich so mancher nordischen Legende an. Hier ein wenig beowölfisches Grendeln, dort ein wenig irische Sagenwelt ("Derdriu"). Über allem das Dach des "Gimlie", nicht etwa Tolkiens kriegerischer Zwerg, sondern jener mystische Ort, in den die Überlebenden des Ragnarök als eine Art Paradies einziehen.
Im Gegensatz zu manch früherem Album erweist sich ihre archaische Musik als ideenreich nd komplett ausgereift. Dennoch sollte man - zumindest als Neueinsteiger - einen langen Atem mitbringen. Denn eingängiger Kirmeskrempel für Grobmotoriker war vorgestern.
Stimmige und uneitle Gäste wie etwa Jenny Evans-van der Harten (Omnia) oder der alte Inchtabokatable Robert Beckmann runden das Gesamtbild ab. Wer sich für die Details der verschiedenen Nordmannfolklore interessiert ist an der richtigen Stelle. Stimmungsvoll und virtuos passen Corvus Corax die jeweilige Stilrichtung exakt jener Region an, in der der jeweilige Text spielt. Mal keltisch ("Derdriu", "Crenaid Brain"), dann wieder eher skandinavisch ("Beowulf Is Min Namar").
Hinzu kommt eine perfekte Abmischung und Einordnung der vielen Einzelelemente, wie sie in der Geschichte der Mittelalter-Pioniere nicht immer selbstverständlich war. Nebenbei gelingt es ihnen, Partyvolk und den Zuhörer im stillen Kämmerlein an einen Tisch zu bringen, ohne sich zwischen alle Stühle zu setzen - etwa mit dem hitverdächtigen "Crenaid Brain".
Der Clou des Albums steht noch immer aus. Mit "Twilight Of The Thunder God" (Amon Amarth) gibt es erstmals das Cover einer Metalband. Der Leadgesang erinnert hierbei angenehm an die gothischen Sangesmomente Fernando Ribeiros von Moonspell. Statt brachialer Gitarren gibt es die Wall of Dudelsack. Auch die als Bonustrack beigefügte, etwas herbstlichere zweite Variante des Liedes überzeugt.
2 Kommentare mit einer Antwort
Ja sapperlot, ist es denn die Möglichkeit? Ich lese eine Rezi des Anwalts bis zu Ende, ohne dass mich ein Anfall rechtschaffener Entrüstung packt!
Gutes Album geworden, freue mich schon auf die Tour.
darauf einen . du alte kakkbrazze.....
Tja das passiert halt, wenn man einen Walfänger statt Moby Dick zu erlegen in trüben Fischteichen angeln lässt.