laut.de-Kritik

Musik und Mantras, um die Nerven zu beruhigen.

Review von

Roland Koch ist noch ein Begriff? Hessens Ex-Ministerpräsident dürfte einer der Ersten gewesen sein, die sich die Debüt-CD des religiösen Oberhaupts der tibetischen Buddhisten und Friedensnobelpreisträgers in den Player legten (oder streamt Koch schon?). Ja, man kann es kaum glauben, aber den CDU-Politiker verbindet eine Jahrzehnte lange Freundschaft mit dem Dalai Lama.

Warum Roland Koch an dieser Stelle? Er steht stellvertretend für die Bewunderung und Sympathie, die der Dalai Lama fast überall auf der Welt erfährt. Seine universellen und versöhnlichen Botschaften beeindrucken Menschen über Religionszugehörigkeit, politische Einstellungen, Ethnien oder soziale Schichten hinweg. Womit das Potential dieser CD, die auf den Tag genau am 85. Geburtstag des 14. Dalai Lamas erscheint, umrissen wäre.

Auf dem Cover prangen sein Name und sein Foto, weshalb "Inner World" so oder so Fans finden wird. Denn an der Musik kann es kaum liegen: Entspannungsmusik wie aus dem Buchladen, jedes Stück mäandert wohlklingend und beruhigend dahin. Dass sie jemand bewusst arrangiert hat, fällt nicht weiter auf.

Die Idee zur Platte hatte eine Anhängerin des Dalai Lamas, die junge, neuseeländische Musikerin Junelle Kunin. Sie überzeugte den Tibeter anno 2015, Lehrsätze und Botschaften (auf Englisch) sowie religiöse Mantras mit neu komponierter Musik zu verbinden - dies könne besonders Menschen mit emotionalem Stress helfen, zitiert der ORF ihr Argument. Kunin bereitete die Themen und insgesamt sieben Mantras vor und nahm den Dalai Lama auf. Danach kreierte sie gemeinsam mit ihrem Ehemann die Musik, beschreibt der Rolling Stone.

In den Billboard-New Age-Charts ging die Platte einige Tage nach Release auf eins - und damit ist von musikalischer Seite her fast alles gesagt. "One Of My Favorite Prayers" liefert besagten New Age-Stallgeruch mit gezupfter Akustikgitarre, chinesischer Flöte, etwas Rassel und tiefem Synthbass. "The Buddha" und "Compassion" bringen dagegen westliches Aftershowfeeling und Lounge-Jazz ins Spiel: Kontrabass, Klaviertupfer, Besenspiel, sanfte E-Gitarre und Synthflächen. "Courage" fügt erstmals Singstimmen ins Klangbild ein.

Bei "Ama La" gibt Ravi Shankars Tochter und Sitarspielerin Anoushka Shankar ein Gastspiel zu sanftem Weltmusikgroove. "Healing" klingt dann mit einem völlig deplazierten Cello wieder westlicher. Das von einer Akustikgitarre und verschiedenen Bläsern getragene "Wisdom" erinnert noch am ehesten an hierzulande gängige Songstrukturen. Klavierspiel dominiert "Purification", "Children" führt Vibraphon, helle Glockenspiel-ähnliche Klänge, Bass und ganz leises Schlagzeug zusammen.

Angesichts des Umstands, dem ORF zufolge kamen über 30 Instrumente zum Einsatz, könnte man ein interessantes und vielfältiges Album erwarten. Doch besagte Vielfalt erschöpft sich meist in nur wenigen Tönen, Akkorden oder kurzen Rhythmusmustern pro Instrument bzw. Sound. So lässt sich auch nicht wirklich von Improvisation sprechen. Letztlich bleibt "Inner World" vor allem Musik, um die Nerven zu beruhigen - das ist manchmal ja schon viel. Und natürlich bleibt die zentrale Botschaft des Dali Lamas, die die beiden Neuseeländer eigener Aussage zufolge befördern wollen: das Ziel einer friedlichen und mitfühlenden Welt.

Der Reinerlös von "Inner World" kommt übrigens dem Mind & Life Institute - die US-Nonprofit-Organisation widmet sich dem Dialog zwischen moderner Wissenschaft und Buddhismus - sowie dem Social, Emotional And Ethical Learning zugute, einem internationalen Bildungsprogramm, das der Dalai Lama in Kooperation mit der Emory University in Atlanta entwickelt hat.

Trackliste

  1. 1. One Of My Favourite Prayers
  2. 2. The Buddha
  3. 3. Compassion
  4. 4. Courage
  5. 5. Ama La
  6. 6. Healing
  7. 7. Wisdom
  8. 8. Purification
  9. 9. Protection
  10. 10. Children
  11. 11. Humanity

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