laut.de-Kritik

Schaurig schöne Sounds voller Melancholie.

Review von

Wenn sich Lisa Gerrard und Brendan Perry nach einer derart langen Zeitspanne noch einmal aufraffen, um ein neues Album aufzunehmen, darf sich das Duo nicht wundern, wenn die Erwartungshaltung der Fanschar in schwindelnde Höhen steigen. Nichtsdestotrotz treiben die beiden augenzwinkernd ihren Schabernack mit uns.

Nennen ihre Rückkehr "Auferstehung" ("Anastasis"), nehmen für die Covergestaltung ihres Albums aber traurige, verwelkte Sonnenblumen, die im schwarzweißen Bild ein dräuendes Armageddon verheißen. So gruselig wie die Abbildung und das eher platte "Amnesia", das als Vorbote des Albums schon Schlimmstes befürchten ließ, ist "Anastasis" dann doch wieder nicht ausgefallen.

Dramatische Änderungen im Soundkostüm fanden nicht statt. Wo das Duo in der Vergangenheit stets neue Territorien erkundete, nehmen Dead Can Dance Anno 2012 einfach aus all dem bisher Erforschten das, was ihnen am passendsten erscheint. Verspielte Extravaganzen bleiben auf der Strecke. Straighter denn je setzen sie ihre Songideen in die Tat um. Das Ergebnis ist ein stringenter Strauß von Songs, der nichts Revolutionäres bietet, aber auch ganz sicher nicht enttäuscht.

Mal klingt etwas orientalischer Einfluss ans Ohr, oder dezent asiatische Klänge umschmeicheln den Hörer. Gemein ist den Liedern ein gemächlicher Strom an Tönen und Stimmungen, gekleidet in ein reduziertes Kostüm. Das Dahinfließen bedeutet jedoch keineswegs langweiliger Gleichklang. Dafür sorgen außergewöhnliche Songs: In "Anabasis" geht Gerrard gewohnt außergewöhnlich und gekonnt ihrem Faible fürs Zungenreden nach. "Agape" verzaubert mit einem nordafrikanischen Flair und einem sanft treibenden Rhythmus.

Lediglich das eingangs erwähnte "Amnesia" fällt in der Tracklist qualitativ ab. Demgegenüber stehen jedoch Lieder, die mit zum Besten gehören, was das Duo bislang aus dem Ärmel geschüttelt hat. Vor allem das unfassbar schöne "Return Of The She-King" sticht gegen Ende monolithisch majestätisch heraus. Dudelsack-Klänge läuten ein wahrhaftes Song-Monster ein, das in einer Liste der besten DCD-Tracks ganz weit vorne landen dürfte. Perry nimmt gegen Ende Gerrards gesanglichen Faden auf und spinnt so ein großes Meisterwerk.

Was das Kreieren von schaurig schönem Sound-Pathos gepaart mit undurchdringlicher Melancholie angeht, haben Dead Can Dance auch 2012 die Nase vorne. Ihr Zauber hat auch all die Jahre hindurch nichts an Glanz verloren.

Trackliste

  1. 1. Children Of The Sun
  2. 2. Anabasis
  3. 3. Agape
  4. 4. Amnesia
  5. 5. Kiko
  6. 6. Opium
  7. 7. Return Of The She-King
  8. 8. All In Good Time

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7 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Das zum Teil orientalische und afrikanische Flair hat was. Mir klingt das aber etwas plastisch in der Umsetzung (hör ich da gar Drumcomputertöne?). Songwriterisch ist mir da zu wenig Lisa. Aber die Review macht neugierig, wenigstens wieder reinzuhören. Vielleicht werd ich ja doch noch warm mit den Teil.

  • Vor 11 Jahren

    Übrigens gab es zuvor die Veröffentlichung der "Live Happenings", welche ja im Grunde die "Selections From North America" entspricht. Diese war aber so schnell vergriffen und um wohl illegalen Uploads entgegenzuwirken, hat man die "Live Happenings" im Laufe des Jahres kostenlos ins Netz gestellt. Wer mal ein wenig nachgoogelt, kann fündig werden. Sollte man sich nämlich nicht entgehen lassen.

  • Vor 11 Jahren

    Hör es mir grad wieder an. Sehr schön. Wenn man seine Erwartungshaltung etwas zurückschraubt, hat das Album aber durchaus seine Qualitäten. 4 Sterne sind schon angebracht. Fans können sowieso ohne Bedenken zugreifen.

  • Vor 11 Jahren

    bei spirit chaser kams mir so vor, als ob sie auf teufel komm raus versucht haben, sich wieder neu zu definieren. darauf haben sie hier verzichtet und das macht sich positiv bemerkbar.

  • Vor 11 Jahren

    Ich fand die nicht schlecht. Hat zum Teil diesen orientalischen Charakter noch ausgebaut. Anastasis klingt dafür wieder etwas ätherischer. Der synthetische Charakter dieser Platte erzeugt für mich eine sehr spezielle Stimmung. Bei "All In Good Time" (bester Track des Albums!) erreicht man gar eine mysteriöse Badalamenti-Stimmung.

  • Vor 11 Jahren

    alles in allem nette Rezi, aber :"Return Of The She-King" sticht gegen Ende monolithisch majestätisch heraus. Dudelsack-Klänge....." dies sind defenitiv keine Dudelsäcke!!!!! Drehleier oder Hurdy Gurdy heißt das Zauberwort! ;) wat freu ick mir auf den Oktober!