laut.de-Biographie
Delbo
"Die Große Verführung", eigentlich ein unterhaltsamer Film des Kanadiers Jean-François Pouliot, erheben Delbo zur eigenen Kunstform. Dabei bedienen sich die drei Berliner recht einfacher Mittel: Ihre Musik spielen sie spröde genug, dass man sich in der Auseinandersetzung mit ihr verliert, aber auch ausreichend eingängig, um nicht zu sehr anzustrengen.
Gleiches gilt für die vor Weltschmerz triefenden und doch unkonkreten Texte. Alles scheint zum gepflegten Kopfzerbrechen einzuladen; so auch der Bandname. Doch Verweise oder Bedeutung dürfen getrost ausgespart werden, denn 'Delbo' ist nur ein Kunstwort. Aber hier schließt sich der Kreis, denn bei Musik und Verführung handelt es sich gleichermaßen um Kunst.
Nachdem im Sommer von "K.O.O.K." die siebenjährige Geschichte von Evelyns Pørk (bzw. Leistenbruch) endet, kommen die rastlosen Tobias Siebert (Gitarre) und Daniel Spindler (Gesang, Bass) mit Schlagzeuger Florian Lüning im Dezember 1999 in Berlin zusammen und gründen ihre Band. Kurz darauf schlagen die drei noch festere Wurzeln im vitalen Berliner Musikuntergrund.
Spindler gründet Ende 2000 als einer von vielen (u.a. mit Mitgliedern von Kate Mosh, Seidenmatt und Beach) das Sinnbus-Kollektiv, aus dem ein Jahr später Sinnbus Musik e.V. und 2002 letztlich Sinnbus Records hervorgeht. Siebert lässt auch als Sänger und Gitarrist der Indiepoper Klez.e von sich hörn, wenn er nicht gerade als Produzent in seinem Radio Buellebrück-Studio am Sound of Berlin feilt oder als And The Golden Choir Soloalben veröffentlicht. Und Lüning schwingt die Drumsticks zwischendurch nach Kurzausflügen zu Virginia Jetzt!, Samba, Phillip Boa auch für Kate Mosh. Letztere revanchieren sich für das Engagement mit dem Song "Lüning Island".
Zusammen basteln die drei an ihrer Version von gitarreverzerrtem Noise-Pop, die über die Jahre stetig mehr Anhänger anlockt. Schon im Februar 2001 erscheint das Debüt "Holt Boerge!" bei Loob Musik. Zwei Jahre später begleiten Delbo die Kollegen von Slut, Wir Sind Helden und Kettcar auf Tour und legen im Oktober mit "Innen/Außen" nach. Von Al!ve wechselt kurz darauf der Vertrieb zu Universal. Während 2006 allmählich das Sommermärchen bevorsteht, erzählt der dritte Langspieler "Havarien" ein paar weniger platte Geschichten.
Die anderen Projekte verstummen in der Zwischenzeit keineswegs. Um so überraschender, dass bereits Ende Januar 2008 das vierte Delbo-Album "Grande Finesse" in den Läden liegt. Weniger überraschend dagegen touren die Berliner vor und nach der Veröffentlichung quer durch das Land.
Als Schlagzeuger Florian Lüning im Mai 2012 völlig überraschend stirbt, endet auch die Geschichte der Band Delbo, wie Tobias und Daniel auf der Bandwebseite erklären: "Wir werden Delbo nicht fortführen. Die Band befand sich zuletzt zwar im Dornröschenschlaf, jedoch waren wir uns einig, wir würden früher oder später wieder zusammen an neuer Musik arbeiten. Und auch wenn Flo derjenige war, dessen Vorandrängen immer ein wichtiger Motor dieser Band gewesen war und der konsequent darauf bestand, Musik Musik Musik zu machen und den Faden nicht abreißen zu lassen, und wenn es ihm in diesem Sinne entspräche, so haben wir Delbo doch immer zwingend als das gemeinsame Kind dieser drei Freunde begriffen. Eine Zukunft für Delbo ohne Flo ist für uns sinnlos."
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