laut.de-Kritik
Geschichten über Königreiche und mysteriöse Frauen.
Review von Jasmin LützDas ist ja ein Zufall: Erst letzte Woche habe ich meine innige Liebe zu David Bowie wieder gefunden und mir alle Videos auf YouTube angesehen. Und mit Dan Bejar von der Band Destroyer existiert schon länger ein ähnlich-klingender wirrer Kauz. Der stammt allerdings aus Vancouver und kommt mit seinen Liedern keinesfalls an die englische Pop-Ikone ran. Die arrangierten Gitarren- und Pianoklänge seines neuen Albums "Trouble In Dreams" klingen zwar schön, klammern sich aber nicht in der Seele fest.
Dennoch versteht es Bejar, seine fantastischen Geschichten über Königreiche und mysteriöse Frauen humorvoll in musikalische Gedichte umzusetzen. Mal mit Blues-Einflüssen und vorwiegend von Folk inspiriert, lebt der Kanadier seine Gefühlsausbrüche aus. Der Mann hat viel zu erzählen: Seine poetische Schaffensphase läuft immerhin schon seit 1996 mit regelmäßigen Veröffentlichungen. Dabei entstand ein ewiges Hin und Her der Aufmerksamkeit. Mit dem 2001 erschienenen "Streethawk: A Seduction" ernteten Dan und seine wechselnden Musiker die größten Zusprüche.
Bei "Trouble In Dreams" fällt einem euphorische Zuneigung nicht gerade leicht. Bejars fast schon gesprochener Gesang fesselt nicht und die Melodien sind zu uneingängig. Kein Vergleich zu seiner Band The New Pornographers, deren Lieder sofort als Indie-Mitsing-Hymnen funktionieren. Inhaltlich kann man dem Mann nur schwer folgen, aber zum Glück liegt die Poesie schwarz auf weiß im Booklet bereit. Zudem entpuppen sich einzelne Songs als zu lange, besonders das achtminütige "Shooting Rockets – From The Desk Of Night's Ape".
Die innere Unruhe, die körperlichen Qualen, die man im Leben und in der Politik erleidet, steckt der Kanadier nun also in akustische Stimmungsschwankungen. Bejar kreiert seine ganz eigene Sprache und die klingt oft kritisch und wie der Name schon sagt (selbst-)zerstörerisch. Claps, eindrucksvolle Basslines, Drums und Orchester-Arrangements reihen sich an kryptische Texte ("Libby's First Sunrise").
Aber leider verzaubert dieses Album zu selten. Ich stehe ja grundsätzlich auf Freaks, Chamäleons und intelligente Irre, aber Destroyer erobern mein Herz lange nicht so, wie es Bowie oder andere Glamour-Barden nach unendlich vielen Jahren immer noch tun.
Die Hauptsache ist, Mr. Bejar mag seine Kompositionen und hier ganz besonders "The State". Darin vor allem seine Stimme, wie er in einem Interview verriet. Weil die da wohl so besonders geil klingt, hat er beschlossen, nie wieder so zu singen. Is doch auch ne Information.
6 Kommentare
junge mit schirm (10:33 PM) :
das neue destroyer album ist endlos gut
rrose sélavy (10:35 PM) :
introducing angels ist fett, oder?
junge mit schirm (10:35 PM) :
alles
junge mit schirm (10:35 PM) :
alles
junge mit schirm (10:35 PM) :
jedes lied
junge mit schirm (10:36 PM) :
man oh man
da wächst die vorfreude gleich ein stück.
cover. (http://ecx.images-amazon.com/images/I/516v…)
freude
für mich ohnehin unverständlich, warum die "rubies" hier so untergegangen ist....
OKE.
kaufen bitte.
da sind ein paar der ganz große tracks drauf, schon der einstieg "blue flower/blue flame" ist so ein schuss ins herz... da freut es einen doch fast schon, dass man beim blick aus dem fenster wieder schneegestöber durch barsinghausen fliegen sehen kann.
ich hatte dieses bandprojekt um den mastermind dan bejar bis vor kurzem noch gar nicht auf dem zettel.
insoweit nochmals vielen dank an "the secrets" für die tolle empfehlung
weit weniger dankbar bin ich - dem eigenen empfinden folgend - für die rezension des albums. wer das album nicht kennt, kann hier durchaus in die irre geführt werden.
der stetig bemühte etwas zwanghafte bowievergleich drängt sich mir nicht auf. dort wo man vermeintlich bowie-eske stellen zu vernehmen glaubt, erinnern diese doch in erster linie an songs a la "queen bitch", "holy,holy" oder "velvet goldmine". letztere sind jedoch erkennbar immer schon als hommages an "the velvet underground" angelegt worden.
diese nun zeigen sich als einfluß von destroyer überdeutlich. man höre als beispiel nur einmal "leopard of honour" mit "lou reed"-typischer phrasierung und "john cale" artigen akkordfolgen.
natürlich bedient sich bejar auch der klassischen glam-stilmittel und baut viele stereospielereien ein. das steht nun aber wirklich nicht nur für bowie, sondern könnte auch der einfluß von "roxy music" zur eno-phase sein oder von "reeds" soloalben "transformer bzw berlin".
da wo folk- und chansonversatzstücke mit schrägem pop verrührt werden (plaza trinidad) und bisweilen sogar gothic (shooting rockets) um die ecke schaut, erinnert das ganze auf angenehme art an solch unangepaßte helden wie die "legendary pink dots" oder exzentriker wie robyn hitchcock oder "david tibets current 93"
mag das noch alles empfindungssache sein, so verstehe ich den vorwurf der "uneingängigkeit" (das wort gibt es gar nicht, oder?) nicht. die hier eben nicht so vordergründigen melodien sind ja durchaus vorhanden. sie erschließen sich dem hörer jedoch erst nach mehrmaligem nicht oberflächlichen hörgenuß. dafür hat man die musik dann auch nicht so schnell über.
ich kann daran nichts negatives feststellen und fühle mich bestens unterhalten. sollte der mann tatsächlich auf früheren veröffentlichungen noch viel bessere songs abgeliefert haben, so lasse ich mich da gerne eines besseren belehren.
und das vielleicht schlagendste argument:
wenn der geheimniskrämer, der verfolgungswahnsinnige roboter und der teilzeitzyniker plus meiner bescheidenen wenigkeit da einer meinung sind, kann das so mittelmäßig nicht sein.
kennt jemand die älteren sachen?