laut.de-Kritik
Kitzelt auch noch aus Slayer einen tanzbaren Jive heraus.
Review von Erich RenzEigentlich wünscht man Sasha, er würde öfter sein Alter Ego Dick Brave hervorholen. Dessen Sangesleistung findet auf "Rock'n'Roll Therapy" ihren vorläufigen Höhepunkt.
Es war nicht gut bestellt um Dick, der Sasha vorzumachen glaubte, wie man (mehr) Platten verkauft.
Sieben Jahre nach dem Vorgänger "Dick This!" lag seine Retrotanzkapelle brach. Vielleicht war es gut, den Retorten-Rock'n'Roll nicht weiter auszuschlachten. Mit Coverversionen allein und auf Dauer kann man sowieso nicht mehr prahlen.
Was sich er und seine Backbeats aus der populären musikalischen Zeitleiste herauspicken und auf einen Nenner bringen, sind wiederbelebte Neuinterpretationen fast vergessener Boogie Woogies und Rock'n'Roll-Standards, außerdem Liedgut, das auf den Beliebtheits- und Wiedererkennungsskalen ganz oben verankert ist. Ob dieses oder jenes: Wenn sie wollten, könnten sie selbst aus Slayers "Angel Of Death" noch einen tanzbaren Jive hinbiegen.
Die Stärke des Albums liegt nicht in der akkuraten Wiedergabe von allseits Bekanntem ("Always On My Mind", "Come On") oder den Eigenkompositionen "Tonight (I Ain't Rock)" und "This Girl Is Trouble". Sie liegt in den gewieften Bearbeitungen der Nummern, die nicht mit Elvis und den Stones in Verbindung stehen.
Bestes Beispiel liefert Depeche Modes "Just Can't Get Enough". Mit diesem Gemeinschaftschor im Rücken und dem scheppernden Kontrabass zur Seite empfängt der Titel neues Timbre. Es zeigt genauso, wie viel Qualität von dem Song ausgehen muss, wenn man eine Spielweise aus ihm herauskitzelt, für die er gar nicht gemacht wurde.
Sehr gelungen auch das in der Konzertvergangenheit der Backbeats bereits probate Mittel "No One Knows" von den Queens Of The Stone Age. Ehe es hetzt und fetzt, tränken es die Herren in schwerem Tequila und beginnen schleppend mit hämmerndem Klavierklimpern.
Ob im weiteren Bruno Mars'Schmachtfetzen "Just The Way You Are", Green Days Punk-geköpftes "American Idiot" oder das zappelnde "Use Somebody": Die Rock'n'Roll-Therapie schlägt an. Eine gute Idee, das nicht allzu oft anzubieten.
9 Kommentare
SO erstaunlich es ist, der Mann ist mir tatsächlich symathisch. Weil er eben keines dieser Casting-Opfer darstellt, sondern zumindest mit Dick Brave musikalisch einen Weg geht, den man durchaus als spannend bezeichnen kann. Dass es natürlich Trittbrettfahrer wie die Baseballs gibt, war dann ja nur klar. Sasha hat scheinbar nämlich genug Grütze im Schädel um das Ganze nicht auszuschlachten wie ne Weihnachtsgans. So schafft Sasha nette kleine Nummern, die zwar keinem weh tun, aber auch so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Sasha ist einfach ein sympathischer Kerl. Seine Musik ist gut gemachter Radio-Pop. Singen kann er auch. Würde ich mir wohl nie kaufen, tut aber auch nicht weh.
Nick Cave and the Bad Seeds sind mir lieber.
Ich weiß noch, wie ich meinem Provinzradiosender nebst einem Musikwunsch schrieb, sie sollen endlich aufhören, jede Stunde Lucky Day zu spielen. Das beste war - sie haben damit aufgehört!
Unnützes Geplapper beiseite: Dem Kommentar von FriedlichChiller ist nichts mehr hinzuzufügen. Du sagst es!
no one knows ist cool- und zeugt von Musikgeschmack. Album wird angehört.
@Eddy : warum? weil sie auch moderne RapSongs als RnR Versionen covern während Sasha eher auf Lieder braut, die dem RnR sowieso schon recht nahe waren? Hät nämlich auch gesagt, dass die Baseballs irgendwie auf den Zug aufgesprungen sind, aber ich hab mich mit den Baseballs auch nie wirklich auseinandergesetzt, weil mir der Gesang da gar nicht taugt und mein Trommelfell martert. Also wieso sind das keine Trittbrettfahrer wie Zombo behauptet und ich annehme. Erleuchte uns unwissenden.
Sasha ist wirklich eine coole Socke, einer der wenigen die es vom Teeniestar geschafft haben sich zu etablieren. Er erfindet sich immmer wieder neu und auch als Sasha rockt er das Haus. Völlig unaufgeregt und unabhängig von Charterfolgen macht er was er will.