laut.de-Kritik
24-stündiger Diskoglanz: Die Sterne auf Exkurs.
Review von Mathias DeneckeZeit für Stargaze: Die Sterne treten ge-re-modelt und im neuem Soundkostüm auf. Das liegt weitgehend am Zuwachs der Hamburger um den DJ und Produzenten Mathias Modica aus Bayern. Er tritt an die Stelle des früheren Organisten, der die neue Ausrichtung der Formation nicht mittragen wollte.
Nach knapp drei Jahren endet die Kreativ-Verschnaufpause mit der Silberscheibe Nummer neun im gepressten Discokugelformat. Frank Spilker wandelte bisweilen auf Solopfaden, der Rest der Hamburger hat neuen Gefallen an Synthies gefunden.
Der Neuling aus München sorgt für die großflächig eingesetzte elektronische Komponente, die nur ein Lied deutlich unter vier Minuten Tanzimpulsen hält. Der Culture-Clash hätte schief gehen können. Ging er aber nicht. Der neue Hör-Stoff der Sterne zeigt sich textentschlackt und mit Elektroorgeln gestreckt, und sorgt so für das optimale Verhältnis.
Das neue Outfit steht den Sternen gut. Ein bisschen funkig ist sie auch, die neue Platte. Der Inhalt stimmt nach wie vor, nur vermittelt der Sänger ihn mit ziemlich halliger Stimme. In "Depressionen Aus Der Hölle" geben sie bereitwillig eine Selbst-Auskunft: "Gesunde Ernährung und viel Sport/ Eine neue Wohnung, ein anderer Ort."
Mit dem richtigen Feinsinn für Ironie und einer Verbeugung vor dem mentalen Tiefgang singt sich der Fronter in die Hirne. Die Sterne geben Anlass, sich in Trance zu tanzen und die Liedformeln besessen mitzusingen: "Wir fürchten eine Welt / die uns am Leben hält/ Wäre ohne Sinn/ und das fänden wir schlimm."
Die Diagnose zur Schieflage der Nation sowie die Lösung des Problems werden prompt mitgeliefert: "Wohin zur Hölle, mit den Depressionen / ich geh in die Disco, ich will da wohnen." Der Kopf der Sterne entfernt sich auf "24/7" davon, offensichtliche Inhalte zu besingen. Am direktesten politisiert noch "Stadt der Reichen": "Es liegen tausend Leichen in der Stadt der Reichen / Es müssen Berge weichen für die Stadt der Reichen."
"Schweine, Krawall, Dienstleistungsmaschinen" und der rund um die Uhr geöffnete "Convenience shop warten darauf, gehört und gedacht zu werden. Mit "24/7" gehen die Hamburger mit gutem Beispiel voran - fernab der Scorpions und inhaltslosem Grundschuldeutschgeblöke. Ernst, aber doch spielerisch und leicht kommen die neuen Synthies und der Club-Sound aus dem Langspieler. Eben modern. Und sehr hörenswert.
4 Kommentare
so viele bindestriche, da hat wohl jemand zu viel heidegger gelesen
Yeah, dance your pain away! Nette Platte, vielleicht auch mehr. Muss sie ein paarmal rotieren lassen.
bis jetzt nette platte.
mag sie aber allein deswegen, weil sie nicht einfach den gleichen weg wie beim vorgänger gehen, wie die tocos nun zu vierten mal, sondern weil sie sich mal wieder neu gerumschwurbeln.
mist, wieder die tocos und die sterne verglichen.
pseudointerlektuelle ich+ich-imitation 2/10 punkten sowas hört meine oma