laut.de-Kritik
Keine Gewalt ist auch keine Lösung.
Review von Rainer HenzeKeine Gewalt ist auch keine Lösung. So etwa könnte sie lauten, die Überschrift über dem siebten Studioalbum der Hamburger - ja: Vorzeigeband - Die Sterne. Explizit politisch sollte es sein, das hatten sie sich vorgenommen, und in dem allgemeinen Buhei darüber wird geradezu so getan, als hätte Frank Spilker bislang nur Herzscheiße gesungen. Stimmt natürlich nicht. Die Sterne waren schon immer eine politische Band. Nur sind sie es auf diesem Album eben ausschließlich und vielleicht auch etwas unverschlüsselter als sonst.
"Wir werden leider das Gefühl nicht los, das irgendwas nicht stimmt", beginnt Spilker seinen Vortrag und proklamiert in den folgenden knapp 42 Minuten die Wiedergeburt des Widerstands. "Hau drauf und hau ab." Das ist in Zeiten von Irak-Krieg-Demos und Attac nicht mehr so ganz weit vorne, aber trotzdem richtig, gut und angemessen. Irony is over und Spaßgesellschaft sowieso. Engagement darf wieder cool sein. Und umgekehrt. "Hier kommt die Kaltfront", Mitte und strahlender Höhepunkt des Albums, feiert die Ankunft der alles zerstörenden Eiszeit (Emmerich lässt grüßen) irgendwie auch als Neuanfang.
Natürlich rufen Die Sterne zu Gewalt "ausdrücklich nicht auf". Dafür ist auch der Gegner zu unklar, sind die Grenzen zwischen "Wir" und "Ihr" noch diffus. Die Differenz herauszuarbeiten ist eine Aufgabe des Albums. Und spätestens mit der zivilen Ungehorsamkeits-Hymne "Wir rühren uns nicht vom Fleck", featuring Judith Holofernes, Fettes Brot, Thees Uhlmann und viele andere, treten Die Sterne das rechtmäßige Erbe der Scherben an.
Eine neue Plattenfirma haben Die Sterne übrigens. Mal wieder. Der Produzent wurde gleich ganz wegrationalisiert, aufgenommen im eigenen Kellerstudio - Musik in Zeiten der Krise der Musikindustrie. Reduzierter, rockiger sollte es werden. Das ist, und hier hängt der Haken an der Platte, nur zum Teil gelungen. Vieles tönt, wie die Sterne eben klingen, immer noch orgelig, wenn auch weniger swingend. Dreckig ist anders. Zweifellos vernehmen wir, wie immer, ein gehöriges Maß Eingängigkeit. Doch irgendwie wünscht man sich, passend zum Inhalt, auch das Sternsche Soundkleid etwas aufrührerischer.
4 Kommentare
Eigentlich müsste man meinen Die Sterne hätten hier recht hohes ansehen hier. Immerhin einer der wichtigsten und populärsten Bands der Hamburger Schule neben Tocotronic und Tomte. Was habt ihr denn alle gegen die??? Wie findet ihr das neue Album??? Ich besitze es leider nicht aber mich würde interresieren ob sich ein Kauf lohnt... Irgendwie hört man gar nix weiter von den Sternen. Weder im Radio noch bei Viva oder einfach bei Laut. Ein CD-Review was kurz nach dem Review des Album auch schon wieder sang und klanglos von der Bildfläche verwschwand und in den Charts scheint es auch nicht groß zu stehen. In den B&A Forum ist unter Sterne total tote Hose angesagt... Als ob es diese Band gar nicht geben würde...
Tomte und Tocotronic sind längst nicht mehr hamburger schule. hör doch mal auf mit diesem furchbaren genre scheiss. Das neue album...ja..mhmm..durchschnitt. weg vom funk hin zur garage texteten einige magazine. so ist es auch irgendwie. bissige texte bleiben halbgar... hab es nach 3x hören für spätsommer ins regal gestellt.
Meiner Meinung nach lohnt sich der Kauf auf jeden Fall!
Wer die Sterne bisher mochte, wird auch dieses Album mögen.
Habe es nicht in die Warteschleife, sondern auf Dauerrotation geschickt!
Klasse Album!
Hoch leben Die Sterne!
ich weiss nich, ich möchte die sterne bisher immer, aber das neue album vergammelt bei mir im regal..
höchst unspannendes werk, finde ich ..
da wurde zu viel wert auf die texte gelegt, aber die lieder sind diesmal nich gerade spannend