laut.de-Kritik

Ein Album wie ein Roadtrip - der Don zwischen Glam, NDW und Americana.

Review von

Pack das Cowboyhütchen ein, nimm's Keramik-Kätzelein und dann fahren wir zwei, wohin du willst. Man kann die Sache mit dem Roadtrip ja von verschiedenen Seiten sehen: Entweder nervt es völlig, dass man gerade nicht in der Lage ist, derlei Reisegelöt in größeren Ausmaßen zu unternehmen – oder man lässt sich einladen, auf einen imaginären Beifahrersitz einer schmucken Karosse. Der Fahrer ein belesener Raconteur, das Ziel, wie bei den besten Roadtrips ohnehin, eher egal und im CD-Player, oder besser, weil es hier alles viel zu analog duftet für derlei Technik, im Kassettenspieler, ein Mixtape mit dem Besten aus diversen Welten.

Die Freiheit, sie ist zur Zeit eher klein, das weiß auch der Don. In einem anderen Teil seines Leben als Heyne-Hardcorist für Größen wie John Niven und Thorsten Nagelschmidt, Irvine Welsh, Debbie Harry und Timo Blunck zuständig. "Gehst Du Mit Mir Unter", der Titel seines Solo-Albums, und es ist sicher kein Zufall, dass kein Fragezeichen dahinter steht. Einsteigen oder Vorsicht an der Fahrbahnkante bei Abfahrt des Pick-ups, dazwischen geht nix. Also...aufgesessen und ab geht's.

Zum Start der Fahrt erklingt mit "D.O.N.M.A.R.C.O." ein uplifting Gang-Shout-Intro, das an irgendetwas aus der Two-Tone-Ära erinnert, Madness, Specials? Mit "Nervös" als erstem 'richtigen' Song gibt es eine Vorab-Single-Auskopplung, ein Stomper, der aus der Ferne an Westernhagens einstige Kraut/Wave-Anflüge ca. "Die Sonne So Rot"-erinnert. Nicht das einzige Mal, dass einem der Vintage-Pfefferminz-Prinz in den Sinn kommt. Auch "Was Hast Du Dann?" boogieswingt, als hätte Bruce Hornsby einen Song für den nie gedrehten dritten Teil der "Theo"-Filme pianosiert. Wunderbar montiert zwischen nostalgischem Wasmachnwirnu? und dem Wissen, dass es hinter der nächsten Kurve immer irgendwie weitergeht.

Don Marcos Ensemble ist so vielschichtig wie sein Sound, Kristof Hahn von den Swans ist dabei, Tim Jürgens, der gewöhnliche Gentleman, der großartige Philip Bradatsch, Drummer Nick Buttermilch von der gemeinsamen Band Fuck Yeah und so einige Ladys und Messieurs mehr. Stilistisch ist "Gehst Du Mit Mir Unter" vielmehr ein knallbuntes Mosaik, in dem sich Indiepop und NDW, Glamrock und Country, eine Prise Soul und Powerpop wiederfinden. Ein Roadtrip zum Zuhören, ein klassisches Album, das einige der brennendsten Fragen unserer Zeit mit einer universellen Antwort, zumindest zwischenzeitlich, adäquat ablöscht: Wir haben immer noch uns. Und die Musik.

Trackliste

  1. 1. D.O.N.M.A.R.C.O.
  2. 2. Nervös
  3. 3. Wir Haben Genug
  4. 4. Gehst Du Mit Mir Unter
  5. 5. Was Hast Du Dann?
  6. 6. Osnabrück
  7. 7. Gestern Nacht
  8. 8. Topspiel Der Woche
  9. 9. Nichts Hält Für Immer
  10. 10. Der Antrieb Ist Hin
  11. 11. Das Fest
  12. 12. Warten
  13. 13. Leon Russell

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