laut.de-Kritik
30 Jahre Doro - kleine Frau ganz groß.
Review von Kai ButterweckAls Doro Pesch im Jahr 1985 mit ihrer dritten Band Warlock erstmals Metal-Höhenluft schnupperte, winkten viele Alteingesessene und vermeintliche Genre-Experten nur müde ab. Die kleine blonde Rheinländerin werde dem Druck des Hartwurst-Business eh nicht lange standhalten, hieß es. 30 Jahre später, im August 2013, haben sich die meisten der einstigen Doro-Kritiker längst aus der Branche verabschiedet. Doro hingegen ist immer noch da.
Sie steht mit ihrer Solo-Band auf der Wacken-Bühne und beeindruckt mehr als 80.000 Metal-Maniacs mit einem energiegeladenen Edelstahl-Potpourri, eingehüllt in Feuer und Rauch. Die Metal-Queen ist schon über 50 und rockt das Haus, als wäre sie nie gealtert. Zwei Jahre später dürfen sich nun auch all diejenigen von der beeindruckenden Power-Vorstellung jenes Abends überzeugen, die seinerzeit mit anderen Terminen beschäftigt waren.
Der legendäre Wacken-Auftritt aus dem Jahr 2013 ist aber nicht das einzige Highlight des Jubiläumspakets "Strong And Proud – 30 Years Of Rock And Metal". Ebenfalls am Start: Die Höhepunkte der beiden ausverkauften Anniversary-Shows aus ihrer Geburtsstadt Düsseldorf. Zwei Abende, gebettet auf zwei unterschiedlichen Fundamenten: Klassik und Metal. Aber egal ob mit einem kompletten Orchester im Background oder im Standard-Modus: Doro rockt wie Hölle. Natürlich sind auch alle Klassiker präsent. Flitzer wie "Hellbound" und "Earthshaker Rock" bringen die Fans ebenso in Ekstase wie "All We Are" und "Für Immer".
Zu guter Letzt gibt's auch noch eine knapp zweistündige "Behind The Curtain"-Doku obendrauf. Ein ganzes Jahr lang wurde Doro von einem Kamerateam auf Tour begleitet. Angefangen vom Wacken-Gig bis zur abschließenden US-Tour im Frühjahr 2014 wird nahezu alles auf dem Silbertablett serviert, das sich während einer Metal-Rundreise um den halben Globus hinter den Kulissen abspielt.
So erfährt man beispielsweise, dass sich Doro mittlerweile mit Kung Fu-Ausflügen auf ihre Tourneen vorbereitet. Auch das bizarre Erlebnis einer Metal-Kreuzfahrt wird eingehend beleuchtet.
Und dann bekam Doro im Jubi-Jahr ja auch noch zwei Legends-Awards überreicht. Da schießen der kleinen Rockröhre doch fast ein paar Freudentränen in die Augen. Unzählige männliche Kollegen bekommen da natürlich große Augen. Unter ihnen: Biff Byford, Blaze Baylay, Hansi Kürsch, Lordi, Chris Caffery und Joakim Brodén. Sie alle knien vor der Metal-Queen nieder und berichten in kurzen Interviews, warum, wieso und weshalb sie alle mindestens eine Doro-Platte bei sich daheim im Schrank zu stehen haben.
Am Ende liegen sich alle in den Armen und lassen eine in Lack und Leder durch die Metal-Welt ziehende Blondine hochleben, die es allen Zweiflern und Kritikern gezeigt hat. Doro ist noch da, strong and proud und noch lange nicht gewillt ihr Zepter abzugeben. Danke, Danke! Muchas Gracias! Und Hallelujah! Long live Metal! Und jetzt alle: All We Are ...
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