laut.de-Kritik
Alte Kamellen? Nicht mit Sven Regener.
Review von Stefan MertlikMit "Crime Pays" haben Element Of Crime bereits 1990 ein Album veröffentlicht, das die Live-Qualitäten ihrer vier englischsprachigen Platten einfängt. "Live Im Tempodrom" umfasst 25 Stücke aus der deutschsprachigen Karrierephase. Auf ein ausgewogenes Best-Of dürfen sich Fans trotzdem nicht freuen.
Abgesehen von "Nimm Dir, Was Du Willst" spielen Sven Regener und seine Band alle Stücke von der aktuellen Platte "Schafe, Monster Und Mäuse". Aus "An Einem Sonntag Im April" und "Psycho" finden sich dagegen keine Lieder in der zweistündigen Setlist wieder. Alle anderen Alben berücksichtigen Element Of Crime mit mindestens einem und maximal drei Songs.
Fan-Lieblinge wie "Bitte Bleib Bei Mir", "Wenn Der Winter Kommt" oder "Kavallerie" bleiben außen vor, weil Element Of Crime auch im vierten Karrierejahrzehnt keine alten Kamellen aufwärmen, sondern neue Musik spielen möchten. "Schafe, Monster Und Mäuse" ist ihr aktueller Meilenstein und diesen rücken sie dementsprechend ins Scheinwerferlicht.
Die Doppel-CD entstand im Mai dieses Jahres im Berliner Tempodrom. Das Publikum spendet nach jedem Song artig Beifall. Einzelne Gäste pressen Jubelschreie heraus oder rufen – wie vor "Stein, Schere, Papier" – Liedwünsche herein. Sven Regener geht darauf zwar nicht ein, verhält sich dennoch redselig.
"Alles schön und gut, Romantik, Chanson und Easy Listening, warum nicht. Aber wo bleibt die gute alte Rockmusik?", fragt er rhetorisch. Er wolle sich dem nicht verschließen und stimmt sogleich "Immer Da Wo Du Bist Bin Ich Nie" an. Im Laufe des restlichen Abends schwärmt er von Gisbert zu Knyphausen, bezeichnet Delmenhorst als das Florenz der Metropolregion Oldenburg-Bremen und erzählt, wie er den Text zu "Robert Zimmermann" schrieb.
Die Soundqualität stimmt, kleine Spielfehler fallen nicht sofort auf und Regeners Stimme hält durch – von den Studioalben unterscheiden sich die Aufnahmen nur geringfügig. Ob "Live Im Tempodrom" wirklich nötig war, bleibt daher auch nach mehreren Hördurchgängen fraglich. Beinharte Fans greifen zu, alle anderen erhalten einen nicht besonders repräsentativen Querschnitt des reichhaltigen Schaffens von Element Of Crime.
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