laut.de-Kritik

Bühne frei für Metalcore aus einer anderen Dimension.

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Nur wenige Metalcore-Bands sprengen sowohl in technischer als auch in melodischer Hinsicht die Grenzen des Genres. Erra aus Birmingham, Alabama, haben das drauf, wie ihr vierter Langspieler "Neon" nahezu in Perfektion unter Beweis stellt.

Das liegt nicht zuletzt am unüberhörbaren Einfluss progressiver Spielarten im Sound der Amerikaner. Abrupte Tempo-Wechsel, Djent-Einschläge oder weit verzweigte Harmonien verleihen den ansonsten geradlinigen Kompositionen mehr Tiefe. Vom ersten bis zum letzten Ton verlieren die komplexen Ansätze nie den Vorwärtsdrang aus den Augen.

Davon kann man sich gleich im Opener überzeugen: Ein rasend schnelles Riff befreit "Breach" aus seinem schwebenden Trance-Zustand. Unnachgiebig entfesseln Blastbeats und wachrüttelnde Shouts einen Überschuss an Energie. Nach wildem Vorspiel findet der mitreißende Spannungsbogen seinen Höhepunkt in einem Refrain, den man schöner nicht malen könnte.

Es gibt nur wenige Shouter, die ihre Aggression so sauber auf den Punkt kanalisieren wie JT Cavey. Seine Inbrunst hat nichts Impulsives, sondern passt in all ihrer Bedachtheit perfekt zum feingliedrigen Stil des Ensembles. Damit ist er trotzdem nur der kongeniale Wingman im Schatten des eigentlichen Strippenziehers Jesse Cash.

Sicher sind die unmenschlich hohen Tonlagen, in die der Clean-Sänger und Gitarrist zuweilen vorstößt, nicht jedermanns Fall. Schon allein seine Stimmfarbe weckt Erinnerungen an verschlissene Emo-Klischees. Doch so geschickt, wie Cash seine Hooks mit unvorhergesehenen Wendungen versieht oder sich melodisch in andere Sphären beamt, hat er dem einiges entgegenzusetzen.

Auch instrumental füllen seine Ideen den sphärischen Sound mit Leben. Treibende Lead-Figuren, melancholische Harmonien oder flirrende Pickings stellen sicher, dass es in jedem Track unglaublich viel zu entdecken gibt. Einmal anhören, reicht nie aus. Songs à la "Ultimata", "Expiate" oder "Valhalla" brauchen mehrere Anläufe, um all ihre Facetten zu entfalten.

Weit entfernt von klassischen Breakdown-Konstruktionen, erweitern Erra ihren Horizont immer wieder um genrefremde Elemente. Catchy, beinahe poppig schmeißen "Signal Fire" oder "Hyperreality" mit unverschämt eingängigen Melodien um sich.

"Ghost Of Nothing" hüllt sich in Schwermut, wohingegen "Disarray" wild entschlossen den Dampfhammer schwingt. Und doch überlagern Groove, Technik und Melodie jeden Anflug von Raserei. Selbst die fiesesten Growls haben nichts Bedrohliches an sich.

Darin liegt der wesentliche Unterschied zu großen Art-Verwandten wie den Architects. Ureigene Genre-Instinkte erstrahlen in einer seltenen Leichtigkeit. Bühne frei für Metalcore aus einer anderen Dimension.

Trackliste

  1. 1. Breach
  2. 2. Monolith
  3. 3. Signal Fire
  4. 4. Valhalla
  5. 5. Hyperreality
  6. 6. Ghost Of Nothing
  7. 7. Disarray
  8. 8. Expiate
  9. 9. Unify
  10. 10. Ultimata

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