laut.de-Kritik
Frisch, ausgewogen, lebendig und positiv: Pop, ganz groß.
Review von Stefan FriedrichDie lieben 80er. Da sind sie also wieder. Obwohl ich mit ihnen nicht mal mehr in meinen schlimmsten Träumen gerechnet hatte. Aber es gab ja auch gute Sachen damals. Die Eurythmics zum Beispiel. Da drehte sich noch nicht mal die Indie-Gemeinde weg.
Jetzt liegt ihr neues Album vor bzw. neben mir. Und irgendwie war ich davon überzeugt, dass mich dieses Album nicht aus dem Sitz reißen würde. Tut es auch nicht. Aber es geht ins Ohr - und wie! Die Vergangenheit lassen sie gleich im ersten Song "17 Again" hinter sich, gegen Ende zitiert sich Annie Lennox nicht ohne Ironie selbst, Textstückchen aus ihrem größten Hit "Sweet Dreams" werden eingebaut und ich kann mir dabei ein Grinsen nicht verkneifen.
"17 Again" wirkt wie ein Aufatmen, sie scheinen überglücklich zu sein, wieder unter den Lebenden zu weilen. Danach gleich das inzwischen sicherlich jedem bekannte "I Saved The World Today", das wie die meisten Stücke auf "Peace" der Lennox'schen Stimme wie auf den Leib geschneidert zu sein scheint. Rockig geht's weiter mit "Power Of The Meek". Natürlich nicht so hart, dass es irgendwem weh tun oder man den Mainstream verlassen würde, aber für Eurythmics doch ungewöhnlich gitarrenlastig.
Nach dem fünften Song beginne ich mich langsam zu fragen, wie lange sie dieses Level wohl halten können, als mit "Peace Is Just A Word" mein persönlicher Favorit für die nächste Single angerollt kommt. Ist das der perfekte Popsong? Zumindest dicht dran. Bemerkenswert ist auch der vorletzte Track, "Forever". Ich weiß nicht wie, aber die Eurythmics schaffen es in diesem Songs mindestens fünf Titel der Beatles auf einmal zu vereinen ohne dass es peinlich wirkt.
Oasis werden vor Neid erblassen! (Obwohl man auch deren "Don't Look Back In Anger" raushören kann...) "Lifted" - ich höre schon wieder Beatles und zwar die Gitarrenlinie von "She" - wirkt im Anschluss daran allerdings etwas deplaziert, "Forever" wäre ein gelungener Abschluss gewesen. Aber auch das kann dem wundervollen Gesamtbild der Platte nichts mehr anhaben.
Dass das Duo Lennox/Stewart immer schon gute Songs geschrieben hat, ist bekannt, aber dass sie nach so langer Pause noch einmal zu einem solchen Geniestreich in der Lage wären, damit hat wohl kaum jemand gerechnet. Die Welt werden sie damit nicht retten, aber diese Platte wirkt so wunderbar frisch, ausgewogen, lebendig und positiv wie kaum etwas in letzter Zeit. Pop. Ganz groß!
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