laut.de-Kritik

Folkpop-Neudefinition mit wunderbarem Ausgang.

Review von

"We aspired to make an album that could stand alongside our previous work, venture into its own territory, and that would leave a clear horizon for us moving forward - we feel like we got it there, even if it took a while."

Eine Weile – das kann man so sagen: Sechs Jahre sind vergangen, seit die Fleet Foxes mit "Helplessness Blues" nicht nur die laut.de-Redaktion begeisterten. Sechs Jahre, in denen Robin Pecknold sich an der Uni einschrieb, philosophische Gedanken voran trieb und – jetzt deutlich hörbar – auch den Sound seiner Band überdachte.

Vorbei die Zeiten des harmonischen Gesangs, vorbei das Verträumte und Unbeschwerte eines 20-Jährigen. Heute handeln die Songs von Selbstmord ("Mearcstapa"), Politik oder – so "Third Of May/ Ōdaigahara" - vom möglichen Ende der Karriere. Es ist ein autobiografisches Stück, in dem Pecknold den Banderfolg und dadurch einhergehende Befremdlichkeiten beschreibt: "Was I too slow? Did you change overnight?" Kein Refrain in diesem Stück ist wie der andere, Änderungen im Tempo und Stimmungswechsel - einhergehend mit den Themen wagen sich Fleet Foxes auch musikalisch in experimentellere Gefilde.

"Crack-Up" bietet Stücke, die ineinander verschwimmen – und dennoch komplett unterschiedliche Emotionen wecken ("Cassius, -" und "- Naiads, Cassadies"). Eine hallende Jazzmelodie zum Ausklang von "On Another Ocean (January / June)"? Passt, entschieden die Fleet Foxes. "Third Of May/ Ōdaigahara", zur Leadsingle erkoren, dauert fast neun Minuten. Gemütlich bewegt sich das Stück vorwärts, fast scheint es, als wären verschiedene Songs zu einem verwurstet worden. Im letzten Abschnitt dann Gitarrenklänge, die in einem Wabern enden. Zugänglicher sind da fürs erste Hören "Fool's Errand" und die Ballade "If You Need To, Keep Time On Me". Das macht zum Ende hin doch noch den neuen Fleet Foxes alle Ehre und leitet im flirrenden Gewand zu "Mearcstapa" über.

Trotz der ungewöhnlichen Zusammenstellung an Sounds und Stimmungen passt das Resultat perfekt zum Sommer, zu warmen, langen Tagen und entspannten Stunden in der Abendsonne. Und ja, auch am Lagerfeuer kann man die neuen Fleet Foxes noch hören – auch wenn die Zeit der Rauschebärte und Holzfäller-Hemden vorbei ist. "Crack-Up" ist demnach kein Mitsing-Folkpop, sondern wunderbar individuell und entspannt experimentell. Die Wertschätzung, sich als Hörer geduldig auf diese Songs einzulassen, hat dieses Album verdient.

Trackliste

  1. 1. I Am All That I Need / Arroyo Seco / Thumbprint Scar
  2. 2. Cassius, –
  3. 3. – Naiads, Cassadies
  4. 4. Kept Woman
  5. 5. Third Of May / Ōdaigahara
  6. 6. If You Need To, Keep Time On Me
  7. 7. Mearcstapa
  8. 8. On Another Ocean (January / June)
  9. 9. Fool's Errand
  10. 10. I Should See Memphis
  11. 11. Crack-Up

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