laut.de-Kritik
Weltuntergang? Kopf hoch und beten!
Review von Stefan MertlikYOLO. Man lebt nur einmal. Live fast, die young. Für das Streben nach Sinneslust gibt es viele dumme Sprüche. Friska Viljor fügen der Liste mit "Don't Save The Last Dance" einen weiteren hinzu. Joakim Sveningsson und Daniel Johansson denken trotzdem über das Morgen nach. Ihre Fans kennen und lieben sie dafür. Das achte Album des Duos bietet mehr davon: gutgelaunte Musik mit gar nicht mal so doofen Texten.
Die Stockholmer begegnen dem drohenden Weltuntergang mit Kopf-hoch-Botschaften. Das macht im Durchschnitt ehrlich Mut, hilft in den Spitzen sogar mit guten Ratschlägen. "It's easier to have someone to blame", heißt es am Ende von "My Own Satan". Das Düstere des Vorgängers "Broken" haben die Schweden zum Teil abgeschüttelt. Nun zeigen die beiden Väter Handlungsmöglichkeiten für die jüngere Generation auf.
Elf Lieder haben Friska Viljor geschrieben. "Inbreeds" beginnt mit Falsettgesang und Akustikgitarre. Im Laufe seiner sechs Minuten wächst das Stück. Weitere Elemente kommen hinzu – Piano, Xylofon, Bläser. Schließlich mündet das Lied in ein gewaltiges Outro, das Johansson für eine Bandpremiere nutzt. Noch nie zuvor gab es Friska Viljor auf Schwedisch – das Lied endet mit einem Gebet in ihrer Landessprache.
Es bleibt der einzige theatralische Moment. Stattdessen bietet "Don't Save The Last Dance" eine Mischung aus ESC-Pop und Folkrock fürs Kleinstadt-Café. Abschätzig soll das keineswegs klingen. Friska Viljor haben verstanden, wie sie die Massen erreichen. Diese Formel spielen sie auf 40 Minuten voll und ganz aus. Subtil geht trotzdem anders.
"My Own Satan" liefert eine aufdringlich fröhliche Pfeifpassage. "All These Fears" schlägt ab dem ersten Takt mit Fanfaren zu. "My Band" durchbricht den Überschwang mit einer so dubbeligen wie eingängigen Keyboard-Melodie. Und die Akustikballade "Rest" dient in der Albummitte als Verschnaufpause von all dem Brimborium, wringt ohne Strom aber noch vehementer Emotionen aus den Hörer*innen.
Wer Friska Viljor mag, hört sicherlich auch gerne The Strumbellas, Imaginary Cities oder The Lumineers. "Don't Save The Last Dance" vertuscht seine Chart-Ambitionen keineswegs. Auch wenn die zweite Ebene der Musik dadurch zu oft in den Hintergrund rückt: Das Pop-Duo hat etwas zu sagen.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Definitiv eine gute Platte, ich bin aber nicht der größte Fan des neuen Sounds, auf den die Band seit „My name is Friska Viljor“ setzt.
FV klingen mittlerweile nach dem klassischen Indieband-Format (wie die in der Rezension erwähnten anderen Bands) und immer weniger nach der sympathisch-kaputten, melancholischen, fröhlichen Schwedenband, die sie noch bis „Remember my name“ waren. Joakims unperfekte, kratzige Stimme ist zum Beispiel kaum noch im Vordergrund (obwohl sie das Alleinstellungsmerkmal ist!), stattdessen gibt es mehr Chöre und mehr Gesang von Daniel.
Und weg sind leider auch die kaputt klingenden Instrumente. Ich gönne der Band jeden Erfolg der Welt und dass sie tut was sie möchte (man kann nicht ewig das gleiche Album machen), schade finde ich die Entwicklung für mich persönlich aber trotzdem.
Mit Bravo! hat die Band ihre Karriere mit einem frischem, schrägem, irgendwie nachdenklichem, überraschendem und sehr eingängigem Album gestartet und ich empfehle jeden Folk & Indiefan, das sich einmal anzuhören.
Hoffentlich kehren sie eines Tages nochmal zu diesem Sound zurück.