laut.de-Kritik
Der Erfolg gibt ihm recht, auch wenn Blues-Puristen die Nase rümpften.
Review von Giuliano BenassiAls der Gitarrist und Sänger George Thorogood 1976 einen Vertrag beim Folk-Label Rounder unterschrieb, hatte er sich einige Jahre lang als Blues-Musiker durchgeschlagen, erst im Heimatstaat Delaware, dann in San Francisco, schließlich in Boston. Auch wenn er zuletzt solo unterwegs gewesen war, nahm er seine zeitweilige Begleitband The Destroyers mit ins Studio und legte so das Fundament für eine mit den Charts liebäugelnden Karriere zwischen härterem Rock'n'Roll und Chicago Blues. Der Erfolg gab ihm recht, auch wenn Blues-Puristen eher die Nase rümpften.
40 Jahre nach seinem offiziellen Debüt "George Thorogood And The Destroyers" (1977) kehrt er nun zu seinen Wurzeln zurück. Einerseits zu Rounder, die er 1982 für EMI verlassen hatte. Andererseits mit seinem ersten Album ohne Begleitband, also als unverzerrte One-Man-Show, wie er es in vor allem in San Francisco zu tun pflegte.
Dabei bedient er ausschließlich an Fremdmaterial. Mit Robert Johnsons "I'm A Steady Rollin' Man" setzt er die Meßlatte schon von Beginn an hoch: Die Gitarre jault, dass es eine Freude ist, seine Stimme klingt kratziger als sonst. Mit Willie Dixon ("Wang Dang Doodle"), John Lee Hooker ("Boogie Chillen", "The Hookers", "One Bourbon, One Scotch, One Beer") und Elmore James ("Got To Move", "The Sky Is Crying") zollt er weiteren Blues-Meistern Tribut.
Doch Thorogood besitzt auch ein Herz für Folk und Country. So interpretiert er Gary Nicholsons "Soft Spot", "No Expectations" der Rolling Stones, Johnny Cashs "Bad News", Bob Dylans "Down The Highway" und Hank Williams' "Pictures From Life's Other Side". Irgendwo dazwischen platzieren sich Sonny Terrys und Brownie McGhees "Born With The Blues" sowie John Hammonds Jrs. "Tallahassee Woman".
"Es hätte vielleicht mein allererstes Album sein sollen", erklärt Thorogood in einer Pressemitteilung. Wie er Dobro und Slide bedient, ist jedenfalls mitreißend. Zwei 'Makel' kann er natürlich nicht los werden: Delaware ist weder Mississippi Delta noch Chicago, auch die Hautfarbe will nicht so recht passen. Dasselbe gilt aber für Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan, Gary Moore, Rory Gallagher oder Joe Bonamassa. Was zählt, ist die Einstellung. Und die stimmt diesmal zu 100%.
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