laut.de-Kritik
Glorias Rückkehr zu ihren karibischen Ursprüngen
Review von Joachim Gauger"Alma Caribena", ihre karibische Seele hat Gloria Estefan wieder hervor gekramt, nachdem die zuletzt erschienen Alben auf den Mainstream-Markt Amerikas abzielten und doch recht glatt geraten waren. Wer sich an die billigen Sounds und vom Drumcomputer simpel gestrickten Rhythmen des Vorgängeralbums Gloria erinnert, wird sich beim Hören von "Caribbean Soul" erstmal verwundert den Schmalz aus den Ohren pulen, so frisch und lebendig klingt Glorias Bekenntnis zu ihren Wurzeln.
Dass ihr 12. Album ausgerechnet zum Höhepunkt des Latin-Hypes erscheint, nennt Gloria Estefan einen glücklichen Zufall. Vier Jahre habe sie an dieser Scheibe gearbeitet, und tatsächlich orientiert sich "Caribbean Soul" nicht etwa trendy an der Laune des Zeitgeistes. Anders als Ricky Martin oder Jennifer Lopez streut Gloria nicht nur hier und dort das eine oder andere spanische Wörtchen ein, sondern singt das komplette Album in ihrer Muttersprache - zum ersten Mal seit "Abriendo Puertas" (1995). Auch stilistisch ist die musikalische Hommage an Kuba eindrucksvoll gelungen, eingängige Popmelodiechen oder Schmachtsoulfetzen braucht der Hörer nicht zu fürchten. Statt dessen wartet "Caribbean Soul" mit äußerst vielschichtigen rhythmischen und harmonischen Strukturen auf.
Gewiss, "Te Tengo A Ti" und das im Duett mit José Feliciano gesungene "Tengo Que Decirte Algo" sind schreckliche Schnulzen, die aber mit Herzschmerz, klagenden Streichern und vibrierenden Stimmen alles mitbringen, was Schnulzen schrecklich schön macht. Andere Tracks sind von fröhlicherer Stimmung und hauchen mit Polyrhythmik und schneidigen Bläsersätzen alten Stilen wie dem Son neues Leben ein.
Glorias Rückkehr zu ihren karibischen Ursprüngen: Ein musikalischer Fortschritt!
Noch keine Kommentare