laut.de-Kritik

Japan in Good Charlotte-Euphorie.

Review von

Im Herbst 2005 waren die Jungs von Good Charlotte auf Japan Tour und haben einen Film über ihre dortigen Impressionen gedreht: Die neue DVD "Fast Future Generation" beinhaltet 90 Minuten Fanstuff, und auch wenn das Land der aufgehenden Sonne im Mittelpunkt steht, so kann wirklich jeder Sympathisant der Band seine Freude an der Scheibe haben.

Ton- und Bildqualität sind sehr gut und die Mitschnitte schaffen es gar, eine nachdenkliche und mitreißende Atmosphäre zu zaubern. Wer hätte das gedacht? Schon das Intro sorgt für die nötige Stimmung: Während Bilder von Land, Bevölkerung und Tour (teils in schwarz-weiß) über den Bildschirm wandern, begleitet ein japanisches Opernstück das Reisepanorama.

Nachdem dann einige Flughafenszenen die Ankunft der vier Amis erzählen, beginnt eines der vielen Interviews, mit denen der Film gespickt ist. Zumindest bei diesem einen Frage-Antwort-Spiel wirkt das Quartett ziemlich abgeflacht, wortkarg, kaputt und verblödet. In meinen Vorurteilen bestätigt, verfolge ich das Gespräch weiter und mit der Zeit muss ich diese zumindest teils wieder revidieren. Auch die anfängliche Intensität der DVD ist bald wieder hergestellt.

In den folgenden Kapiteln erfahre ich mehr von Good Charlottes Kindheitserlebnissen, ihrem dritten Album, neuen musikalischen Herausforderungen, ihrer eigenen Modemarke sowie ihrem bevorzugten Koffeingehalt. Bei einer gegenseitigen Tattoobeschau werden verschiedene Motive der Bandmembers erläutert. Außerdem sieht man die jungen Burschen mit ihren kreischenden, lachenden, weinenden (ja, alles auf einmal) Fans, ein anderes Mal bei einer Shoppingtour in Tokio, dann wieder mitten im Fotoshooting.

Wusstet ihr übrigens schon, dass die Japaner das beste Publikum sind? Joel & Co stimmen mehr als einmal zu Lobgesängen auf die Inselbewohner an. Wer die Live-Mitschnitte der Gigs verfolgt, muss zugeben, dass da was dran sein könnte. Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit dem ersten Konzert der Japan-Tour, bei dem die Band selbst zugibt, dass sie grottenschlecht waren, während die Fans sie hoch in den Himmel gefeiert haben. (Übrigens einer der Gründe, warum die Fans aus Japan so toll sind.) Was man so alles erfährt in diesen eineinhalb Stunden DVD!

Persönlich fast vom Hocker gehauen hat mich die Tatsache, dass das Quartett vor jedem Konzert zu Gott betet. Tatsächlich! Zu Gott! Die letzte Backstage-Vorbereitung wird dem Allmächtigen gewidmet, bevor es raus auf die Bühne geht. Genial finde ich auch die Szene, wie die Jungs bei einem Interview - auf ihren Piercings rumkauend - ewig darauf warten, dass ein Dolmetscher mit der Übersetzung ihrer Aussage fertig wird.

Im weiteren Verlauf des Films wird sogar etwas Hetzpropaganda betrieben. So wird an etablierten Größen wie Pearl Jam und Björk herumgenörgelt. Überhaupt, die ganze Promiszene wird von der Band auf egoistisch und/oder geldgeil reduziert. Es folgt ein Referat zu dem Thema: 'Warum mich Promis, die oberflächlich sind so nerven", und kurz darauf wird sich dem Live 8 Konzert zugewandt, das Afrikas hungernde Kinder wieder in unser aller Gedächtnis zurückzuholen sollte. Doch der Gig bekam schlechte Publicity, was die Kerls ein weiteres Mal auf sozialkritische Themen bringt. Das tiefgründige Geblubber der Vier geht also im Film nicht verloren.

Fazit: Mit der neuen DVD erhält jeder Fan einen tieferen Einblick in das Bandkonstrukt Good Charlotte. Schöne, atmosphärische Bilder mit bester Tonqualität runden das Werk ab.

Trackliste

  1. 1. Introduction
  2. 2. What Is The Concert
  3. 3. Crowds In Japan
  4. 4. First Show
  5. 5. That Show Sucked
  6. 6. Fashion Talk
  7. 7. Benji DJ
  8. 8. Trying To Make That Record
  9. 9. Problems With Celebrities
  10. 10. 2nd Show
  11. 11. Billy The Artist
  12. 12. Caffeine
  13. 13. Justin Davis
  14. 14. Paul The Producer
  15. 15. Live 8
  16. 16. Bullet Train
  17. 17. Found My Inspiration
  18. 18. Last Show
  19. 19. End Credits

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Good Charlotte

Jung, berühmt und auch ein bisschen reich: der Traum des weißen, amerikanischen Vorstadt-Kid ist für die Zwillingsbrüder Benji und Joel Madden Wirklichkeit …

Noch keine Kommentare