laut.de-Kritik
Schwedischer Hardcore: Riff-Geballer und Solo-Gewichse.
Review von Andreas DittmannSchwedischer Hardcore: Da denkt jeder zuallererst an Refused und ihr Meisterwerk. Vollkommen zurecht natürlich. Grace.Will.Fall ist Insidern freilich ein Begriff - den Status, den ihre Landsmänner hatten, werden sie aber nie erreichen. Auch wenn das Cover ihres "Second Album" stark an den Refused-Klassiker erinnerte. Innen drin gab es vor allem knallharten Hardcore auf die Ohren, ohne Umwege zu Elektro, Jazz oder Alternative.
Das ist auf 2014 nicht anders. Die neue Scheibe sieht aus wie "Rush" von Rush, klingt aber überhaupt nicht nach Rush und heißt deswegen auch "No Rush". Sinnig. Die fünf Schweden brüllen, scheppern und prügeln sich in unheimlicher Geschwindigkeit durch elf Songs. Stupides Riff-Geballer mit Crowdshouts haben die Jungs ebenso drauf wie Solo-Gewichse und erstaunliche Rhythmuswechsel. Die beiden E-Gitarren sorgen für viele versteckte, meist melancholische Melodien, die irgendwo im Hintergrund mitschwingen. Fast schon postrockig in der kompositorischen Machart. Puristen brauchen aber keine Angst zu haben, es gibt genug auf die Fresse.
Schon der Opener "Aldrig" schießt aus allen Rohren, lässt nach dem kurzen Bassintro ein Riff-Gewitter los, dass sich so schnell nicht mehr verzieht. "Good Guys With Guns" beginnt mit stampfenden Banjos, die das Schlagzeug jedoch schnell überrollt. Schon nach kurzer Zeit basteln die Schweden ein rockiges Groovemonster, das auch Modern-Rock-Bands wie Black Stone Cherry gut stünde. Schade, dass der Song grade mal eineinhalb Minuten lang ist.
"DIY" wütet dafür über fünf Minuten durch alle Hardcore-Spielarten, huldigt dem Punk, wird metalisch und endet schließlich in fusseligen Postcore-Sphären. Im ruhigeren "Square Remains Square" spielen die Gitarren zu Beginn cleane Akkorde und Töne, am Ende kommt sogar noch ein Klavier zum Einsatz.
So ist "No Rush" ein typisches Grace.Will.Fall-Album geworden mit viel Hardcore, viel Gebrüll und viel Wahnsinn. Wir sind hier nicht in New York, sondern in Schweden, wo Hardcore schon immer anders gedacht wird: Ein bisschen vielseitiger, ein bisschen kreativer, ein bisschen anders eben, ohne dabei die Härte und Kompromisslosigkeit zu vergessen.
2 Kommentare
Die Rezi macht auf jeden Fall mal Lust drauf reinzuhören.
Also Sorry - die Stimme ist zum Davonlaufen - widerliches Gekrächze - ich finde Hardcore gut, stehe auf Deathmetal usw. - aber die Stimme klingt einfach nur gewollt, aber nicht gekonnt ! Die Musik ist aber teilweise sehr geil, auch wenn sie teils etwas zu sehr die Gitarren überlagern.