laut.de-Kritik

Verstärker auf zehn und ab dafür.

Review von

Nach dem Schnellschuss "Lights Out" haben sich Graveyard drei Jahre Zeit für ihr viertes Album gelassen. Hat sich der längere Zeitraum gelohnt? Schau'n mer mal. Überraschungen standen ohnehin nicht zu erwarten. Oder vielleicht doch?

Die Schweden nehmen uns jedenfalls erneut mit auf eine Reise in vergangene Zeiten, als Schlaghosen und Oberlippenbärte Geschmäcker und Straßenbilder dominierten. Stilistisch macht es sich die Band wieder zwischen Hard Rock, ein wenig Blues und leichten Psychedelic-Anteilen gemütlich. Never change a winning Langhaarfrisur.

Die Orange-Verstärker geschwind auf zehn gedreht und ab dafür: "Magnetic Shunk" hoppelt fröhlich nach vorne, in den höheren Lagen klingt Sänger Joakim Nilsson wieder wie Robert Plant, ohne diesen zu kopieren. Der Song wechselt ein paar Mal das Tempo und macht direkt Laune auf mehr.

Vergleiche mit Bands aus vergangenen Jahrzehnten bleiben bei einer Retro-Band genrebedingt nicht aus. "The Apple And The Tree" erinnert in der Strophe sehr an "Driver's Seat" von Sniff 'n' The Tears, verbreitet dafür aber auch eine ähnlich entspannte Atmosphäre. Mit "Exit 97" steht die erste Ballade an, es soll nicht die letzte bleiben. Zusätzlich zu ihrem üblichen Instrumentarium setzen Graveyard Tasteninstrumente ein - mit gutem Effekt, gerne mehr davon.

Nach den solide-treibenden Rockern "Never Theirs To Sell" und "Can't Walk Out" folgt Ballade Nummer zwei. "Too Much Is Not Enough" kniet nicht nur tief im Memphis Blues, sondern hat zudem einen Frauenchor als Verstärkung mitgebracht. "Baby, please don't let your love turn to hate", schmachtet Nilsson. Man möchte ihm sanft über das Köpfchen streichen und gut zureden.

"From A Hole In The Wall" verbreitet ein wenig mehr Dunkelheit als die anderen Stücke. Nilsson gibt das Mikro an Gitarrist Jonathan Ramm ab, dessen Stimmfarbe das Album kurzzeitig in eine andere Richtung schiebt. Zwischendurch darf Schlagzeuger Axel Sjöberg ein wenig blastbeaten, wer hätte das gedacht?

Die Schweden legen in "Hard Headed" eine Rotzigkeit an den Tag, die vielen Genrekollegen fehlt. Die schön knarzige Produktion unterstützt sie in ihrem Bemühen, die 70er möglichst authentisch wiederaufleben zu lassen. Trockener klang ein Schlagzeug lange nicht mehr. Überhaupt, die Produktion: Sie passt sich dem Stil der Songs perfekt an und rundet das Bild gekonnt ab.

Dass auch Dicke-Eier-Rocker eine weiche Seite haben, beweisen Graveyard gleich anschließend wieder. "Far Too Close" zeigt die Göteborger zum dritten Mal in balladesker Stimmung. Zu diesem Song lässt sich bestimmt vortrefflich auf dem Flokati vor dem offenen Kamin herumfläzen. Mit "Stay For A Song" legen die Schweden zum Abschluss einen weiteren langsamen Song nach, man kann also entspannt liegenbleiben. Mit psychedelischen Sounds klingen Song und Album aus.

So lasset uns faziten: "Innocence & Decadence" macht eine Menge Spaß und gerät erstaunlich abwechslungsreich. So viel zum Thema "keine Überraschungen".

Trackliste

  1. 1. Magnetic Shunk
  2. 2. The Apple And The Tree
  3. 3. Exit 97
  4. 4. Never Theirs To Sell
  5. 5. Can't Walk Out
  6. 6. Too Much Is Not Enough
  7. 7. From A Hole In The Wall
  8. 8. Cause & Defect
  9. 9. Hard Headed
  10. 10. Far Too Close
  11. 11. Stay For A Song

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