laut.de-Kritik
Wut und Verweigerung in Akustikgitarrenpunk verpackt.
Review von Stefan FriedrichAls ich die neue Scheibe von Green Day zum ersten Mal anhörte, war ich nicht besonders angetan. Die meisten Songs schienen einfach zu langsam zu sein und wirklicher Punkrock war auch keiner zu finden. Aus dem Blickwinkel eines Punks ist "Warning" eine schlechte CD.
Wenn man sich allerdings neuere Interviews mit Green Day zu Gemüte führt, wird man schnell feststellen, dass sich die Band vom Punkrock etwas entfernen, sich mehr in Richtung Songwriter entwickeln wollte. Hat man das einmal gefressen, dann ist das Album gut. So gesehen gehen Green Day ihren Weg weiter, schon auf dem Vorgänger "Nimrod" war der Richtungswechsel angedeutet, den "Warning" jetzt fortsetzt.
Keine Angst, "Warning" enthält immer noch jede Menge Green Day, was die Melodien und vor allem Billie Joe Armstrongs typischen Gesang angeht. Einen Green Day-Song erkennt man noch immer nach drei Sekunden. Der absolute Mainstream ist schon noch ein Stück entfernt, allerdings kann man sich einige der 12 Songs auch gut im gängigen Radioprogramm vorstellen, denn weh getan wird hier musikalisch niemandem mehr. Wut und Verweigerung in Akustikgitarrenpunk verpackt. Wobei die Band keine schlechte Figur macht, sich aber auch der Fan weiter entwickeln muss, und ob der dazu Lust hat, ist die Frage.
Auch mit "Warning" werden Green Day die Hallen wohl wieder füllen, "Waiting", "Blood Sex & Booze" und der ersten Single "Minority" sind Songs mit genug Hitpotential. An die Klasse von "When I Come Around" oder "Good Riddance (Time Of Your Life)" kann allerdings auch der beste "Warning"-Song nicht ganz heranreichen.
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