laut.de-Kritik
Gelungene Hommage an den 'Man in Black'.
Review von Daniel StraubDas erste Mal begegnete Gunter Gabriel seinem erklärten Idol Johnny Cash 1978. Seither verband die beiden Männer eine tiefe Freundschaft, die bei jedem der für das Tennessee-Projekt eingespielten Songs mit Händen zu greifen ist. 18 Lieder von Cash suchte sich Gabriel aus, um sie mit deutschen Texten neu einzusingen und seinem Idol so die Ehre zu erweisen. Ein waghalsiges Unterfangen, das angesichts der beeindruckenden Mächtigkeit von Johnny Cashs Schaffen schnell ins Peinliche umschlagen kann. Doch Gabriel meistert die Aufgabe mit einer bewundernswerten Größe, die auch Cash zeit seines Lebens auszeichnete.
Angedacht hatten die beiden das Tennessee-Projekt schon vor Jahren, weil Gabriel immer wieder Cash Songs auf seinen Alben coverte, die auch den 'Man in Black' nachhaltig beeindruckten. So entstand die Idee, ein ganzes Album mit deutsch gesungenen Johnny Cash Liedern aufzunehmen, als Gruß an die deutschen Fans sozusagen.
Im Sommer 2003 nimmt das Projekt dann konkrete Formen an. Gabriel, ein Freund der Familie Cash, wird in das Cabin Studio des Meisters in Hendersonville bei Nashville eingeladen, ein inmitten eines kleinen Waldes gelegener Ort der Inspiration, wo die letzten zusammen mit Rick Rubin produzierten Meisterwerke Cashs entstanden.
Bei der Ankunft von Gabriel in Tennessee hat Cashs Sohn John Carter bereits alles generalstabsmäßig organisiert: die Session Musiker stehen Instrument bei Fuß, das technische Equipment ist eingesteckt und der Finger bereits in Richtung Aufnahmetaste ausgestreckt. Knapp eine Woche später sind die 18 Songs eingespielt, die den rauhen Charme der Cashschen Originale durch weichgespülten Country-Pop ersetzen, den Geist der Songs aber dank Gabriels rauher Stimme mühelos ins Deutsche übersetzen.
Manchmal bleibt Gabriel dabei textlich sehr nah am Original. "Wie ein Soldat" ("Like A Soldier") oder "Ein Junge namens Susie" ("A Boy Named Sue") gehören in diese Kategorie Songs. Mal siegt die freie Paraphrasierung über die wörtliche Übersetzung, wie bei "Mann hinterm Pflug" ("Man In Black") oder "Der Mann mit dem Block" ("The Man Comes Around"), dem Titeltrack von Cashs letztem Album. Doch egal welchen Zugriff Gabriel wählt, eines zeichnet alle Stücke des Tennessee-Projekts aus: sie kommen von Herzen, überzeugen durch ihre Authentizität.
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