Porträt

laut.de-Biographie

Haindling

Es war einmal 8442, dann kam 94333 und aus Haindling wurde Geiselhöring. Hans-Jürgen Buchner ändert seinen Künstlernamen aber deswegen nicht in Geiselhöring um. Das etwas seltsame Pseudonym legt er sich Anfang der Achtziger zu, um die Verbundenheit mit dem ländlichen Wallfahrtsort in Bayern auszudrücken.

Aber lassen wir mal die Kirche im Dorf, oder besser gesagt in Haindling, denn gleich neben dem Gotteshaus gibt es ein altes Wirtshaus und in eben diesem (das seiner Großmutter gehört) kommt der kleine Hans-Jürgen zum ersten Mal mit Musik in Kontakt. Dass es sich hierbei nicht um Rock 'n' Roll oder derartiges Zeugs handeln kann, hat der eine oder andere schon richtig kombiniert. Denn Blasmusik war angesagt und das gefiel dem Buben ganz gut. Mit vier Jahren erhält Buchner die ersten Klavierstunden. Der Grundstein für eine Musikerlaufbahn ist damit gelegt. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.

Mit zwölf entdeckt er seine Liebe zum Jazz, lernt Trompete spielen und betätigt sich als Bandleader im Internat, dass er zu dieser Zeit besucht. Seine andere Leidenschaft gilt dem Töpfern von Keramik. Auch heute noch stellt er diese her und man kann seine Werke nicht nur bestaunen, sondern auch kaufen. Nachdem Buchner seine Werkstatt aufgebaut hat, treibt es ihn wieder zur Musik, aber keine Band möchte ihn in seinen Reihen aufnehmen. "Wer nicht will, der hat schon mal" wird er sich gedacht haben und macht sich an die Arbeit, seine Lieder in Eigenregie aufzunehmen, wobei er auch alle Instrumente spielt. Nur um sein Repertoire live aufzuführen, bedient er sich der Hilfe einer anderen Person. Ulrike Böglmüller, seine damalige Freundin und spätere Ehefrau unterstützt ihn bei diesem Vorhaben. Der einzige Live-Auftritt des schrägen Duos geht aber gründlich in die Hose.

Damit ist die Musikerkarriere des Hans-Jürgen Buchner erst einmal auf Eis gelegt. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und so tritt eines Tages die Glücksfee in Erscheinung. Bei einem Abendessen mit Kevin Coyne (der eine ähnlich breite Facette an künstlerischem Output hervorbringen sollte wie Haindling selbst), spielt Buchner einem anwesenden Label-Mitarbeiter seine Eigenproduktionen vor. Die Firma dieses Herren zeigt sich daraufhin geneigt, ein Album von Haindling zu veröffentlichen. Das Ergebnis steht als "Haindling I" 1982 in den Läden.

Berühmter wird er dadurch nicht unbedingt, denn auch schon damals ist seine Musik nichts für den Massengeschmack. Zu verschroben und eigenständig ist das, was da aus der bayrischen Provinz in die restlichen deutschen Lande dringt. Die eigentümliche Melange aus traditioneller Musik und zeitgenössischen Klängen, oft mit zynischen, witzigen und immer intelligenten Texten, ist für Otto Normalverbraucher zu sperrig. Einem breiteren Publikum wird Haindling erst bekannt, als er des öfteren in der Talkshow "Live aus dem Alabama" auftritt. Mit dem Zweitwerk "Stilles Potpurri" und den Singles "Du Depp" und "Lang Scho Nimma G'sehn" kann er sogar zwei "Hits" vorweisen, die es in die deutschen Charts schaffen. Viele, die "Du Depp" damals hören, denken, bei Haindling handelt es sich um einen weiteren Kasper aus der NDW-Fraktion, aber weit gefehlt.

Buchner bemüht sich nie sonderlich, diese kleinen Erfolge zu wiederholen und das rechnen ihm seine Fans hoch an. Treue Anhänger belohnt er immer mal wieder mit einer schönen Platte und wer Haindling mal auf der Bühne erlebt hat, merkt sofort, dass es sich bei diesem Projekt um etwas ganz Eigenes handelt. Hans-Jürgen Buchner beschränkt sich aber nicht nur auf Musik und Keramik. Im Laufe der Jahre hat er diverse Fernseh-Produktionen vertont, spielt manchmal sogar selbst mit, engagiert sich für den Naturschutz und hat, in Zusammenarbeit mit Kinderbuchautor Janosch, dessen Figuren musikalisch vertont. Ein außergewöhnlicher Musiker dieser "Haindling". Hoffentlich hört man noch einiges von ihm.

Alben

Surftipps

  • Haindling

    Schön gemacht, mit allem, was sich um Haindling dreht. Inklusive Rundgang durch die Buchner'sche Keramikwerkstatt.

    http://www.haindling.de

Noch keine Kommentare