laut.de-Kritik

Weltuntergangsstimmung draußen, Glückseligkeit drinnen.

Review von

Als I Am Oak das erste Mal im CD-Player landet, tobt draußen gerade ein Gewitter. Blitze erhellen den Himmel. Es donnert, kracht und heult. Dicke Regentropfen prasseln an die Fensterscheibe: Weltuntergangsstimmung draußen, Glückseligkeit und Harmonie drinnen.

Ich liege auf dem Bett und lasse mich von der dunklen Stimme eines Holländers namens Thijs Kuijken, Frontman und kreativer Kopf hinter I Am Oak, verzaubern. Dieser Mann braucht nicht viel, um gute Musik zu produzieren.

Ein bisschen Bass, ein wenig Gitarre, hier und da Banjo oder Orgel. Unterlegt mit elektronischen Beats – und dazu eine traurig zerbrechliche und doch starke Stimme. Kuijkens reduziertes Songwritings passt perfekt zu seinem Organ – I Am Oaks Musik lebt von Ruhe und innerer Kraft. Was Justin Vernon alias Bon Iver so gut kann, und auch Sufjan Stevens beherrscht, was man an Iron & Wine schätzt und bei The Black House lobt– Kuijken fasst all jenes zusammen.

Einzelne Songs hervorzuheben, fällt ein wenig schwer. Die Tracks sind ähnlich, scheinen fast ineinander überzugehen. Und doch besitzen sie stets einen eigenen, authentischen Charakter. "Horizon" beispielsweise mit seiner verzerrten Gitarre. "Island II", das berauschende Instrumentalstück. Oder der wohl gefühlvollste Track des Albums "I", der von Streichern begleitet zu Tränen rührt.

Sowohl Album- als auch Songtitel sind kurz gehalten. I Am Oak arbeiten mit verträumten Worten wie "Ocyaan", "Ancient" oder "Distances". Da darf ein Song auch mal nur knapp eine Minute lang sein und aus lediglich zwei Sätzen bestehen, wenn diese den Kern doch wunderbar treffen: "I will not take it this far at all. I have got no words".

Zeigte sich von der ersten Platte "On Claws" bisher nur die heimische Presse begeistert, schwappt der Erfolg hoffentlich auch hierzulande über. Zum Anfreunden eignet sich auf jeden Fall "On Trees And Birds And Fire" vom Debüt. "Oasem" kommt dann ein wenig elektronischer, fast noch reduzierter daher.

Es ist bereits das zweite Album des Holländers innerhalb von zwei Jahren. Kuijken zeichnet dabei verantwortlich fürs Songwriting, den Gesang und alle Instrumente, für Aufnahme, Mixing, Artwork und Layout. Da passt alles zusammen, so zeigt etwa das Coverfoto stimmungsvoll die Atmosphäre des Albums zwischen Melancholie, Einsamkeit und Ruhe auf.

"Oasem" bedeutet übrigens "Atem". Ausgesprochen wird das Wort ähnlich dem englischen "awesome". Als ich so auf dem Bett liege und an den Plattentitel denke, kommt mir das deutsche "Oase" in den Sinn. Und irgendwie passt das genauso gut.

Trackliste

  1. 1. Horizon
  2. 2. Distances
  3. 3. Ancient
  4. 4. Curt
  5. 5. Island
  6. 6. Elbows
  7. 7. Distances II
  8. 8. Giant
  9. 9. I
  10. 10. Ocyaan
  11. 11. Island II
  12. 12. Horizon II

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