4. Februar 2004
"Rippt, was ihr wollt!"
Interview geführt von Alexander EngelenEigentlich kann es nicht besser passen, als zwei Underground-Rapacts der Extraklasse auf ein Stelldichein unter einer U-Bahn-Linie zu treffen. Im Zuge der 7Heads-Europa-Tour durften sich die Wiener Hip Hop-Begeisterten über einen Besuch vom Altmeister J-Live und dem nicht minder talentierten MC Wordsworth freuen. Im Wiener Club B72, unter der Linie U6 liegend, hielt LAUT das Mikrofon für ein Interview bereit.
Ihr seid ziemlich viel auf Tour. Ihr wart in Amerika und seid nun in Europa unterwegs. Genießt ihr diesen Reisestress?
Wordsworth: Ja. Wir genießen das Touren auf jeden Fall. Wir kommen gerade von der Westküste. Es gibt mir die Möglichkeit darüber nachzudenken, was ich als nächstes machen werde, wenn ich wieder nach Hause komme. Natürlich hilft es mir auch zu sehen, was die Fans so über das denken, was ich bis jetzt gemacht habe. Es geht wirklich darum, mit den Fans in Kontakt zu kommen, die zu den Konzerten kommen, und meine Musik an Orten hören, von denen ich nicht gedacht hätte, dass dort meine Musik jemanden berühren würde.
Du hast einige Gigs gemeinsam mit The Roots. Freust du dich darauf?
J-Live: Oh ja, es wird sicher interessant. Ich muss jetzt auch zurück, um mit ihnen zu proben. Aber ich freue mich auf jeden Fall darauf.
The Roots spielen mit einer Liveband. Ist es ein großer Unterschied, nur mit einem DJ auf der Bühne zu stehen oder mit einer kompletten Live Band?
J-Live: Es ist schon ein Unterschied. Wir haben ja auch schon ein paar Auftritte mit Soulive gemacht. Normalerweise nehme ich aber immer meinen DJ mit. Eigentlich ist ein Plattenspieler aber einfach nur ein anderes Instrument. Wenn ich nur gemeinsam mit DJ Flowfader und Wordsworth auf der Bühne bin, dann übergeben wir dem DJ meistens die Aufgabe, die Energien einzuteilen und die ganze Sache in Bewegung zu bringen, wie es ein DJ machen sollte. Es entsteht eine unterschiedliche Atmosphäre, aber weil es sich letztendlich bei beidem um Hip Hop handelt, ist es einfach ein anderer Weg zum gleichen Ende.
Ihr seid beide als Underground-Künstler bekannt. Wie definiert ihr persönlich Underground?
J-Live: Ich definiere Underground immer als Musik, die du irgendwo ausgraben musst, weil sie nicht den ganzen Tag im Radio gespielt wird. Oder weil sie nicht ein weltweites Marketing oder eine unternehmerische Struktur hinter sich hat. Aber eigentlich sehe ich meine Musik ganz allgemein als Hip Hop. Ich versuche einfach, nur das zu machen, was ich so über die ganzen Jahre beobachtet habe, während ich in New York aufgewachsen bin. Ich versuche einfach die Grenzen zu überschreiten und Dinge zu tun, die original und kreativ sind, die man am Ende des Tages noch gerne hört und die einem etwas geben.
Wordsworth: Für mich besteht der Underground aus Menschen, die einfach nur versuchen, ihre Musik zu machen, ohne sich einer bestimmten Form anzupassen und zu tun, was die Plattenfirmen einem vorgeben, nur um Platten zu verkaufen. Wenn du einfach dran bleibst, kann man trotzdem viele Platten verkaufen und immer noch ein Underground-Künstler bleiben. Es geht nicht um irgendwelche Plattenverkäufe oder Absatzzahlen, es ist ein bestimmtes Gefühl, eine bestimmte Art, wie sich die Menschen damit identifizieren, was sie tun.
Von welchen Underground-Künstlern, die viele Platten verkaufen, sprichst du? Talib Kweli?
Wordsworth: Ja, das kann ein Kweli sein, Mos Def, The Lox, diese Jungs verkaufen eine Menge Platten, machen es aber mit viel Liebe. Die Menschen lieben sie für das, was sie tun. Es ist egal. Schau dir Common an. Er ist auf jeden Fall ein Underground-Artist. Es ist einfach das Gefühl, das zu tun, was man will. Man versucht einfach nicht wie die Norm zu sein.
Auf der 7Heads-Homepage habe ich eine Aussage gelesen, die etwa so ging: "Ordnet unsere Sachen unter dem 'Ich erinnere mich noch, als alles gut war und nach den frühen 90ern geklungen hat'-Zeug ein." Was hat sich seit dieser Zeit geändert?
J-Live: Ich weiß nicht genau, ob ich mein Zeug in dieser Kategorie einordnen würde, aber ich glaube, sie meinen damit, dass Mitte der 90er Jahre die Industrie sich des Hip Hops angenommen hat, und es angefangen hat, dass alle Songs gleich geklungen haben und mit der Zeit einfach auf die Nerven gegangen sind. Wenn du zu dieser Zeit die großen Sender im Fernsehen gesehen hast, musste man einfach irgendwo anders nach dem Hip Hop suchen, der mit einem gewissen Standard und Originalität weiter gemacht hat. Von daher gesehen, geht es einfach darum, diese Originalität nicht aufzugeben. Es ist fast so, als ob Werte wie etwa anders, fresh und neu zu klingen oder zu versuchen sich nicht ständig anzupassen, verloren gegangen sind. Diese Dinge sind jetzt fast wie Neuheiten, und wenn man auf diese Dinge achtet, gibt es gleich diejenigen, die sagen, man versucht, wie damals zu klingen. Ich persönlich versuche immer das zu machen, was als nächstes kommt und nicht, was alle gerade machen. Ich kann dieser Verallgemeinerung nicht ganz zustimmen, aber ich weiß woher es kommt.
Du hattest einige Probleme mit den Plattenfirmen. Richtig?
J-Live: Nein, das kann man so nicht sagen. Viele bewerten die Sache, dass "The Best Part" nicht am vorgegebenen Termin herausgekommen ist, über. Sie vergessen die Sache, dass mir die Möglichkeit gegeben wurde, alles am Laufen zu halten, indem ich viele Shows gespielt und mit vielen anderen Künstlern zusammen gearbeitet habe. Ich glaube also nicht, dass ich so viele Probleme mit den Plattenfirmen hatte. Es gab eben nur das eine Album, das gebootlegt wurde. Aber wenn man es nicht gebootlegt hätte, hätte ich gar nicht die Möglichkeit gehabt "All Of The Above" zu machen.
Bist du mit deiner jetzigen Situation zufrieden?
J-Live: Ja, ich glaube ich bin gerade dabei, etwas mehr heraus zu kommen und etwas vom Rampenlicht abzubekommen. Viele Menschen schauen auf meine Musik zurück und sehen sie als echte Klassiker. Das rechnen ich ihnen hoch an. Ich hoffe einfach, dass ich mit meiner zukünftigen Musik, diesen Standard halten kann.
Und wie ist die Arbeit mit 7Heads, deinem Management?
J-Live: Ich arbeite nicht mehr mit 7Heads zusammen. Ich manage mich gerade selbst.
Du hast einen Track gemeinsam mit Moloko gemacht. Wie war die Arbeit mit ihnen?
J-Live: Eigentlich habe ich nur mit Prince Paul und Dan the Automator zusammengearbeitet. Moloko habe ich gar nicht getroffen. Ich habe einfach nur die Strophe über den Beat geschrieben. Ich habe dann den Song auf dem Album gehört und fand es ziemlich cool, dass Moloko auch drauf war.
Der Song ist auf jeden Fall gelungen. Ich habe auch gehört, dass du mit Madlib zusammen arbeitest?
J-Live: Nein. Madlib habe ich noch nicht einmal getroffen. Ich würde aber auf jeden Fall mit ihm arbeiten. Ich kenne ein paar Leute, die ihn kennen. Wer weiß, was die Zukunft bringt? Es gibt sowieso so viele Gerüchte, die rumgeistern. Ich habe im Internet gelesen, dass Pete Rock mein ganzes neues Album macht. Das stimmt natürlich nicht. Ich hoffe trotzdem, dass es sich gut anhören wird und die Leute es kaufen.
Lasst uns über das "No Edge Ups In South Africa"-Projekt reden. Was ist der Hintergrund?
J-Live: 7Heads veröffentlichte das Album als eine Compilation gleichgesinnter Künstler, die reflektieren für was 7Heads musikalisch steht. Das Album ist ein Teil des Serie "7 Heads R Better Than 1". Jede Platte hat seinen speziellen Titel und das jetzige heißt "No Edge Ups In South Africa". Das ist eine Art Witz über etwas, das als größeres Bild gesehen werden kann. Nach einem Trip nach Capetown in Südafrika sprach jemand über die dortige Situation und sagte, dass unsere Jungs da unten nicht wirklich richtige Frisuren haben. Und das reflektiert auf eine bestimmte Art, wie es dort in der Wirtschaft läuft. Die Aussage ist, dass man im Großen und Ganzen als Schwarzer oder Schwarze in Amerika erkennen muss, dass wir alle Teil einer ganzen afrikanischen Diaspora sind. Nur weil man es hier relativ gut hat, sollte man das nicht gleich so hoch bewerten, weil es auf der ganzen Welt Menschen gibt, die kämpfen und leiden. Die Aussage der Platte geht in diese Richtung. Das Album wurde zwar nicht notwendig unter diesem Thema entworfen, aber ich finde es sehr gut, dass es diese kleine Message beinhaltet. Mal sehen wohin uns der nächste Teil bringt.
Mir gefällt, dass das Album neben der positiven Stimmung auch eine politische Aussage hat.
J-Live: Ich glaube, es handelt sich einfach um eine Reihe überzeugender Songs von Leuten, die seit einiger Zeit mit 7Heads etwas zu tun haben. Und der Fakt, dass es noch eine politische Aussage gibt, drückt schlicht die Verantwortung aus, wie 7Heads über die Musik denkt, die sie herausbringen.
Wordsworth: Ich finde, es ist einfach eine großartige Compilation. Ich denke, die Mehrzahl der heutigen Compilations haben nicht annähernd die Qualität dieser Platte. Außerdem haben sie nicht so viel versprechende Künstler, wie mich, J-Live, Asheru, Oddissee & Kenn Starr, El da Sensai. Es ist einfach alles gut auf der Platte: überzeugende Lyrics, fette Beats. Die meisten Alben, die du heutzutage zu hören kriegst, sind einfach nur zusammen geschustert. Die wollen einfach nur Geld machen, ohne einen bestimmten Grund. Ich denke dieses Album hatte wenigstens einen Grund und hat ihn sehr gut erfüllt.
Die Platte war sehr gut. Es war sogar unser Album der Woche. Du hast schon von deinem neuen Longplayer gesprochen. Willst du noch etwas dazu sagen?
J-Live: Ich finde es dope. Die Leute sollten sich es auf jeden Fall holen. Es zeigt, an welchem Punkt ich gerade als MC, DJ und Produzent bin. Ich arbeite gerade an einem Mixtape für BBE, das nächstes Frühjahr rauskommen soll. Jetzt kommt erst mal mein neues Album. "Always Will Be" ist der Name. Dazu gibt es auch noch "Always Has Been" um auf dem neusten Stand zu sein. Es gibt einfach viele Leute, denen "All Of The Above" gefallen hat, die aber keine Ahnung von den Singles von 1995 bis 1997 haben. Ich bin schon seit fast zehn Jahren dabei und veröffentliche Musik. Ich bin jetzt an einem Punkt angelangt, an dem ich alles viel konsequenter anpacken kann.
Du hast das ganze Album selbst produziert und erledigst den Job als DJ.
J-Live: Genau. Ich habe nur DJ Flowfader auf einem Track und es gibt einen Song/ Skit mit Wordsworth.
Du rappst nicht einmal auf dem Track, richtig?
Wordsworth: Nein, ich rappe nicht. Ich chille nur.
J-Live: Ich konnte ihn mir nicht leisten. Nicht einmal für eine Strophe. Es ist verrückt. (Gelächter)
Ihr habt beide einen Schulabschluss in Englisch. Wie wichtig ist euch Bildung?
J-Live: Sehr wichtig. Bildung ist auf jeden Fall wichtig. Natürlich hängt es davon ab, was du mal machen willst. Aber Bildung hilft auf beim Kommunizieren. Wenn man sagen kann, dass man auf dem College war und dort einen Abschluss gemacht hat, öffnet das einfach bestimmte Türen. Egal ob es sich um einen Job handelt oder um ein Gespräch mit jemanden, der mit dir arbeiten will. Man kann einfach sehen, dass du den Ehrgeiz und das Durchhaltevermögen hast, etwas fertig zu machen. Ich glaube das ist ausschlaggebend. Natürlich gibt es viele Leute, die erfolgreich sind und nicht zur Schule gehen. Es geht für mich eher darum, wie die Motivation einer Person aussieht, etwas zu lernen. Egal ob er dann in die Schule geht oder einfach nur in die Bibliothek, ob man liest oder was auch immer für seine persönliche Bildung macht.
Wordsworth: Ich glaube, alles was man macht und sagt im Leben ist dadurch begrenzt, was man weiß. Jedenfalls sollte es das. In dieser Hinsicht ist es fast wie Munition. Du kannst zur Schule gehen und dein Arsenal vergrößern, um dann mehr Waffen zu haben für den Kampf, dem wir tagtäglich auf diesem Planeten ausgesetzt sind. Manche gehen eben zur Schule um ihre Munition zu bekommen, andere benutzen ihre Erfahrungen, die sie nach der Schule gesammelt haben. Es ist auf jeden Fall nichts, worauf man sich ausruhen kann. Zumindest in Amerika hat ein Bachelor-Abschluss heutzutage nur noch den Stellenwert eines Highschool-Diploms. Jetzt steht ein Master für ein höheres Bildungsniveau. Es ist eine ernste Sache, wenn es darum geht, für sich und die eigene Familie zu sorgen. Was meine Betrachtung von bestimmten Dingen oder meinen Mitmenschen betrifft, hat das College-Leben mein ganzes Leben verändert. Ich habe gelernt, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die Entwicklung vom Kind zum Mann war für mich auch ein großer Teil davon. Jedem das Seine, aber ich finde, dass man immer von dem, was man weiß, begrenzt wird. Wissen ist unendlich, deswegen ist es wichtig, so viel wie möglich aufzusaugen. Man kann die Möglichkeit nicht voraussetzen.
Du hast auch als eine Art Lehrer gearbeitet?
J-Live: Nicht nur als eine Art. Ich war Lehrer für die siebte und achte Klasse im Fach Language Arts. Dabei habe ich zwei Jahre lang Lesen, Schreiben und Literatur für Zwölf- bis Dreizehnjährige unterrichtet.
War der Unterricht durch Rap beeinflusst?
J-Live: Das hat mir schon geholfen. Durch meine Verbindung zum Hip Hop und der Musik selbst war ich mit den Schülern auf einer ähnlichen Wellenlänge. So hatten sie einen Bezugspunkt. Ich glaube aber nicht, dass die Bühne und ein Klassenzimmer irgendwelche Gemeinsamkeiten haben. Im Großen und Ganzen war ich mit meinen 23, 24 Jahren nicht all zu weit weg von den Kindern, und das habe ich als ein Mittel benutzt, um Bezugspunkte zu schaffen.
Mussten deine Schüler auch die Texte von Rap-Songs interpretieren oder so etwas?
J-Live: Wir haben mit ein paar Rap-Texten gearbeitet, weil ich ihnen einfach etwas geben wollte, mit dem sie vertraut waren und mit dem sie Spaß haben. Größtenteils habe ich aber den Fakt, dass ich ein MC bin, herausgehalten. Außerdem waren sie durch meinen Underground-Status sowieso nicht auf dem Laufenden. Ich konnte ihnen also als Herr Cadet entgegentreten, und nicht als J-Live. Weil die Achtklässler aber nach dem Schuljahr die Schule verlassen haben, habe ich am Ende vom Jahr verraten, wer ich bin. Dann habe ich ihnen gesteckt, dass in den Magazinen, die sie jeden Monat lesen, noch vor ein paar Jahren jede Menge Artikel über mich drin waren.
Sie wussten also gar nicht, dass sie einen bekannten Rapper als Lehrer haben?
J-Live: Nein. Sie wussten zwar, dass ich ein DJ bin, weil ich auf Parties aufgelegt habe. Aber vom Rappen wussten sie nichts.
Und du arbeitest auch als Schauspieler, oder?
Wordsworth: Nein. Zur Zeit nicht. Ich habe nur bei ein paar Fernsehshows mitgespielt. Für HBO und eine andere Show für MTV. Jetzt konzentriere ich mich auf mein Album. Da werden krasse Leute dabei sein: Beatminerz, Kurt Gowdy, J-Zone, DJ Sebb.
Du hast von deinen Auftritten bei der Lyricist Lounge erzählt, und ich habe gelesen, du hast auch bei den Rap Olympics teilgenommen. Haben dir diese Dinge geholfen deine Rap-Fertigkeiten zu verbessern?
Wordsworth: Oh ja. Bei der Lyricist Lounge bin ich vielleicht zwei oder drei Mal aufgetreten. Ich habe dann bei der Lyricist Lounge Fernseh-Show mitgemacht. Und, ja, die Rap Olympics. 1997 habe ich dort teilgenommen. Da war ich mit Eminem und Thirstin' Howl in einem Team. Das war ziemlich cool. Ich musste da einfach mein Bestes geben, weil ich mit den Besten unterwegs war. Eigentlich bin ich immer noch mit den Besten, die es gerade gibt, unterwegs.
Nervt es dich, dass du immer noch einen Underground-Status hast, und nicht, wie die anderen, Tausende von Platten verkauft hast?
Wordsworth: Nein. Viele von den richtig guten Jungs, den Elite-Jungs, haben auch immer noch einen Underground-Status. Außer Eminem und vielleicht Mos Def versuchen eigentlich alle noch bekannter zu werden. Ich fange gerade erst an. Ich habe noch nicht einmal ein Album draußen. Vielleicht bin ich nächstes Jahr schon von hier weg. Mein Ziel ist es, die ganze Sache auf eine globale Ebene zu bringen. You just gotta keep hustling. Man darf sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Man braucht eine Vorstellung davon, was man will, und wenn man hart daran arbeitet, dann wird es sich irgendwann auszahlen.
Wie sieht also dein konkretes Ziel aus? Millionen Platten zu verkaufen?
Wordsworth: Mein Ziel ist es, gehört zu werden. Ich will eine lange Zeit dabei bleiben. Musik machen. Filme machen. Und ich versuche, Bücher zu schreiben. Ich versuche eigentlich alles. Ich will Soft Drinks verkaufen. Es muss für mich nur einen Wert haben. Das ist der Grund, wieso ich schreibe. Alles hat seinen Zweck. Meine Reime haben einen Zweck. Bei allem, was ich tue, stelle ich klar, dass es eine Bedeutung für mich oder jemanden anders hat. Ich bin Wordsworth, ich muss irgendetwas wert sein.
Du hast auch Fernsehserien geschrieben, richtig?
Wordsworth: Ja. Ich habe etwas für HBO geschrieben. Ich bin gerade mit der Arbeit an einer Show fertig geworden, die ich mit Cloyd Brooks und RZA gemacht habe. Ich hoffe, dass sie es in das Programm schafft und bald gesendet wird. Beim Schauspielerin geht auf jeden Fall noch was ab, aber ich muss mich gerade auf die Musik konzentrieren. Durch die Lyricist Lounge-Show bin ich direkt vom Rappen ins Fernsehen gekommen, normalerweise ist das ein langer Weg. Den habe ich irgendwie übersprungen. Ich regle jetzt erst einmal die Musik-Geschichte und hoffe, dass mir das ein paar Türen öffnet.
Du hast jetzt deine eigene offizielle Homepage. Wie wichtig ist es für dich, im Internet präsent zu sein?
J-Live: Es gibt den Leuten die Möglichkeit, sich wirklich zu informieren. Für viele Leute wird "Always Will Be" das erste sein, was sie von mir hören. Auf diese Weise können sie zurückblicken und sehen, dass es andere Alben gibt, die sie dort bekommen. Oder sie können einfach etwas über meine Geschichte erfahren. Es gibt meine Lyrics auf der Seite. Außerdem kann man sich über Touren informieren, die Leute können so in Erfahrung bringen, wann ich in ihre Stadt komme. Bald wird es auch Audio- und Videoclips geben. Die Seite ist ziemlich gut, besonders weil das Internet mittlerweile im täglichen Leben so wichtig ist. Obwohl es so viele Leute gibt, die keinen Zugang haben. Diejenigen, die einen haben, benutzen das Web intensiv. Ich merke es auf der Tour, wie wichtig es ist, auf dem Laufenden zu sein, seine E-Mails zu checken um sein Geschäft weiter zu führen.
Wie steht ihr zum Downloaden?
J-Live: Ich würde das nicht überbewerten. Es ist einfach so, wie es ist. Die Technologie hat sich so weit entwickelt, dass jeder auf alles zugreifen kann und die Fans somit leichter ausdrücken können, was sie mögen und was nicht. Das bedeutet, dass sich auf lange Sicht die Art und Weise, wie Musik verkauft und aufgenommen wird verändert. Jetzt ist es einfach so, dass bei Künstlern wie wir es sind, unsere Zuhörer einsehen müssen, dass jede verkaufte Platte wie eine Stimme zählt. Wenn du also ein neues J-Live Album hören willst, musst du rausgehen und das Album, von dem du nur eine Kopie hast, kaufen. Das ist der einzige Weg, dass diese Künstler weitermachen können und die Musik produzieren, die du hören willst. Das ist wie in der Politik.
Können Downloads nicht sogar eine Hilfe für Underground-Künstler sein?
J-Live: Ja, es hilft. Manche sagen zwar, dass es härter für Underground-Künstler ist, weil es einen größeren Prozentsatz ihrer Plattenverkäufe ausmacht. Aber es hilft auch, im Gespräch zu bleiben und herumzukommen oder Shows zu spielen. Es ist eine Möglichkeit, etwas zu verbreiten und ganz allgemein, die Leute dazu zu bringen, deine Musik letztendlich im Laden zu kaufen. So wie ich meine Songs anbiete, habe ich keinen Vorteil, aber das Problem kann man einfach nicht ändern. Das ist, als ob man fragt, wie das Wetter einen Bootskapitän beeinflusst. Man muss zwangsläufig damit klar kommen.
Hast du eine eigene Homepage? Hast du irgendwelche Pläne?
Wordsworth: Oh ja. Unter worldwidecommunications.com. Da geht es richtig ab. Die Seite hat alles, nicht nur Hip Hop. Sie beinhaltet eine Menge Dinge an denen ich gerade arbeite.
Und was das Downloaden angeht: Hey, wir haben alle kein Geld. Rippt, was ihr wollt! Aber wenn ihr es euch leisten könnt, das Album zu kaufen, dann kauft es. Es ist unmöglich, dass jeder diese Sicht vertritt. Manche werden sich unser Zeug runterladen, manche werden es kaufen. Wir brauchen das Geld, einfach um wiederzukommen. Weißt du, ich habe auch ein paar gebrannte CDs zu Hause.
Das Interview führte Alexander Engelen
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