laut.de-Kritik
Twerken mit Justin Bieber.
Review von Martin TenschertDie Popgeschichte zeigt, dass es sich lohnt, die Anhängerschaft mehrerer Stars zu bündeln - Stichwort: Supergroup. Nichts Verwerfliches haben sich auch die EDM-Erzengel Skrillex und Diplo gedacht und legen ein Kollabo-Album hin. Als DJ-Buddies harmonierten die beiden bis dato sehr gut. Man fragt sich trotzdem: Skrillex' Metal-Techno und der Gemischtwaren-Elektro Diplos, kann das denn gut gehen?
"Beats Knockin'" macht klar: Ja. Unterhaltsame Quetschkommoden von Skrillex und Gebrochenes in Sprache und Beat von Diplo spielen sich ziemlich groovig die Bälle zu. "Frebreze (feat. Chainz)" reflektiert die Vor- und Nachteile keimtötender, geruchsintensiver Sprays im Selbstversuch. Intensiv ist auch der Sound, sicher nichts für den monatlichen Migräneanfall. Wer dagegen am Springbreak fröhlich für den Rave-Frieden twerken möchte, wird gut bedient.
Die sorgfältig ausgewählten Feature-Gäste des Projekts zielen auf Radio Airplay und Festivals ab - und weniger auf Clubs wie das Berghain. Per se okay, wenn man bedenkt, dass die Herren dazu beigetragen haben, elektronische Musik im US-Mainstream zu etablieren. Und sie holen sich folgerichtig auch den massenkompatibelsten Mann ans Mikro: Justin Bieber überzieht die pianozarten Chords des balladesk schleppenden "Where Are Ü Now" mit seinem Marzipankrokantguss. Und das auch noch zur Fastenzeit. Igitt!
"Mind (feat. Kai)" stößt gleichfalls ins softe Pophorn. Beliebige Hall-Effekte und Zerr-Samples, die man von Diplo schon zu oft gehört hat, ziehen Kais zugegeben starke Vocals in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit. Am Ende bleibt ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Pop und EDM: Diplo und Skrillex zeigen ohne Zweifel was sie können, schöpfen ihr künstlerisches Potential bei "Jack Ü" aber bei weitem nicht aus.
2 Kommentare mit einer Antwort
Es hört sich immer ganz okay an, ähnlich wie ältere Diplo Produktionen, aber spätestens wenn die Refrains kommen? Alter Schwede. Ich war nie ein Diplo Fan, aber sein Fabric Mix war zumindest interessant. Jedoch hätte ich nie erwartet, dass gerade er solch ein Sellout wird, gerade wenn man bedenkt, für wen er früher alles produziert hat.
Ganz meine Meinung. Kommt nicht mal im
Ansatz an das ran, was er für M.I.A. gebastelt hat
"Justin Bieber überzieht die Piano zarten Chords des balladesk schleppenden "Where Are Ü Now" mit seinem Marzipankrokantguss."
Der Rechtschreibhans ist empört!