laut.de-Kritik

Twerken mit Justin Bieber.

Review von

Die Popgeschichte zeigt, dass es sich lohnt, die Anhängerschaft mehrerer Stars zu bündeln - Stichwort: Supergroup. Nichts Verwerfliches haben sich auch die EDM-Erzengel Skrillex und Diplo gedacht und legen ein Kollabo-Album hin. Als DJ-Buddies harmonierten die beiden bis dato sehr gut. Man fragt sich trotzdem: Skrillex' Metal-Techno und der Gemischtwaren-Elektro Diplos, kann das denn gut gehen?

"Beats Knockin'" macht klar: Ja. Unterhaltsame Quetschkommoden von Skrillex und Gebrochenes in Sprache und Beat von Diplo spielen sich ziemlich groovig die Bälle zu. "Frebreze (feat. Chainz)" reflektiert die Vor- und Nachteile keimtötender, geruchsintensiver Sprays im Selbstversuch. Intensiv ist auch der Sound, sicher nichts für den monatlichen Migräneanfall. Wer dagegen am Springbreak fröhlich für den Rave-Frieden twerken möchte, wird gut bedient.

Die sorgfältig ausgewählten Feature-Gäste des Projekts zielen auf Radio Airplay und Festivals ab - und weniger auf Clubs wie das Berghain. Per se okay, wenn man bedenkt, dass die Herren dazu beigetragen haben, elektronische Musik im US-Mainstream zu etablieren. Und sie holen sich folgerichtig auch den massenkompatibelsten Mann ans Mikro: Justin Bieber überzieht die pianozarten Chords des balladesk schleppenden "Where Are Ü Now" mit seinem Marzipankrokantguss. Und das auch noch zur Fastenzeit. Igitt!

"Mind (feat. Kai)" stößt gleichfalls ins softe Pophorn. Beliebige Hall-Effekte und Zerr-Samples, die man von Diplo schon zu oft gehört hat, ziehen Kais zugegeben starke Vocals in den Abgrund der Bedeutungslosigkeit. Am Ende bleibt ein unausgewogenes Verhältnis zwischen Pop und EDM: Diplo und Skrillex zeigen ohne Zweifel was sie können, schöpfen ihr künstlerisches Potential bei "Jack Ü" aber bei weitem nicht aus.

Trackliste

  1. 1. "Don't Do Drugs Just Take Some Jack Ü"
  2. 2. "Beats Knockin (feat. Fly Boi Keno)"
  3. 3. "Take Ü There (feat. Kiesza)"
  4. 4. "Febreze (feat. 2 Chainz)"
  5. 5. "To Ü (feat. AlunaGeorge)"
  6. 6. "Jungle Bae (feat. Bunji Garlin)"
  7. 7. "Mind (feat. Kai)"
  8. 8. "Holla Out (feat. Snails & Tarantula)"
  9. 9. "Where Are Ü Now (feat. Justin Bieber)"
  10. 10. "Take Ü There (feat. Kiesza) [Missy Elliott Remix] [Bonus Track]"

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Skrillex

Wer als Künstler seinen Namen auf der ehrwürdigen BBC-Soundlist wiederfindet, der kann sich getrost auf die eigene Schulter klopfen, denn in der Regel …

LAUT.DE-PORTRÄT Jack Ü

Im Herbst 2013 rätseln Scharen EDM-gesonnener Besucher der Mad Decent Block Party, wer sich hinter dem als Gastgeber beworbenen Label-Neuling mit dem …

2 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 9 Jahren

    Es hört sich immer ganz okay an, ähnlich wie ältere Diplo Produktionen, aber spätestens wenn die Refrains kommen? Alter Schwede. Ich war nie ein Diplo Fan, aber sein Fabric Mix war zumindest interessant. Jedoch hätte ich nie erwartet, dass gerade er solch ein Sellout wird, gerade wenn man bedenkt, für wen er früher alles produziert hat.

  • Vor 9 Jahren

    "Justin Bieber überzieht die Piano zarten Chords des balladesk schleppenden "Where Are Ü Now" mit seinem Marzipankrokantguss."

    Der Rechtschreibhans ist empört!