Die Ikone der französischen Popkultur und frühere Muse von Serge Gainsbourg ("Je t'aime") wurde 76 Jahre alt.

Paris (laut) - Jane Birkin ist tot. Die Schauspielerin und Grand Dame des Chanson Francaise starb gestern im Alter von 76 Jahren. Ende 2021 musste sie wegen eines leichten Schlaganfalls die Teilnahme an einem Filmfestival absagen.

Bekannt wurde die Schauspielerin der Musikwelt mit ihrem lustvollen Seufzen und Stöhnen im 1969er Chanson "Je t'Aime ... Moi Non Plus". Das anzügliche Duett mit ihrem privaten Partner Serge Gainsbourg provoziert die Zensur etlicher Radiostationen. Auf genau diese Form der Publicity legt es das ungleiche Paar auch an, zumal Birkin damit Erfahrung hat: Drei Jahre zuvor sorgt sie als Nacktmodell in Michelangelo Antonionis "Blow Up" für Schlagzeilen.

Für Gainsbourgs Klassiker "L'Histoire De Mélody Nelson" aus dem Jahr 1971 agiert Birkin als Album-Partnerin. Sie spielt in einem hörspielartigen Dialog ein junges Mädchen mit dem unwirklich klingenden Namen Mélody und kracht zu Beginn des Albums gegen die Motorhaube von Serges Limousine. Aus dem folgenden Flirt-Dialog der beiden entspinnt sich ganz im Stile des Cinéma Français der damaligen Zeit eine Liebesgeschichte und das Thema des entsprechenden Konzeptalbums.

Im selben Jahr bringt Birkin die gemeinsame Tochter Charlotte zur Welt, von der sie drei Enkelkinder hat. Birkin und Gainsbourg bleiben 13 Jahre lang liiert, ein Paar wie Tarzan und Jane, bis Birkin 1980 genug vom Suff ihres Partners hat. Danach ist es ähnlich wie im Falle von Courtney Love ihr Stigma, auf Lebenszeit vom Großteil der Öffentlichkeit zuvorderst als Ex-Geliebte einer großen Musiker-Persönlichkeit wahrgenommen zu werden. Nach Gainsbourgs Tod erklärt die trauernde Birkin 1991, fortan keine Musik mehr zu veröffentlichen. Ein Versprechen, das sie glücklicherweise bricht.

Ihre Soloalben zeugen regelmäßig von hoher Qualität. Mit dem elektronischen Chanson-World-Album "Arabesque" macht sie 2003 auf sich aufmerksam, als Benjamin Biolay und andere junge Artists die "Nouvelle Scène Française" des Neo-Chansons einläuten. In den Folgejahren kann sie sich vor Kollaborationsanfragen kaum retten: Auf "Rendez-Vous" schauen u.a. Manu Chao und Brian Molko vorbei, auf "Fictions" (2006) begrüßt sie Johnny Marr, Beth Gibbons (Portishead) und Gonzales.

Auch in der französischen Modeszene war sie ein zentraler Bezugspunkt. Die Modemarke Hermès produziert in den 80er Jahren die heute berühmte Handtasche "Birkin Bag". Ihre überstandene Leukämie-Erkrankung macht Birkin 2018 in ihrer Biografie "Munkey Diaries" öffentlich. Ihr letztes Studioalbum ist "Oh! Pardon Tu Dormais ..." aus dem Jahr 2020, eine Kooperation mit Etienne Daho. Die Musikerin und Schauspielerin hinterlässt drei Kinder aus ihren Beziehungen mit Gainsbourg und dem Regisseur Jacques Doillon.

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