laut.de-Kritik
Happy-go-lucky in die 80s und zurück.
Review von Matthias MantheJavelin gehören zu der Sorte Act, die aufgrund unprätentiöser Selbstdarstellung und unter Verzicht auf den (zunehmend essenziellen) Popmystizismus im 2.0-Zeitalter schnell mal übersehen werden. Ihrer Leidenschaft für aus Early-Hip Hop-Tapes extrahierte Beats'n'Bleeps frönen die zwei bärtigen Cousins aus Brooklyn mit lakonischer Grundhaltung, die augenblicklich sympathisch, aber eben auch schnell verarbeitet ist.
Dabei sollte schon auf dem Papier eine gar nicht kleine Klientel in jenen Aufmerksamkeitsradius fallen, die der erste richtige Langspieler aufspannt. Wer etwa zuletzt unter den warmen Elektropop-Schauern von Passion Pit, Caribou und Miike Snow den Wintermantel abwusch, wird von "No Mas" mindestens genauso eingenommen sein wie Anhänger anderer eklektischer Flickschuster wie RJD2 oder Bibio.
Dabei erheben Tom van Buskirk und George Langfords Semi-Instrumentals keinen Anspruch auf ins Detail ausgefeilte Songstrukturen. Ihr großes Vorbild finden sie vielmehr in den üppigen Genreclustern eines J Dilla, in der Liebe zum Glitch, zum Fragmentarischen und Klanghaften.
Da lädt dann mal eine Farfisa-Orgel in die Goofy Disco, oft falsettierte Zwitschereien in die Sonne und immer klar in den 80s verwurzelte Drumpad-Flächen zum Abnicken. Hie und da würzen Javelin mit Dam-Funk ("Vibrationz"), Final Fantasy-Loopstreichern ("Mossy Woodland") oder blechernen Band-Analogien ("Tell Me, What Will It Be?"), überladen aber nie den Rahmen, wie es in Anbetracht der Avalanches-Referenzen zu erwarten stünde.
Die halb gesampleten, halb eingespielten Tracks sind eher International Pony als pralle Ratatat. Sie teilen allerdings mit beiden das historische Bewusstsein für Hip Hop bzw. Retrosynths. Zugegeben also nicht unbedingt für die Ewigkeit geschaffen, mit Sicherheit jedoch gehaltvoll genug für ein paar Wochen launiger Sommeremulation.
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