laut.de-Kritik
Auf dass die 'Chromeboy' noch lange in der Sonne glänzen möge!
Review von Markus Brandstetter33 Jahre sind vergangen, seit Joe Satriani mit "Surfing With The Alien auf der Bildfläche erschien und sich umgehend als einer der wichtigsten Rockgitarre-Solisten etablierte. 'Satch', wie Fans und Freunde den 63-Jährigen nennen, hat noch immer einen großen Output: Ein neues Studioalbum gibts etwa alle zwei Jahre, zuletzt 2018 das hervorragende "What Happens Next". Große Experimente oder persönliche Neuerfindungen muss keiner erwarten – viel mehr erweitert Satriani seine Palette um einige Nuancen.
Öfters als der Sound wechselt definitiv das Personal auf Satchs Studioalben. Für "Shapeshifting" stellte wieder eine neue Band zusammen: Am Schlagzeug sitzt Kenny Aronoff, den Bass bedient Chris Chaney (Jane's Addiction), und am Keyboard ist Satrianis alter Kollege Eric Caudiex dabei. Dazu kommen zwei Gastmusiker: Lisa Coleman (Prince) spielt Piano, Christopher Guest Mandoline. An der Produktion war zudem Jim Scott (Foo Fighters, Tom Petty & The Heartbreakers, Red Hot Chili Peppers) beteiligt. Mix und Mastering besorgte John Cuniberti.
Gleich vorweg: Wer Satrianis Instrumentalrock schon vorher nicht besonders ansprach, den wird die Platte nicht vom Gegenteil überzeugen. Denn entgegen dem Albumtitel ist Satch kein Wandler der Form – er wechselt im Bluesrock höchstens zwischen Ballade und manchmal etwas experimentellerer Form. Wobei Satrianis letztes wirklich experimentelles Album, "Engines Of Creation", auch schon 20 Jahre zurückliegt.
Für alle anderen legt der Gitarrist aber ein Werk hin, das sich bestens in den bisherigen Kanon einfügt und den Meister brillieren lässt. Satrianis Ton bleibt unverkennbar, seine Kompositionen melodiös, griffig, seine Gitarrenlines oft mitsummbar – und die Produktion natürlich Ultra-HD. Ein düsterer Bass-Schlagzeug-Groove eröffnet das Album, langsam schlängelt sich Satrianis Gitarre in das Geschehen, beschwört sich selbst herauf. Dann wird die Nacht zum Tag: "Big Distortion" ist die Party für uns alle, wir feiern klassischen Rock mit Handclaps, Riffs und jeder Menge Solospaß. Auf die Party folgt die melancholische Ballade – die gelingt mit "All For Love" gleichwohl hervorragend.
Manchmal liest man schon am Songtitel ab, wie der Song klingt. "Teardrops"? Ballade, wie "Tears" auf "The Extremist" (1992). "All My Friends Are Here"? Ein super eingängiges Feelgood-Rockstück, wie "Friends" auf derselben Platte. Und auch über die Vergangenheit sinniert Satch – auf "Nineteen Eighty" legt er offen, was in der Rockwelt damals so durch Kopf und Finger ging – der Song beginnt mit einem Tapping-Lick, ganz am Ende greift Satriani zur Akustikgitarre. Letzteres passiert selten, etwa bei "Rubina’s Blue Sky Happiness" (wieder auf "The Extremist").
Was Satriani macht, macht er in Perfektion - und mit hörbar viel Spaß am Spiel. Auch wenn der Funke nicht ganz so überspringen will wie beim Vorgänger: Auf dass die 'Chromeboy' (so nennt er seine chromüberzogene Gitarre) noch lange so herrlich in der Sonne glänzen möge!
2 Kommentare
Zu seinen Konzerten geht man ja nur noch wegen der alten Songs hin, trotzdem bleibt er ein Guter. Seit Mitte/Ende der 00er verwaltet er nur noch. Eigentlich schade, denn auf der "Engines of Creation", einem Highlight seiner Diskografie, hat er gezeigt, dass er auch anders kann. Die lann ich jedem empfehlen, der auf die Fusion von Gitarre mit elektronischen Elementen und Techno steht.
Im Review schön auf den Punkt gebracht. Ein Album für alle die keinen Wandel sondern eine solide Weiterführung des Gesamtwerkes erwarten. Ich nehme da auch gerne das Füllmaterial in Kauf und freue mich auf hoffentlich das nächste Album in 2 Jahren. Dann gerne auch wieder mit Bryan Beller am Bass und Marco Minneman hinter den Drums.