laut.de-Kritik
Das wird Black Music-Geschichte schreiben ...
Review von Kai KoppEs war eine geschickte Strategie, Joss Stone im Kontext älterer und selten gehörter Soulperlen debütieren zu lassen. Platin- und Goldauszeichnungen, über zwei Millionen verkaufte Einheiten und Chart-Entrys in über 13 Ländern sprechen eine deutliche Sprache. "Sie braucht keine trendige Single mehr. Heute wird ein neues Joss Stone-Album von einem internationalen Publikum heiß erwartet, weil sie eine begnadete Sängerin toller Songs ist", resümiert Steve Greenberg, der Chef von Joss Stones US-Label S-Curve-Records. "Das ist für eine junge Künstlerin eine unglaublich befreiende Ausgangsposition."
Und nicht nur das! Zugleich wird Joss Stone von zahlreichen Soul-Größen umschwärmt. Stevie Wonder kann sich nicht zurück halten, ihr seine Hochachtung mitzuteilen. Die besten Songschreiber, Lamont Dozier (The Supremes) und Desmond Child (Aerosmith, Bon Jovi, Ricky Martin) komponieren für sie. Eine ganze Schar 70er Soul-Instrumentalisten spielt die Backgrounds ein, darunter auch Nile Rogers von Chic, Angie Stone langt in die Tasten, und The Roots-Drummer "?uestlove" fehlt derzeit eh auf keiner ordentlichen Black Music-Scheibe.
Das Video zur Single "You Had Me" inszenierte zudem Chris Robinson, der schon bei den hochrotierenden Clips von Usher, Alicia Keys, Jay-Z, Beyoncé und Lenny Kravitz im Regiestuhl saß. Zu den Vermarktungsmethoden der Generation VIVA bezieht Joss Stone allerdings klar Stellung. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Musik besser war, bevor es MTV gab. Videos zu drehen ist ein notwendiges Übel, das mir eigentlich nicht zusagt."
Damit macht sie einmal mehr deutlich, dass es ihrer reinen Seele um pure, echte und handgemachte Musik geht. Um ehrliches Songwriting und das gemeinsame Musizieren in einer Band. Deshalb eröffnet sie "Mind, Body & Soul" mit dem live eingespielten Opener "Right To Be Wrong". Die balladeske Rhythm Country'n'Blues-Hymne weist den Weg ins Nu Soul-Old School Universum von Joss Stone.
"Einerseits bin ich ein Kind der heutigen Zeit und mit ihrer Musik aufgewachsen. Andererseits höre ich am liebsten alte Soul-Musik. Die hat zwar ein bisschen Staub angesetzt, aber im Vergleich zur heutigen, sehr ausproduzierten Musik, klingt sie so viel besser und echter. Deshalb ist 'Mind, Body, Soul' eine Mixtur aus Altem und Neuem. Ich möchte mich einfach vom herkömmlichen Pop-R&B unterscheiden. Jedenfalls ist das der Vibe, den ich mir für die Platte gewünscht habe."
"Jet Lag" groovt auf einem R'n'B-Fundament noch lässig aus den Boxen, bevor mit "You had Me" die Bude heftig bebt. Lied Nummer drei funkt sich mit Clavinet-Hooklines supersticious durch ein perfektes Arrangement. "You Had Me" wird Black Music-Geschichte schreiben, versprochen!
Zur Beruhigung kredenzt Joss Stone mit "Spoiled" ihren persönlichen Lieblingstitel von "Mind, Body & Soul". Wie später auf "Security" strahlt im balladesken Kontext ihr gesanglicher Reichtum besonders hell. "Dont' Cha Wanna Ride" lässt es gemütlich angehen und shuffelt genüsslich vor sich hin. Soul, Reggae und eine fette Portion Jamaika-Lässigkeit gibt's auf "Less Is More", das vom Lauryn Hill-erfahrenen Commisioner Gordon produziert wurde.
Das tanzbare "Snakes And Ladders" flirtet mit Subbässen im trippigen Ambiente. "Don't Know How" liefert bluesiges Dancefloor-Futter allererster Güte. In "Killing Time" kostet sie ihre Oldschool-Vorliebe noch einmal aus, bevor uns "Sleep Like A Child" aus einem großartigen Album orgelt. "Ich versuche, das Beste aus meinen Vorschusslorbeeren zu machen. Wenn es klappt, dann darf ich vielleicht auch in fünf Jahren noch Platten aufnehmen." Ganz sicher, liebe Joss! Ganz sicher!
1 Kommentar
Großartiges Album, großartige Sängerin! Live eine Überbombe.