laut.de-Kritik
Der Latin-Lover hat ein wichtiges Anliegen.
Review von Eberhard DoblerDie Los Angeles Times hält den kolumbianischen Rock-Poeten für die wichtigste Persönlichkeit in der hispanischen Musik-Szene. Mit mittlerweile neun Grammys und einem authentischen Background will der Dauergast in den lateinamerikanischen Charts auch in Europa Fuß fassen. Sein melodiöser, gitarrenlastiger Latin-Poprock in spanischer Sprache dürfte hierzulande auf offene Ohren stoßen.
Zumal Juanes ein wichtiges Anliegen hat: Er singt gegen die Gewalt in seiner von Drogen- und Bürgerkrieg gemarterten Heimat an. Und weist gleichzeitig auf Alternativen hin: Liebe, Respekt, Familie. Mithilfe dieser Werte lässt sich das Böse überwinden, so Juanes, der 1999 mit nicht viel mehr als seinem Gitarrenkoffer gen USA zog.
Musikalisch liefert der Metallica-Fan blitzsauberes Handwerk mit Gefühl ab. Der Mann trifft den Ton, strahlt Sicherheit an der Gitarre aus und beweist Gespür für Melodien (beispielsweise "Rosario Tijeras"): So jemand ist für den Erfolg prädestiniert. Sein Aussehen, Typ: 'Rauer Latin-Lover', tut das Übrige. Ein echter Rock-Poet für die Massen, ja, aber nichts für Fans innovativer oder prägnanter Gitarren-Arrangements. Juanes ist eine sichere (Charts-)Bank - nicht mehr und nicht weniger.
Zwischen die schnelleren ("Amame", "Suenos") und rhythmusbetonteren Songs (das Off-Beat-Stück "La Camisa Negra") streut der Kolumbianer auch geradlinige, mit Streicherarrangements durchsetzte Balladen ("Para Tu Amor"). Trotz der traditionellen Wurzeln bleibt sein Sound vor allem vom Rock geprägt: elektronische und akustische Gitarren, Drums, Bass, dazu Tasten- bzw. erwähnte Streichinstrumente und die obligatorische Percussion bestimmen das akustische Bild.
Universal brachte die Platte bereits im vergangenen Jahr auf den Markt, doch erst mit dem Re-Release scheint es zu klappen: "Mi Sangre" steht nun auch in den deutschen Hitlisten. Ein Erfolg sei ihm und seiner Botschaft gegönnt.
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