laut.de-Kritik
Tight wie ein Entenarsch.
Review von Michael EdeleAuch wenn ich auf Grund einer immer mehr ergrauenden Matte in meinem Freundeskreis gern als Methusalems älterer Bruder gehandelt werde, gehöre ich doch nicht ganz zur Anfangsformation des Metal-Fans. Deswegen und auch weil mir Judas Priest früher schlichtweg am Arsch vorbei gingen, habe ich weder eine Scheibe der Jungs bei mir rumstehen, noch jemals ein Konzert mit Rob Halford als Fronter gesehen und somit das Privileg, an diese Live-Scheibe mit Tim Ripper Owens relativ neutral herangehen zu können.
Mit der "Live In London" Doppel-CD gibt es also jetzt die musikalische Vollbedienung für all jene, die sich immer noch keinen DVD-Player zugelegt haben. Auf beiden CDs findet sich ein Video-Track, der einen Vorgeschmack der DVD liefert und tatsächlich Lust auf mehr macht, auch wenn die Menüführung auf meinem Monitor nicht wirklich erkenntlich ist. Aber genug vom Video-Entertainment, um was es hier geht, ist die Musik und die ist, wie eigentlich nicht anders zu erwarten, erste Sahne. Dass Ripper den ehemaligen Metalgod Halford gesanglich locker in die Tasche steckt, ist inzwischen wohl bis zum härtesten Fan des Glatzkopfs durchgedrungen. Somit ist es keine große Überraschung, dass Ripper durch das komplette Material, welches einen guten Querschnitt der Band darstellt, eine mehr als gute Figur abgibt und durchweg überzeugen kann.
Da ich nicht mit irgendwelchen Vergleichszwängen vorbelastet bin, kann ich nur auf die Leistung an sich eingehen und muss sagen, dass diese mehr als beachtlich ist: die Band kommt einfach tight wie ein Entenarsch rüber. Das muss das Publikum wohl ähnlich gesehen haben, denn die Reaktionen sind, sofern nicht nachbehandelt, durchgehend euphorisch. Das setzt sich natürlich auch auf CD 2 fort, wenngleich erst mal unangenehm auffällt, dass der Videotrack exakt der selbe wie auf CD 1 ist. Ob man da an der richtigen Stelle spart?
Egal, "Live In London" beweist zumindest mir, dass es keinen Grund gibt, Rob Halford zurück zu Priest zu holen, es sei denn aus Nostalgie. Tim Owens drückt nicht nur den Songs seinen Stempel auf, die mit ihm entstanden sind, sondern setzt auch bei den alten Klassikern seine Duftmarke. Sieht man also von dem Videotrack-Flop und dem, hoffentlich nur in der Promoversion, erbärmlichen Booklet ab, kann man hier beinahe bedenkenlos zugreifen.
1 Kommentar
Man kann sagen was man will, aber Owens hat seinerzeit seinen Job sehr gut gemacht. Die Jugulator und Demolitiontracks glänzen auch unter den Klassikern