laut.de-Kritik
In der Tradition von Tic Tac Toe oder SXTN.
Review von Julius StabenowAn Katja Krasavice scheiden sich seit jeher die Geister, erst auf YouTube, dann an ihrer Musik. Provokant und irgendwie auch kalkuliert, aber trotzdem nie langweilig und vor allem eins: feministisch. Ja, ich meine das ernst! Klar, wir haben es hier nicht mit linksintellektuellem Feminismus zu tun, der an Unis und in WG-Küchen diskutiert wird. Katja erreicht vielmehr die Mädchen und jungen Frauen, bei denen genau diese Art von Feminismus nicht ankommt, weil sie einfach nicht den richtigen familiären oder sozialen Background haben. Hier kann Krasavice mit ihrer Musik und ihrer Lebensgeschichte ein wichtiger Einfluss für die Sinnsuche und Selbstbestimmung sein, ganz in der Tradition von Acts wie Tic Tac Toe und irgendwie auch SXTN. Das macht Katja und ihr inzwischen viertes Album "Ein Herz Für Bitches" so interessant und spannend, selbst wenn man selbst absolut nicht mehr zur Zielgruppe ihrer Musik gehört.
Direkt der Opener "Legend" ist ein Rundumschlag gegen alle, die sie belächelt haben, und geht als selbstbewusster Representer noch am ehesten als klassicher Rap-Song durch. Darauf knüpft Katja nahtlos an ihre Arbeit als Jurorin der diesjährigen DSDS-Staffel an. "DSDS-Vertrag, nur um Mädels vor dem alten weißen Mann da zu retten." Wir erinnern uns: Katja traut sich als erstes Jury-Mitglied in 21 Jahren "Deutschland sucht den Superstar", während der Show gegen Dieter Bohlen auszuteilen und seine misogyne Art komplett auseinanderzunehmen. So gefährdet sie vielleicht ihre Fernsehkarriere, aber das kann ihr herzlich egal sein. Regelmäßige Fernsehauftritte sind für sie als Internetstar eh nicht im Karriereplan vorgesehen.
Auch auf "Deutschland Sucht Die Super Bitch" greift sie zumindest im Titel und im Musikvideo noch einmal das DSDS-Thema auf. Sie droppt Zeilen wie "Ich hab' gehört, weniger ist mehr, doch je mehr Plastik in meinem Körper, desto weniger im Meer" oder "Ist der Rock ihnen zu kurz, na, dann zieh' ich ihn halt aus" und räumt auf einem klassischen Four-To-The-Floor-Beat erneut mit allen Vorurteilen ihr gegenüber auf, ohne sich dabei selbst zu ernst zu nehmen. Generell wirkt die Ex-Influencerin immer dann am stärksten, wenn sie gegen das Patriarchat vorgeht. Die Vorabsingle "Frauen" markiert ein Highlight des Albums, rechnet auf ironische Art mit allen Frauen-Klischees ab, die in unserer Gesellschaft leider noch immer viel zu präsent sind, und bezieht sich dabei auf Herbert Grönemeyers Klassiker "Männer".
Ein weiteres Lieblingsthema von Katja ist Sex. Sie hat ihn viel, gerne, überall und mit jedem Geschlecht. Auch das ist Teil ihrer Definition von Emanzipation. Katja leistet fast schon Aufklärungsarbeit, wenn sie im Titelsong auf einem drückenden EDM-Beat erklärt: "Tu, was du willst, dir muss nichts peinlich sein", und anschließend die Wichtigkeit von Kommunikation hervorhebt: "Wenn er nicht weiß, wie er dich handlen soll, brings ihm bei, wenn er dich fragt, was du mit ihm vorhast, geh' ins Detail." Oder: "Alles, was er von dir noch nicht weiß, das macht ihn heiß, aber er wird sicher noch heißer, wenn er davon weiß." In eine ähnliche Richtung gehen auch "Birthday Sex" und "Teil Mich", wobei Katja hier ihre Ratschläge direkt selbst umsetzt und sehr detailliert von ihren Vorlieben im Bett berichtet.
So erschafft sie sich ihre ganz eigene Welt, in der sie sich absolut wohlfühlt. Deshalb ist es vielleicht auch nicht überraschend, dass das Album vor allem dann Schwächen zeigt, wenn sie diese Komfortzone verlässt und sich Gäste einlädt. "Ich Hab Den Schönsten Arsch Der Welt" mit Felix Jaehn entpuppt sich als eben genau das, was man vermutet: ein ziemlich generischer Felix-Jaehn-Song. Gut für die Klicks, mehr aber auch nicht. Genau wie die nachdenklichen Tracks "Bilderbuch" mit Jill Lange und "Neonlights" mit Luna. Man lernt hier die weiche und zerbrechliche Seite der sonst so selbstbewussten Katja Krasavice kennen, doch leider füllt sie solche Songs nicht dauerhaft mit etwas, das über Plattitüden hinausginge.
Katja ist keine Rapperin im klassischen Sinne, "Ein Herz Für Bitches" ist viel eher ein Pop-Album mit Sprechgesang und Hip Hop-Einflüssen. Während andere musikmachende Influencerinnen krampfhaft versuchen, zur Hip Hop-Szene dazuzugehören, scheint das der Leipzigerin herzlich egal zu sein. Dieses Album überzeugt nicht mit krassen Flows, überraschendem Stimmeinsatz oder einer innovativen musikalischen Untermalung, aber das ist auch gar nicht das Ziel. Es soll einfach nur konservative Hetero-Typen ärgern, jungen Mädchen und Frauen helfen und ihnen Mut machen, selbstbestimmt und selbstbewusst durchs Leben zu gehen.
18 Kommentare mit 87 Antworten
Schon etwas wagenknechtsch anzunehmen, man brauche einen gewissen sozialen Status, um Feminismus begreifen zu können, der nicht bei H&M erwerbbar sein könnte.
Naja, im Studium lernt man zumindest mit wenig Geld klar zu kommen, viele Kontakte auf der ganzen Welt zu knüpfen, offen zu werden für andere Disziplinen und Fakten. Das kann schon sehr zuträglich sein, um die Tragweite des modernen Feminismus verstehen zu können.
Als Mensch aus der Armutsklasse, der soziale Arbeit studiert, kann ich nur bestätigen, dass manche Dinge nur nachvollziehbar sind, wenn man mit der Perspektive eines bestimmten Herkunftsmilieus aufgewachsen ist.
Auch sexistisch Diskriminierung trifft je nach Herkunftsmilieu anders und wirkt sich anders aus. Menschen aus der Armutsklasse sind dabei immer am stärksten betroffen und werden in Gegenbewegungen gleichzeitig am wenigsten repräsentiert.
Das ist Scheinfeminismus der Industrie und lebt davon, dass Ömmels wie du mehr daraus machen. Ich hab täglich mit solchen Mädels zu tun und die sind abgesehen von Parolen unterwürfig und unsicher as fuck.
Chris, was los? Haben deine Kolleginnen dir etwas in den Kaffee gemischt, um dich los zu werden, weil du viel besser bist als sie?
Ich rede von Mädels, nicht von Frauen Die werden den Kram hoffentlich nicht hören. Auch wenn Pädagoginnen sonst viel Müll hören. Befindlichkeitspop und so.
"ein wichtiger Einfluss für die Sinnsuche und Selbstbestimmung, ganz in der Tradition von Acts wie Tic Tac Toe"
Iz kla.
Ich find die sch..sch..sch..sch..sch..sch…scheisse
Er hat Lucy van Org vergessen.
Kam nicht schon letzten Monat so ein Album? Titel gleich, Cover gleich. Shirin David, loredana, Katja krasavice, Karin arschritze. Namen spielen doch keine Rolle mehr, da die Produzenten und Ghostwriter eh die selben und diese komische gaga-inszinierung auch.
Finds aber gut dass mir irgendein Julius ernsthaft erklären will dass solch plastikpop mit Dr Sommer-Cover für arme nach dem wahren Feminismus schmeckt. Tolle Vorbilder für die moralisch eh schon implodierte jugend
Katja Krasavice ist ein gutes Beispiel dafür, dass es auch Menschen aus schwachen Einkommensschichten nach ganz oben schaffen können, wenn sie sich anstrengen und eine Idee haben. Im Sozialismus wäre sie arm geblieben.
Korrekt, denn im Sozialismus gibt es bekanntlich keine Sexualität und Popmusik. Ein Glück, dass wir in einem kapitalistischen System leben, dass nahezu zufallsbasiert mediale Phänomene hervorbringt, deren Sinn und Zweck allein dem Aumferksamkeitsgewinn und -erhalt dienen. Und ein Glück, dass dieser Bereich hochumkämpft ist, sodass vielleicht nur eine handvoll Menschen wirklich davon profitieren können. Ich finde das voll geil, dass nur ein geringer Prozentsatz an Menschen mittlerweile das Meiste besitzt, denn so kann sich jeder wertlos fühlen und mehr für diese Leute arbeiten. Ist doch geil, oder?
Spaß beiseite, eines muss ich dir lassen, ich denke gerade wirklich darüber nach, ob Trivialitäten wie die von Katja produzierten wohl im Sozialismus der DDR aufgenommen worden wären.
Beim Sozialismus ist ja das Ziel, dass es nur eine Einkommensschicht gibt, es also per Definition keine Armen oder Reichen gibt. Dämlicher Beitrag also.
Hedge auch mal wieder ein richtig liberales Prachtexemplar
Der Sozialismus wird mir immer sympathischer.
https://www.zeit.de/campus/2023-09/wohnung…
"Der Zinseszins ist das achte Weltwunder", hat Warren Buffett mal gesagt. Das ist auch meine Prämisse. Mittlerweile habe ich sieben Wohnungen, ein Einfamilienhaus und beziehe ungefähr 70.000 Euro Kaltmiete pro Jahr. Das Ziel ist es, damit Geld zu verdienen. Immobilien sind für mich die ideale Möglichkeit, Vermögen aufzubauen.
Ich habe früh gelernt, mit Geld umzugehen. Mit 21 war ich schon bei einem MDax-Unternehmen angestellt und habe gut verdient. Ich wollte mein Geld investieren. So kam ich auf die Idee, meine erste Immobilie zu kaufen. Mein Umfeld hat darauf gemischt reagiert. Oft kam der Vorwurf: "Das Geld kommt ja ohnehin von deiner Familie." Mein Vater hat mich unterstützt, aber letztlich kann jeder mit einem guten Gehalt eine Wohnung kaufen und diese über einen Kredit finanzieren. So hab ich das auch getan.
Man sich eben auch mit dem Finanzmarkt beschäftigen, dann kommt man auch schon in jungen Jahren an Wohlstand. Respekt an alle jungen Leute, die nicht Anfang 20 in Shisha-Bars oder mit E-Sport ihr Leben verschwenden, sondern Werte schaffen, die wir brauchen, um unser Land und unseren Wohlstand aufrechtzuerhalten.
"Mein Vater hat mich unterstützt, aber letztlich kann jeder mit einem guten Gehalt eine Wohnung kaufen"
Nach "Mein Vater hat mich unterstützt" hättest du einen Punkt setzen und dich löschen sollen.
Achso, danach in dich gehen und deine privilegierte Position zu reflektieren wäre auch eine gute Option
Wenn du abgeschreckt und angewidert von der emotionalen und sozialen Leere bist, die dir offensichtlich innewohnt, und die sich dann wahrscheinlich/hoffentlich offenbart, verstehe ich das auch. Ist oft so, aber seinen inneren Schweinehund zu bekämpfen, das wissen solche Liberalos wie du ja zumindest, ist zwar meist schmerzhaft, aber lohnt sich idR.
Das Battle um die meisten Worthülsen hat Julius jedenfalls klar gewonnen, da bleibt Katja lediglich zweite Siegerin. Wie man darin auch nur ansatzweise Feminismus erkennen kann, da muss man schon 'ne ordentliche Flasche Copium inhalieren. Selbstlos wie eh und je, das Mannsbild: Erst unterdrückt man das weibliche Pendant über Jahrhunderte hinweg und dann versucht man schön paternalistisch, den Feminismus für sie zu definieren, um sich gerade noch rechtzeitig als einer der Guten zu positionieren.