laut.de-Kritik
Gelungene Mixtur aus Folk und Indiepop.
Review von Martin LeuteDer 27-jährige amerikanische Singer/Songwriter Kevin Devine hat mit "Put Your Ghost To Rest" sein bereits viertes Album veröffentlicht. Hierzulande ist er dennoch weitgehend unbekannt, was sich mit diesem üppiger instrumentierten und glattem produzierten Werk nun ändern könnte.
Folk, Country und Pop sind die Genres, die das musikalische Schaffen Devines umreißen.
Der Einfluss seines großen Vorbilds Elliott Smith ist auch auf diesem Tonträger nicht zu überhören, auch wenn der Weltschmerz ihm weitaus weniger im Nacken sitzt. Und garantiert stehen auch Bright Eyes- und Ryan Adams-Platten in seinem Schrank. Keine schlechten Voraussetzungen also für den Indie-Barden, zumal er durchaus zu seiner individuellen Ausdrucksweise findet.
Das Album öffnet mit der sympathischen, mit der Akustischen begleiteten Folknummer "Brooklyn Boy", während sanfte Pianotupfer die autobiographische Reflektion umschmeicheln. "Brooklyn boy, born and raised/chopping lines, hey hey" singt er und verweist auf die Drogenproblematik, die sich auf dem Album immer wieder findet.
Das folgende "You're Trailing Yourself" erinnert mit einer schmucken E-Gitarrenlinie stilistisch an Death Cab For Cutie, eine eingängige, hübsche Melodie trifft auf ein harmonisches Arrangements. Nach akustischem Einstieg hebt "Just Stay" instrumental mit Schlagzeug, E-Gitarre und Keyboard an.
Es wird deutlich, dass Devine hat die seltene Gabe, großartige, unaufdringliche Melodien aus dem Ärmel zu schütteln, die er im leichten Popgewand ("You'll Only End Up Joining Them") oder ganz intim und reduziert zur gezupften Akustischen ("Billion Bees") vorträgt. Eine Lapsteel-Gitarre prägt das langsame countryeske "Less Yesterday, More Tomorrow", lebenslustig schallt die ohrgängige Melodie in "Like Cursing Kids" zur flächigen E-Gitarre aus den Boxen. Und immer gibt es mal zweistimmige Gesangspassagen oder einen heiteren Backgroundchor zu hören.
Dem folkpoppigen "Go Haunt Someone Else" schließt sich das tolle, textreiche "The Burning City Smoking" an, in eingängigen Strophen entwirft er hier nach klassischer Songwriterschule seine umfassende Sozialkritik. In seinen Songs setzt er sich mit den gesellschaftlichen Zuständen auseinander, ohne dabei in Trübsinn oder Aggression zu verfallen.
Ähnlich strukturiert ist das dynamischere und satter instrumentierte "Trouble", ehe Devine mit "Heaven Bound And Glory Bee", dem letzten der zwölf Tracks, zur gezupften Gitarre ganz leise Töne anschlägt."Put Your Ghost To Rest" setzt sich aus wenigen ruhigen und einigen Upbeat-Stücken zusammen, die meisten Songs liegen in der Mitte.
Und auch wenn Kevin Devine nicht die Intensität eines Elliott Smith und die Ausdrucksstärke und Vielseitigkeit eines Conor Oberst an den Tag legt, mit seinem hoffnungsfrohen Indie-/Folkpop positioniert er sich selbstbewusst irgendwo dazwischen, ohne verstohlen zur Seite blicken zu müssen.
5 Kommentare
MEHR PUNKTE!!
Das neue Album Brothers Blood ist extrem gut.
Nicht mehr glatt produziert dafür überaus interressante Songs. 5/5
Er ist einfach der Beste!
Besonders gut vom neuen Album gefallen mir der erste Song "All of Everything, Erased"
und das lockere Murphy's Song.