laut.de-Biographie
Killing Joke
Mit Krieg und Verwüstung überziehen deutsche Soldaten Europa. Ihre lüsternen Augen schielen bereits über den Kanal, nehmen die Widerstand leistenden britischen Inseln ins Visier. Als die deutsche Soldateska schon zum Panthersprung ansetzt, wendet sich plötzlich das Feldherrenglück. Die Engländer haben die kriegsentscheidende Waffe entdeckt: Den tödlichen Witz.
So erzählt jedenfalls der Monty Python-Stab die Geschichte. Von der englischen Komikertruppe, um im militärischen Jargon zu bleiben, lassen sich Killing Joke nicht nur zu ihrem Bandnamen inspirieren, sondern borgen gleich noch eine kräftige Portion schwarzen Humor aus. Vermischt sich dieser mit reichlich dunklem Rock'n'Roll, dann kommen schon mal Hitsingles wie "Love Like Blood" heraus, die eine ganze Generation von Musikern, angefangen bei Nirvana, über The Cult bis hin zu den Nine Inch Nails und Ministry, für hart rockende Alternative-Gitarren begeistert.
Zunächst noch in diverse Punk-Projekte involviert, treffen sich Sänger Jaz Coleman und Drummer Paul Ferguson Ende 1978, um Killing Joke zu gründen. Kurz darauf vervollständigen Bassist Martin 'Youth' Glover und Gitarrist Geordie Walker das Line-Up der Band, die sich bei Colemans Freundin das Geld für ihre erste EP leiht. "Turn To Red" erscheint 1979 und wird dank der Promotion durch den Radio-DJ John Peel zum Szene-Hit, was Killing Joke einen Vertrag mit Island Records einbringt und darüber hinaus noch genug Kohle abwirft, um mit Malicious Damage ihr eigenes Label an den Start zu bringen. Dort erscheint 1980 die Single "War Dance", die der Band sogar ein Engagement im Vorprogramm von Joy Division einbringt, wenige Wochen bevor deren Sänger Ian Curtis seinem Leben ein Ende setzt.
Während die Karriere von Joy Division ihr vorzeitiges Ende findet, starten Killing Joke richtig durch. Das selbstbetitelte Debütalbum begeistert mit dunklen, energetischen Grooves und psychedelischer Intensität, die Killing Joke eine treue Fanschar sichert. Nach dem 1982er Album "Revelations", auf dem Guy Pratt den Bass von Youth übernimmt, offenbart Frontmann Coleman der Band, dass der Weltuntergang kurz bevor stünde und er die letzten Tage der Welt in Neuseeland zubringen möchte. Auch Geordie und Ferguson verfallen der okkulten Logik ihres Frontmannes und machen sich auf nach Neuseeland.
1983 ist die Welt immer noch nicht untergegangen und so treffen sich Killing Joke in London wieder (inzwischen mit Paul Raven am Bass), wo "Fire Dances" entsteht. Mit der erwähnten Hitsingle "Love Like Blood" vom 85er Album "Night Time" noch in aller Munde wird es in den nächsten Jahren ruhig um die Band. Im Anschluss an den viel gelobten Longplayer "Extremities, Dirt & Various Repressed Emotions", auf dem Martin Atkins (Ex-Public Image Ltd.) an den Drums debütiert, zerfällt die Band 1990 aufgrund der stark unterschiedlichen Interessen.
Sänger Coleman studiert in Leipzig und Ägypten orientalische Musik und feiert als Komponist für das Auckland Philharmonic Orchestra in Neuseeland einige Erfolge. Nebenbei verfolgt er auch allerlei Soloaktivitäten. Youth hat inzwischen das Goa-Trance-Label Dragonfly gegründet und betätigt sich nebenbei als Produzent von The Verve. Paul Raven mischt bei Prong mit und Geordie hätte beinahe die Nachfolge von Jim Martin bei Faith No More angetreten.
Es erscheinen eigentlich kontinuierlich weitere Alben von der Band (zum Teil Studialben, zum Teil aber auch nur aufgewärmtes Material), jedoch ist der Stern der Band weiter am sinken. Im Gespräch hält sich der Name Killing Joke eher durch den Rechtsstreit mit Nirvana, weil deren "Come As You Are" doch sehr verdächtig nach "Eighties" klingt, und durch Metallica, die "The Wait" covern. 2001 machen die ersten Gerüchte über einen Reunion die Runde, aber so recht kommt die Sache zunächst nicht in Schwung, obwohl Jaz und Geordie mit den beiden ehemaligen Prong-Recken Paul Raven und Ted Parson aufnehmen. Die beiden vertreiben sich die Zeit zwischendurch auch bei Godflesh.
2003, nach achtjähriger Pause, sind Killing Joke wieder am Start und rocken besser denn je. Neben den Gründungsmitgliedern Coleman, Youth und Geordie sitzt bei "Killing Joke 2003" mit Dave Grohl ein bekennender Killing Joke-Fan für ein paar Songs an den Drums. Als Produzent gewinnt das Quartett Andy Gill, der auch schon Gang Of Four oder den Red Hot Chili Peppers den letzten Schliff verpasst.
So langsam scheinen Killing Joke wieder auf den Geschmack zu kommen, denn Ende September 2005 feiern sie mit "XXV Gathering: Let Us Prey" ihr 25-jähriges Jubiläum, dem noch eine DVD und 2006 sogar ein neues Studioalbum folgt. Zuvor sind sie aber für ein paar Dates mit den ebenfalls wiedervereinigten Mötley Crüe unterwegs. Hinter den Kesseln sitzt dabei Ben Clavert, der inzwischen auch fest zum Line-Up gehört.
Das neue Album nehmen sie in den Faust Studios in Prag auf und bringen darauf neun neue Meisterwerke unters gierige Volk. "Hosannas From The Basements Of Hell" ist ab Ende März zu haben und eine Europatour steht für April an. Deutschland steht dabei aber nur mit einem einzigen Gig auf der Karte.
Als im Oktober 2007 Bassist Paul Raven an einem Herzinfarkt verstirbt, kommt die Idee zur Reunion im Original-Line-Up wieder auf, und Geordie, Youth und Paul schreiben zusammen mit Jaz ein neues Album. Bereits 2008 spielen sie die ersten Gigs zusammen, konzentrieren sich dabei aber auf die Songs der Frühphase. Bis dann Anfang Oktober 2010 der Frischling "Absolute Dissent" vorliegt.
Wie es scheint, haben die Briten wieder Blut geleckt, denn schon 2012 kommt der nächste Langspieler "MMXII". Wieder zwei Jahre später steht "Pylon", Album Nummer 15, in den Läden. Und die Post-Punk/Goth Rock-Institution wird dazu zum Gegenstand des Dokustreifens "The Death and Resurrection Show", der offiziell 2015 erscheint.
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