laut.de-Kritik
Solides Cover-Album ohne große Höhepunkte.
Review von Artur SchulzKim Wilde ist ihrer Zeit als Wave-Ikone längst entwachsen. Mehr und besser noch: sie hat es nicht nötig, gleich der Heerschar anderer Ex-Stars zeitlebens mit immer denselben alten Hit-Kamellen um ein Gnadenbrot zu betteln. Besonders als Landschafts-Architektin und anerkannte Autorin von Gartenbüchern hat sie sich vom Showgeschäft emanzipiert.
Dennoch bringt sie sich sporadisch immer wieder mit einer Rückkehr auf die große Bühne ins Gespräch. Sei es 2003 im Verbund mit Nena, oder 2006 bzw. 2010 durch die Longplayer "Never Say Never" und "Come Out And Play". "Snapshots" reiht sich 2011 ein in die nicht enden wollende Flut reiner Cover-Alben. Kim bedient sich dabei einer Reihe persönlicher Lieblingssongs verschiedener Jahrzehnte.
"It's Alright" von East 17 gewinnt sie nichts Neues ab, das in fröhliche Disco umtransformierte "In Between Days" von The Cure macht schlichtweg Spaß. Dank schlanker Produktion und Kims unverwechselbarer, nasaler Stimme kommt kräftig Stimmung auf. Tasmin Archers "Sleeping Satellite" hüpft in nicht gerade innovativen Synthie-Sounds umher.
"To France", der einstige Mike Oldfield-Megahit-Popper, braucht eine Wiedererweckung so nötig wie die gesamte restliche Folk/Gniedelgitarren-Kitschphase des Pomp-Komponisten. Vor allem, wenn - wie hier - mit äußerst üblen "Lalala"-Parts unterlegt.
Fraglos löblich, dass die Britin nicht ausschließlich auf sattsam bekannten Dudel-Hits der Charts-Historien zurückgreift. Doch auch der Sucher-Blick auf kleine Perlen löst in den "Snapshots" kein musikalisches Blitzlichtgewitter aus. Kim punktete in der Vergangenheit mit einer häufig nicht besonders ausdrucksvollen, doch oft sehr charmanten Singstimme. Die ist hier weiterhin aufzufinden. Reißt aber eben auch nichts heraus, wenn der eigentliche Song - oder die Umsetzung - zu wenig hergeben.
Blacks "Wonderful Life" geriet in den Achtzigern zum Schmuse-Superhit - Kims Version rauscht, leicht gelangweilt und zu glatt inszeniert, am Hörer vorbei. "Remember Me" (Diana Ross) nötigt schon nach den ersten Ohrenkrebs-Wumm-Beats zum Weiterskippen. Bowies Frühsiebziger-Werk "Kooks" überzeugt (im Duett mit Hal Fowler) als gefälliges, mit reichlich akustischer Gitarre ausgestattetes Sing-A-Long.
In ungewohntem Arangement-Gewand entzückt der alte Dionne Warwick-Schmachter "Anyone Who Had A Heart". Und wartet dank konsequent verhalltem und Synthie-verwirbeltem Sound mit tatsächlich neuen - und sogar dunklen - Aspekten auf.
Kim und ihr Producer-Team liefern mit "Snapshots" ein solides, wenn auch kaum aufregendes Pop-Album ab. Die Landschafts-Gärtnerin setzt zwar gekonnt eine Reihe hübsch bunter Song-Stiefmütterchen ins Musik-Beet, doch wirklich einzigartige Cover-Rosen wollen einfach nicht zur Blüte reifen.
3 Kommentare
Sehen wir es mal so: Wäre jemand wie Dieter Bohlen hinter Wilde und würde dieser sich um das zu covernde Material kümmern, wäre dieses Album weitaus belangloser. Für ein Album wie dieses wurden Musikbörsen, wo man sich die Songs rauspicken kann, gemacht.
Wenn mal ein Album die 1er-Wertung verdient hat, dann dieses. Was für ein Haufen Kacke. Sollten in den nächsten Tagen Robert Smith, Brett Anderson und/oder Pete Shelley erhängt in ihrer Wohnung aufgefunden werden: Das hier ist der Grund.
Robert Smith wird sich nie erhängen. Er wird sich zu Mothra-Smith verwandeln und mit dem fiesen Mob die Sache "ausramboen".